Sportjournalist im Interview

Marcel Reif: "Antisemitismus bedroht nicht nur Juden, sondern unser Selbstverständnis"

28.11.2025 von SWYRL/Maximilian Haase

Vor knapp zwei Jahren hielt Marcel Reif zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag eine vielbeachtete Rede, in der er von seinem Vater erzählte. Warum dessen Maxime "Sei a Mensch" heute wichtiger denn je scheint, und wie der Auftritt bis heute nachhallt, beschreibt der Sportjournalist im Interview.

Es kommt nicht oft vor, dass im Bundestag viele Tränen vergossen werden. Einen dieser seltenen Momente konnte man im Januar 2024 beobachten, als Marcel Reif anlässlich des Holocaust-Gedenktages eine bewegende Rede hielt. Der beliebte Sportjournalist, plötzlich in gänzlich anderer Rolle als sonst, erzählte vor ergriffenem Plenarsaal von seinem jüdischen Vater, der ihm trotz traumatischer Erfahrungen einst eine unbeschwerte Kindheit im Land der Täter ermöglichte. Weil er schwieg - über die Verfolgung durch die Nazis und seine Rettung vor dem KZ in letzter Sekunde, über den auch nach dem Krieg grassierenden Antisemitismus und darüber, dass ein Großteil der Familie während der Shoah von den Deutschen ermordet wurde. Nur eine Maxime gab er dem jungen Marcel auf den Weg: "Sei a Mensch".

Diese so kurzen wie eindrücklichen jiddischen Worte, die Reif in seiner viel beachteten Rede zitierte, hallen bis heute nach. Fast täglich spreche man ihn auch knapp zwei Jahre später darauf an, so der 76-Jährige, der 2026 für den History-Channel als Co-Schirmherr des "History-Awards" fungiert. Prämiert werden Schülerinnen und Schüler für ihre Videoprojekte (Anmeldung noch bis 31. Dezember, Infos unter history.de), die unter ebenjenem Motto "Sei ein Mensch!" stehen sollen. Warum diese humanistische Aufforderung ein derartiges Eigenleben entwickelte, und warum sie heute wichtiger denn je ist, erklärt Marcel Reif im Gespräch über seine Rede, seine Familiengeschichte und das Schweigen seines Vaters.

teleschau: Herr Reif, im Januar 2024 hielten Sie zum Bundestag bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus eine Rede, die bis heute nachhallt. Hätten Sie mit derartigen Reaktionen gerechnet?

Marcel Reif: Nein. Weil ich mir vor und während der Rede keine Gedanken über eine Wirkung gemacht habe. Das möchte ich dringend betonen: Mir ging es um keinen einzigen Effekt. Dabei ist mir Eitelkeit nicht fremd, mein gesamtes Berufsleben besteht darin, dass ich auftrete, und die Leute sollen es gut finden. Aber ich dachte nicht eine Sekunde daran, ob Frau Baerbock weinen könnte. Nicht im Geringsten ging es um einen Effekt. Was dann daraus geworden ist, das hat mich im Nachhinein erstaunt. Aber damals habe ich die Rede gehalten, weil ich mich davon habe überzeugen lassen, dass es wichtig und richtig ist.

teleschau: Was hat Sie überzeugt, im Bundestag zu sprechen?

Reif: Die Tatsache, dass die zweite Generation ihre Sicht wird weitertragen müssen. Weil die erste Generation nicht mehr lange lebt. Und mir wurde irgendwann klar: Bei dieser Gedenkveranstaltung gibt es im Bundestag Präsenzpflicht, alle müssen da sein und dunkle Anzüge respektive Kleider tragen. Es kommt ein Streichquartett und spielt ernste Musik, alle gucken betreten, hören sich zwei Reden an und gehen danach wieder. Dann ist es irgendwann "nur" noch ein Datum. Aber es geht ja auch um gesellschaftliche Entwicklungen und darum, was aus diesem Land wird.

teleschau: Sie hielten die Rede nicht nur anlässlich der Gedenkstunde, sondern auch in Zeiten rechter Wahlerfolge und zudem wenige Monate nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023. War es rückblickend auch die richtige Rede zur richtigen Zeit?

