"Black Bag - Doppeltes Spiel"

Land oder Liebe

12.05.2025 von SWYRL/Christopher Diekhaus

Michael Fassbender und Cate Blanchett belauern sich in Steven Soderberghs neuem Film als Ehepaar, das im Agentenbusiness tätig ist. Schwungvoll inszeniert, gut gespielt und mit Humoreinschüben versehen, lässt der Thriller keine Langeweile aufkommen.

Für eine Zeitlang hatte sich Steven Soderbergh vom Kino verabschiedet. Inzwischen ist der Schöpfer prägender Werke wie "Traffic - Macht des Kartells" (2000) aber wieder voll dabei. Nach seiner von 2013 bis 2017 andauernden Leinwandpause realisierte er jedes Jahr mindestens einen Spielfilm. Dass der ursprünglich aus der Independent-Szene kommende US-Amerikaner noch immer positiv überraschen kann, beweist er vor allem mit seiner jüngsten Arbeit "Black Bag - Doppeltes Spiel".

In Soderberghs Heimat blieb der Agententhriller an den Kinokassen hinter den Erwartungen. Einen Blick wert ist die Spionagegeschichte aus der Feder von Drehbuchroutinier David Koepp (unter anderem "Mission: Impossible" und "Panic Room") aber schon deshalb, weil sie so anders ist als die Genreextravaganzen eines James Bond. Statt aufwendiger Actionszenen, pompöser Schauplätze und irrer Schurken mit Welteroberungsplänen stehen hier die Beziehungen und die Winkelzüge der Hauptfiguren im Mittelpunkt. Alles ist eine Nummer kleiner, intimer - was dem Unterhaltungswert keinen Abbruch tut.

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Verzwickte Mission

Michael Fassbender, der vor Kurzem in David Finchers "Der Killer" (2023) einen bestens organisierten Auftragsmörder spielte, verkörpert bei Soderbergh eine ähnlich kontrollierte Figur. Der Unterschied: Sein edel gekleideter, Emotionen im Zaum haltender George Woodhouse ist kein Krimineller, sondern ein britischer Eliteagent, der gleich zu Beginn einen hochbrisanten Auftrag erhält. Ein von seiner Behörde entwickelter, geheimer Computervirus namens Severus, der eine atomare Kernschmelze herbeiführen kann, droht in die falschen Hände zu geraten.

Schuld daran ist ein Maulwurf in den eigenen Reihen, den es schnellstmöglich zu enttarnen gilt. Unter den fünf verdächtigen Personen befindet sich auch Georges Ehefrau Kathryn (Cate Blanchett), für die er angeblich alles tun würde. Aber: Hat diese Aussage auch Bestand, sollte die Liebste zu einer Gefahr für die nationale Sicherheit werden? Kurzerhand lädt der Topspion alle potenziellen Verräter zu einem Abendessen ein, um ihnen auf den Zahn zu fühlen. Dank eines in die Speise gemischten Mittels, das Hemmungen abbaut, geht es schnell hoch her. Als George wenig später von einer Dienstreise seiner Gattin nach Zürich erfährt, will er noch genauer hinschauen.

"Black Bag - Doppeltes Spiel" schlägt einige Haken. Mit einer Laufzeit von knapp 90 Minuten ist der Agentenfilm allerdings erstaunlich kompakt geraten. Während James Bond rund um den Globus hetzt, trägt Georges Mission eher kammerspielartige Züge. Die Zahl der Locations ist überschaubar. Selten sind sie spektakulär. Und die Handlung erstreckt sich über den Verlauf einer Woche. So viel Zeit bekommt George, um den Verräter zu finden.

Spannend und auch ein bisschen lustig

Weltpolitische Themen und moralische Überlegungen scheinen hier und da durch. Seinen Reiz bezieht der Thriller aber vor allem aus dem gegenseitigen Belauern der Agenten, ihren versteckten Absichten und der Frage, was Vertrauen und Loyalität eigentlich bedeuten. Versierte Darsteller, darunter Ex-Bond-Mime Pierce Brosnan als aalglatter Vorgesetzter, stemmen ein Intrigenspiel mit gut austarierten Spannungsmomenten und pointierten Dialogen. Immer wieder schleicht sich zudem Situationskomik in das Geschehen ein. Am Ende steht zwar kein neues Meisterwerk von Soderbergh. Sehr wohl liefert der nicht zum ersten Mal unter Pseudonymen auch Kamera und Schnitt verantwortende Regisseur aber leichtfüßig inszeniertes Starkino von gehobener Güte ab.

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