Jackpot - Mi. 24.04. - ARD: 20.15 Uhr

Klein, gemein und aus Deutschland

19.04.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Im März 2021 lief ein Thriller im Ersten, der sich ungeheuer authentisch und in seiner fiesen Logik erfrischend gemein anfühlte: Rosalie Thomass kämpft in "Jackpot" um eine Sporttasche mit 600.000 Euro, die für ein besseres Leben reichen sollen. Nun ist der Top-Genrefilm noch einmal zu sehen.

Man kennt das ja: Mancher Schauspieler wurde und wird gerne als Täter besetzt. Thomas Loibl ist einer von ihnen, und das bestätigt sich denn auch gleich zu Beginn des ARD-Thrillers "Jackpot" von 2021. Seine Figur erschießt einen Widersacher, der dem kriminellen Geldeintreiber über 600.000 Euro geklaut hat. Blöderweise bringt ihm der Mord das Geld nicht zurück. Der Dieb hatte seinen Fluchtwagen auf einem Behindertenparkplatz abgestellt, der kurz darauf von Abschleppdienst-Mitarbeiterin Maren (Rosalie Thomass) entfernt wurde. Emily Atefs großartiger Genre-Film "Jackpot", der für den Deutschen Fernsehpreis nominiert war, ist nun noch einmal zur besten Sendezeit zu sehen.

Die liebenswert handfeste Maren befindet sich in einer Art Rehabilitations-Modus. Der nette, ältere Gerhard (Hilmar Eichhorn) hat die junge Frau eingestellt, obwohl sie zuvor im Knast saß. Und Maren braucht diesen Job, weil ihr Mann Dennis (Friedrich Mücke) nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und das Laufen erst mühsam wieder lernen muss. Als Maren die Tasche mit dem vielen Geld im Wagen findet, nimmt sie es mit nach Hause. Man könnte Dennis' kostspielige Therapie damit bezahlen.

Als dieser von dem "Glücksfund" seiner Frau erfährt, will er mit Abschleppunternehmer Gerhard sprechen, um die Sache rückgängig zu machen. Gleichzeitig ist Fiesling Henning (Loibl) längst auf der Spur der "Abschlepper", um sich die 600.000 wiederzuholen. Auch bei ihm soll der Geldsegen den Start in ein neues Leben ermöglichen. Mit Frau und kleiner Tochter will sich der Killer im Ausland eine legale, friedliche Existenz aufbauen. Dafür ist er bereit, jegliche Hindernisse kompromisslos aus dem Weg zu räumen.

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Jenseits der Klischees

"Jackpot" ist ein Film, wie man ihn leider allzu selten aus Deutschland zu sehen bekommt. Eine wunderbar ausgedachte Kurzgeschichte mit Thrillerhandlung, bei der man ob ihrer Wendungen und vielen kleinen Szenen nebst stimmiger Charakterschilderungen nie das Gefühl hat, dem tausendsten Krimi- oder Thrilleraufguss beizuwohnen. Sämtliche Figuren fühlen sich echt und lebenswirklich an. Schauspielerin Rosalie Thomass gefiel an der Rolle unter anderem, dass hier Figuren zu sehen sind, die weder aus einer bürgerlich reflektierten Mitte der Gesellschaft kommen noch aus klischeehaft gezeichneten prekären Verhältnissen.

"Jackpot" riecht und schmeckt nach amerikanischen Kurzgeschichten von Raymond Carver oder Cormac McCarthy. Erdacht hat sie ein junger Drehbuchautor: Frédéric Hambalek, geboren 1986 in Karlsruhe, schrieb schon den brillanten Albrecht Schuch-Krimi "Der Polizist und das Mädchen" (ZDF, 2018) sowie zwei Folgen der Serie "4 Blocks". Zuletzt schrieb er das Kammerspiel "Der neue Freund" mit Corinna Harfouch und Karin Hanczewski, das im Herbst 2023 im Ersten lief und noch in der Mediathek abrufbar ist.

Inszeniert hat "Jackpot" Emily Atef, die nicht nur den vielfach preisgekrönten Romy Schneider-Film "3 Tage in Quiberon" in ihrer Biografie stehen hat, sondern auch herausragende Krimis wie den Frankfurter "Tatort"-Fall "Falscher Hase".

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