Reif: Jedes Ereignis ist eingebunden in seine Zeit. Meine Rede hielt ich in einem Spannungsfeld. Es ging auch um die Reaktionen auf den 7. Oktober, gerade auf deutschen Straßen. Es ging darum, dass hierzulande das Thema Antisemitismus wieder spruchreif wird. Aber es hält darüber hinaus an, und das ist das Wichtige. Und es wurde auch als etwas verstanden, das über diesen Moment hinausweist. Doch Sie werden mich nicht davon überzeugen können, dass das mein Verdienst ist.

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"Drei läppische Worte, die aber so eine Wucht entwickeln"

teleschau: In Ihrer Rede ging es vor allem um Ihren Vater, dessen von Ihnen zitierter Satz "Sei' a Mensch" medial vielfach ins Zentrum gestellt wurde und nun etwa auch das Motto des History-Awards ist, dessen Schirmherr Sie sind. Wie ist es für Sie, dass dieser sehr persönliche Satz nun ein öffentliches Eigenleben entwickelt?

Reif: Es ist der Satz meines Vaters. Alle Meriten und Lobeshymnen darüber lasse ich nicht an mich ran. Nicht, weil ich gar so bescheiden wäre. Es ist eine eigene Welt - und die gehört eigentlich meinem Vater und mir. Der Satz ist ja kaum ein Satz, drei läppische Worte, die aber so eine Wucht entwickeln. Und darüber bin ich glücklich. Weil es zeigt, dass viele Menschen das verstehen.

teleschau: Ein universeller Humanismus, sozusagen.

Reif: Es vergeht kaum ein Tag, dass mich nicht jemand auf der Straße, im Flugzeug oder sonst wo auf diese Rede anspricht. Das ist faszinierend, und vor allem macht es Hoffnung. Es war ja keine lustige Schaunummer, sondern die Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus. Dass das so viele Menschen an sich ranlassen und mitbekommen haben, ist nicht mein Verdienst. Aber die daraus entstandene Wirkung tut diesem Land gut - bei vielen Dingen, die nicht so gut sind.

teleschau: Trotzdem wollten Sie die Rede erst gar nicht halten. Warum?

Reif: Ich war wild entschlossen, es nicht zu machen. Weil mein Vater nicht sprechen wollte über die Dinge, die ihn betrafen. Mich betrafen sie als Sohn. Ich bin aber kein Handlungsreisender in Sachen "Mein Vater hat den Holocaust überlebt". Sondern ich bin ein Wohlstandszögling aus der Nachkriegszeit, dem seine Eltern ein sorgenfreies, fröhliches Aufwachsen ermöglicht haben. Auch durch dieses Schweigen meines Vaters. Wenn mein Vater schweigen wollte - wer bin ich da, mich hinzustellen und zu reden? Ich dachte reflexhaft, ich solle für meinen Vater sprechen. Und das würde ich nicht im Traum tun. Zum anderen dachte ich: Wer bin ich, dass ich nach der Holocaustüberlebenden Eva Szepesi sprechen kann? Was könnte ich Zwerg sagen, dass angesichts so viel menschlicher Größe nicht sofort verdampft? Diese Zweifel waren alle völlig angemessen.

teleschau: Wie änderten Sie Ihre Meinung dennoch?

Reif: Die Überzeugungsarbeit hat funktioniert. Die damalige Bundestagspräsidentin hat mir mit guten und wichtigen Argumenten weitergeholfen. Ich habe eingesehen, dass es nicht darum geht, wie ich die Dinge bewerte. Sondern darum, etwas weiterzutragen. Und wenn ich das als zweite Generation nicht tue, wird es irgendwann stumm. Das darf nicht sein. Daher bin ich froh, es gemacht zu haben.

teleschau: Bereiteten Sie sich besonders vor?

