25.12.2024 von SWYRL/Maximilian Haase
Andrea Sawatzki und Christian Berkel sind privat ein Paar - und harmonieren auch als Schauspieler vor der Kamera, wie der dritte Film ihrer gemeinsamen TV-Reihe abermals beweist. In "Entführen für Anfänger" versucht sich das Duo diesmal in einer turbulenten Krimikomödie.
Sie sind schon lange glücklich verheiratet, doch auch vor der Kamera harmonieren sie als traumhaftes Duo: Andrea Sawatzki und Christian Berkel zeigen seit Jahren eindrücklich auf, dass man Liebe und Arbeit anscheinend ziemlich gut verbinden kann. Abermals beweist das ihr neuer gemeinsamer Film "Entführen für Anfänger" - es ist die dritte Komödie einer losen Reihe, in der die beiden beliebten Darsteller jedoch immer andere Figuren verkörpern. Gaben sie in "Scheidung für Anfänger" (2018) noch ein in Trennung begriffenes zankendes Ehepaar und in "Sportabzeichen für Anfänger" (2021) zwei wetteifernde Eltern, wagen Berkel und Sawatzki nun "zwischen den Jahren" einen Ausflug ins populäre Genre der Krimikomödie. Eine Entführung läuft in dem wendungsreichen Film unter Regie von Hans Hofer gehörig schief ...
Wieder bilden Berkel und Sawatzki ein Gespann der besonderen Art - dessen Verhältnis sich aber umständehalber um 180 Grad dreht. Denn eigentlich wollte der zuvor unauffällige Chefbuchhalter Adam Lansky (Berkel) die schillernde Evelyn Moser (Sawatzki) ja kidnappen, um eine Million Euro Lösegeld von ihrem berühmten Mann, dem Schönheitschirugren Rob Moser (herrlich eitel: Fritz Karl), zu erpressen. Dem nämlich gehört das Beauty-Imperium, für das Adam tätig war, bevor er nach 39 Jahren treuem Dienst plötzlich entlassen wurde. "Jetzt übernimmt die KI nahtlos die gesamte Buchhaltung", lächelt der arrogante Boss noch.
Aus Rache entführt der Geschasste die prominente Beauty-Gattin von einer Party und hält sie im Keller gefangen. Gar nicht so einfach, wehrt sich die taffe Geisel doch mit allen Mitteln ("Ich habe keine Angst!", "Amateur!"). Bis sich herausstellt: Der wohlhabende Klinikchef will seine Frau gar nicht zurück, schließlich hat er sie längst durch ein jüngeres Modell ersetzt, sowohl als Star seiner Klinik als auch privat, Auf Rache sinnt nun auch Evelyn - und verbündet sich nach einem actionreichen Disput kurzerhand mit ihrem Entführer.
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Vergnüglicher Twist
Aus diesem vergnüglichen Twist entspinnt das rastlose Drehbuch von Christian Jeltsch fortan eine so unterhaltsame wie alberne Geschichte, die sich irgendwo zwischen Entführungsgroteske, Rachekomödie und Heist-Movie bewegt. Während Adam ob der ungeplanten Entwicklungen kalte Füße zu bekommen scheint, nimmt Evelyn die Sache einfach selbst in die Hand - und zieht ihren Ex-Entführer mit. Ins Visier der Betrogenen und ihres vormaligen Kidnappers geraten die gut gefüllten Offshore-Konten des selbstsüchtigen Beauty-Docs.
Ein guter Plan muss her. Und der involviert so allerlei Genretypisches: eine ausgefuchste Strategie, Rache am Schurken, allerlei Herumgeschleiche, zahlreiche Missgeschicke und -verständnisse - sowie zwei hübsch verkleidete Hauptfiguren, deren Tarnung bisweilen für allerlei Verwechslungshumor sorgt. Getragen wird der Film natürlich vom erneut kongenialen Duo Berkel/Sawatzki, das mit Slapstick und Dialogwitz überzeugt. Kleine Kostprobe: "Was soll die Scheiße?" - "Ich bring mich um" - "Ok, bringen Sie sich um" - "So kann ich das jetzt nicht mehr".
Sawatzki gibt die laufend fluchende, entthronte Beauty-Queen ("Fuck!" gehört zu ihren Lieblingsausrufen), Berkel den verstockten Bürokraten mit Hang zum Perfektionismus. Die Rollen sind ihnen auf den Leib geschneidert - und wie schon in den Vorgängerfilmen ist es eine große Freude, den beiden dabei zuzusehen, wie sie von Feinden zu Komplizen werden. Derweil fungieren Sidekicks wie die rheinländisch plappernde Nachbarin ("Sind Sie jetzt schwul oder wat?"), die Verdacht schöpfende Stieftochter und die ebenfalls auf blutige Rache am Chef sinnende Mitarbeiterin als witzige Stichwortgeber in einem toll besetzten Ensemble.
Persiflage auf die Schönheitsindustrie
"Entführen für Anfanger" funktioniert nicht nur als sehenswerte Krimikomödie, sondern auch als Persiflage auf die Schönheitsindustrie und deren Charaktere. Der gockelhafte Chef des Imperiums mit seinem süffisanten Lächen ("Moser-Brüste, großartig!"), die sensationsgeile Medienmeute, die nach Schönheits-OPs süchtigen Stars: All das ist natürlich heillos überzeichnet, zugleich aber in Zeiten von Social-Media-Influencern so nah an der Wahrheit wie nie.
Um Gesellschaftskritik geht es dem aktuellen Teil der "Für Anfänger"-Reihe - die man mittlerweile sicher so nennen kann - aber nur am Rand. In erster Linie liefert das Traum-Duo Berkel/Sawatzki wieder abwechslungsreiches Entertainment für die ruhigen Tage vor dem Jahreswechsel. Eine Tradition, die gerne weitergeführt werden darf.