Reif: Ich fragte mich natürlich zunächst, was ich erzählen soll. Mir ging es als Kind doch gut. Ich wusste natürlich, was und wie es geschehen war - die Geschichte meines Vaters steht ja stellvertretend für viele Überlebende der ersten Generation. Aber ich konnte keine Grundsatzrede halten. Also erzählte ich meine persönliche Geschichte. Am Morgen der Rede wollte ich sie meiner Frau vorlesen. Die meinte nur: "Du musst doch die Rede nicht proben, du doch nicht." Ich erwiderte, dass es nicht darum gehe, sondern um zwei oder drei Stellen, die ich üben muss. Weil ich nicht weinen möchte.

teleschau: Warum nahmen Sie sich das vor?

Reif: Weil es nicht um meine Emotionen ging. Ich gebe nur etwas weiter, und die Menschen sollen sich keine Gedanken darum machen, wie es mir gerade geht. Und ich wusste, es gibt diese Stellen, bei denen ich Mühe haben würde. Die hatte ich auch, aber ich habe es sehr ordentlich hingekriegt, mich nicht wichtiger zu nehmen, als ich es in dem Moment war.

teleschau: Danach waren sie in einigen Talkshows zu Gast, gaben Interviews, sprachen öffentlich über Details und Hintergründe. Hat sich der Blick auf Ihre Familiengeschichte in den Monaten nach der Rede noch einmal verändert?

Reif: Ja, der Blick ist umfassender geworden. Ich lasse es jetzt mehr an mich ran. Und ich sehe das Ganze, etwa welche Rolle meine Mutter spielte. Das liegt auch daran, dass ich älter werde und mehr Zeit habe, Dinge in einem größeren Zusammenhang zu sehen als nur das Episodenhafte. An der Bewertung und Haltung hat sich aber wenig geändert.

"In diesem Lande ist immer noch einiges falsch"

teleschau: Sie dankten in Ihrer Rede Ihrem Vater für sein Schweigen. Wäre Ihr Leben ein anderes gewesen, wenn er nicht geschwiegen hätte?

Reif: Ja, und das wollte er ja verhindern. Das war seine Intention: Dass meine Schwester und ich in diesem Land, dem Land der Täter, nicht anders aufwachsen. Dass unsere Kindheit und Jugend genauso sorglos und unproblematisch verlaufen sollen, wie sie verlaufen sind.

teleschau: Erinnern Sie sich an einen Moment, an dem Sie zum ersten Mal gezwungen waren, sich mit der Familiengeschichte auseinanderzusetzen?

Reif: Das erste Mal tat ich das bewusst, als ich beim ZDF anfing und als Reporter durch die Welt reisen sollte. Es war die Zeit, in der die PLO die Flugzeuge entführte und in die Luft jagte. In meinem Pass stand nach Marcel auch mein zweiter Vorname Nathan. Damals sagte ich zu meiner Mutter, dass ich eigentlich nicht der Erste sein will, der im Flugzeug nach vorne gebeten wird von den Herren mit dem Tuch. Und so habe ich meinen zweiten Vornamen aus dem Pass entfernen lassen. Da spürte ich zum ersten Mal eine Konsequenz aus der Vergangenheit und den Tatsachen meiner Familie.

teleschau: Geschah das Schweigen über die jüdische Identität auch aus einer Angst heraus?

Reif: Ja, schon. Meine Mutter hat mir mal gesagt: "Musst du denn immer erzählen, dass dein Papa Jude war?". Als ich die Wucht dieser Aussage begriffen habe, hat mich das zutiefst deprimiert. Aber ich kann ihr keinen Vorwurf machen. Daran sah ich: In diesem Lande ist immer noch einiges falsch. Sonst käme sie nicht auf einen solchen Gedanken.

teleschau: Sorgen Sie sich heute, nach dem 7. Oktober und auch nach Ihrer Rede, manchmal um Ihre persönliche Sicherheit?

Reif: Nein, null. Das empfinde ich nicht. Aber wenn sich meine Cousine in Tel Aviv in diesen Zeiten am Telefon Sorgen um mich macht, weiß man, dass hier irgendwas schiefläuft. Mein älterer Sohn wies mich nach der Rede auch darauf hin, dass ich ja oft S-Bahn fahre und so weiter. Aber wenn ich das anfange, werde ich paranoid. Ich fahre jeden dritten Tag in Berlin mit dem Bus am Jüdischen Museum vorbei, das ist geschützt wie Fort Knox. Und das im Jahr 2025 in Deutschland. Das macht mir jedes Mal Übelkeit.

teleschau: Zuletzt sind antisemitische Einstellungen hierzulande wieder stark angestiegen. Hatten Sie je die Hoffnung, dass es besser werden würde - oder war Ihnen auch mit Blick auf Ihre Familiengeschichte immer klar, dass der Antisemitismus unter der Oberfläche nach wie vor brodelt?

Reif: Mein Vater wusste immer, dass es den einen oder anderen Neonazi, den einen oder anderen Antisemiten immer geben wird. Das gehört, genau wie andere -ismen, zur Natur des Menschen. Dass sich aber in Deutschland wieder diese Art von Antisemitismus breitmachen würde, ließe ihn im Grab rotieren - und mich macht es fassungslos. Das müssen wir dringend immer wieder adressieren. Denn Antisemitismus bedroht nicht nur Juden, sondern unser Selbstverständnis. Das Selbstverständnis dieses neuen, anderen Deutschlands. Wenn das Raum greifen darf, und das darf es zu sehr, macht mich das stockwütend. Denn das hat mein Vater nicht verdient. Das haben die Ermordeten - sechs Millionen Mal ein Mensch, ich hasse den Ausdruck "sechs Millionen" - nicht verdient. Auch das habe ich aus der Rede gelernt: Dass ich mich nicht verstecken kann, dass ich das nicht als meine private Geschichte abtun kann.

teleschau: Ist Ihnen daraus eine Art Pflichtbewusstsein erwachsen, die Geschichte weiter in der Öffentlichkeit zu teilen?

Reif: Ja. Einen Rückzug ins Private gibt es nicht. Ich bin eine öffentliche Figur, ob mir das nun passt oder nicht. Ich wurde ja auch zur Rede eingeladen, weil der Fußball noch Menschen zusammenbekommt. Und wenn das nun so funktioniert hat, dann kann ich mich danach nicht wieder zurückziehen. Ich gehe in Schulen, und am Ende sage ich den Schülern: Niemand kann euch verantwortlich machen, für das was war. Aber wenn es sich wiederholt, dann ist jeder von euch verantwortlich. Das geht alle etwas an.

"Ich will den Fußball nicht überfordern"

teleschau: Wo Sie gerade vom Fußball sprechen: Wie viel Politik verträgt der Sport, und wie kann Fußball möglicherweise zur Aufklärung beitragen?

Reif: Das ist ein Spannungsfeld. Ich will den Fußball nicht überfordern. Der kann nicht alles leisten. Familienersatz, Religionsersatz - manchmal ist es zu viel, was er leisten soll. Auf der anderen Seite hat der Fußball ein derartiges Aufmerksamkeitslevel, dass ich es für völlig richtig halte, das bisweilen zu nutzen. Manche sagen, man muss die Politik aus dem Fußball raushalten. Dabei ist Fußball doch Teil dieser Gesellschaft, er findet im öffentlichen Raum statt. Da kann er sich gar nicht raushalten.

teleschau: Beobachten Sie politische Entwicklungen in den Stadien?

Reif: Bisweilen lese ich darüber. Antisemitismus in den Stadien hält sich in Deutschland in sehr guten Grenzen, auch nach dem Gazakrieg. Gerade im Vergleich zu anderen Ländern. Es gibt eine Sensibilität und auch Ultragruppen, denen manches nicht gefällt, und die das Bewusstsein für derlei Dinge schärfen.

teleschau: Sie erwähnten vorhin, dass Sie fast täglich auf Ihre Rede angesprochen werden. Hat das Thema dahingehend den gemeinsam von Ihnen und Günther Jauch kommentierten Torfall von Madrid im Jahr 1998 abgelöst - und hat sich entsprechend die Wahrnehmung Ihrer Person geändert?

Reif: Ja, und ich möchte das jetzt nicht beklagen, dass der Torfall abgelöst wurde. Aber auch dafür brauche ich mich nicht zu schämen. Das eine hängt ja auch mit dem anderen zusammen: Hätte der Torfall damals nicht diese Aufmerksamkeit entwickelt, die auch bei den Älteren noch nachhallt, dann wäre die Überraschung über diese Rede vielleicht eine andere gewesen. Aber das bewerte ich nicht, beides ist Teil meines Lebens und dessen, was das Leben mit mir gemacht hat. Ich habe ja weder das Tor umgeworfen noch mich um diese Rede gerissen.

teleschau: Aber in beiden Fällen fanden Sie die richtigen Worte, Sie erhielten sogar den Rednerpreis 2024. Haben Sie diese neue Rolle in der Erinnerungskultur inzwischen so professionalisiert, dass Sie damit Ihren Arbeitsalltag planen?

Reif: Ich werde ausschließlich angefragt, bei vielen Dingen muss ich auch absagen. Ich kann nicht in jede Schule fahren. Was ich leisten kann, versuche ich. Ich sage nicht Nein, wenn ich Ja sagen könnte.

"Ich bin unendlicher Optimist, was die Jungen angeht"

teleschau: Setzen Sie sich mit der Aufklärungsarbeit auch pädagogisch auseinander?

Reif: Nein, ich habe bislang nur in Schulen von der Rede berichtet. Und dabei gesehen, dass das Thema bei Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren verfängt. Das gibt mir ja auch etwas. Diese jungen Leute werden dieses Land weiterführen und in die richtige Richtung führen müssen. Ich hoffe, dass sie das, was ich erzähle, zumindest zum Nachdenken bringt - gerade in einer Zeit, in der viele Debatten in die falsche Richtung weisen. Man muss kein ausgebildeter Pädagoge sein, um zu spüren, wenn es etwas zu Erzählen gibt, bei dem die Jugendlichen zuhören.

teleschau: Sie blicken also optimistisch auf die junge Generation, über die ja derzeit viel diskutiert wird?

Reif: So ist es. Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, dann müssten wir den Laden zumachen. Oder der Laden wird von den Falschen zugemacht, und dann hätten das die Menschen in diesem Land mal wieder nicht mitgekriegt. Ich bin unendlicher Optimist, was die Jungen angeht.

teleschau: Zuletzt äußerten Sie sich immer wieder auch zu aktuellen politischen Fragen, etwa über die AfD und die sogenannte Brandmauer. Sehen Sie es als selbstverständlich an, zu diesen Themen Stellung zu beziehen?

Reif: Ich werde erst dann nichts mehr sagen, wenn ich nicht mehr in der Lage bin, physisch mein Haus zu verlassen. Der Moment möge noch lange hin sein. So lange ich auf die Straße gehe und mein Haus verlasse, bin ich Teil eines politischen Lebens. Die Frage stellt sich für mich gar nicht. Und wenn mich Markus Lanz in die Sendung einlädt, dann macht er das, weil er meint, dass ich eine öffentliche Rolle spiele. Ich war mein Leben lang ein politischer Mensch, ich wollte sogar politischer Journalist werden, nicht Sportjournalist, und ich war es auch zwölf Jahre lang. Daran wird sich nichts ändern, und daran darf sich auch nichts ändern. Das versuche ich auch jedem jungen Menschen zu sagen: Glaube nicht, dass du nur dein Privatleben führen kannst. Du bist Teil einer Gesellschaft. Demokratie heißt Teilhabe. Und wenn du das Leben in Freiheit genießen möchtest, ist Demokratie zwar anstrengend, aber die Teilnahme ist alternativlos.

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