"Club der guten Laune"-Reality-Show-Teilnehmer

Martin Semmelrogge: "Ich befinde mich vielleicht gerade am Beginn meiner Zugabe"

03.05.2022 von SWYRL/Eric Leimann

Schauspieler Martin Semmelrogge hat sich bei der neuen Promi-Reality-Show "Club der guten Laune" verdingt. Für den exzentrischen 66-Jährigen eine Entscheidung, mit der er ein wenig zu fremdeln scheint. Dabei könnte das Schauspiel-Enfant terrible dieses Format mehr als nur bereichern.

Martin Semmelrogge ist sicher einer der markantesten Schauspieler in Deutschland, zumindest seit Klaus Kinski das Zeitliche segnete. Auch beim mittlerweile 66-Jährigen, der durch Wolfgang Petersons Kinomeisterwerk "Das Boot" Anfang der 80-er bekannt wurde, lagen Genie und Wahnsinn stets nah beianander. Nun nimmt der Mann, der früher Schlagzeilen wegen Drogen und krimineller Delikte machte, an der neuen Promi-Reality-Show "Club der guten Laune" (ab Mittwoch, 4. Mai, 20.15 Uhr, SAT.1) teil. Mittlerweile sieht sich Semmelrogge, Vater zweier erwachsener Kinder, eher als Sport- und Fitness-Junkie, der sein Leben auf konstruktive Weise zu genießen gelernt hat. Ein Gespräch über das, was im Leben wirklich zählt.

teleschau: Sie haben auf der thailändischen Insel Phuket für SAT.1 an der Show "Club der guten Laune" teilgenommen. Wie hat Ihnen das gefallen?

Martin Semmelrogge: Das ist eine komplexe Frage ...

teleschau: Warum? Sie ist doch eigentlich ziemlich einfach.

Semmelrogge: Naja, also grundsätzlich: Thailand war cool. Es war eine Abenteuergeschichte. Wir sind dort im Januar gewesen. Es ist ein ganz neues Format und war für mich eine mentale Herausforderung. Normalerweise mache ich ja Reality-Sachen nicht ...

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"Wir haben versucht, ein wenig absurdes Theater aufzuführen"

teleschau: Aber Sie haben sowohl an "Promi Big Brother" wie auch an einer Paarausgabe von "Sommerhaus der Stars" teilgenommen.

Semmelrogge: Na ja, das ist lange her. So etwas macht man hin und wieder, aber es bleibt die Ausnahme zwischen dem, was ich normalerweise tue: Schauspieler sein.

teleschau: Das klingt so, als hätten Sie ein wenig mit dem Format gefremdelt.

Semmelrogge: Nein, nein. Es war schon eine tolle Erfahrung. Ein bezahlter Cluburlaub. Und ich habe noch nie zuvor Cluburlaub gemacht. Es war, als würde man als neuer Transfer in eine Fußballmannschaft hineinkommen. Ich musste mich einfinden in diese Welt. Wir haben versucht, ein wenig absurdes Theater aufzuführen. So wie bei Samuel Beckett. Beckett habe ich ja auch schon auf der Bühne gespielt.

teleschau: Spielte Ihre neue Mannschaft, um im Bild zu bleiben, denn ein anderes System, als Ihre alten Teams?

Semmelrogge: Ich bin kein klassischer Teamplayer, weil ich immer mein eigenes Ding mache. Also nicht falsch verstehen: Ich liebe Menschen, ich liebe gute Zusammenarbeit. Beim Film oder am Theater geht ohne Teamwork überhaupt nichts. Aber ich bin nicht so gut darin, irgendwelche Rollen zu bedienen.

"Ich bin körperlich topfit"

teleschau: Meinen Sie, dass Sie sich schwer damit tun, Sie selbst zu sein? Also ohne Rollenvorgabe zu spielen ...

Semmelrogge: Eigentlich bin ich gerne ich selbst, nur eben im Privaten. Im Beruf habe ich normalerweise meinen Text, meine Rollen. Darauf bereite ich mich vor. In Phuket, übrigens eine wunderschöne Gegend mit unfassbar freundlichen Menschen, hieß meine Rolle: in der Sonne, am Meer, am Strand sein. Dazu Spiele spielen und natürlich zu unterhalten. Also ich fand, es war eine geile Zeit.

teleschau: Also doch eine gute Entscheidung?

Semmelrogge: Ich hatte sehr viel Spaß, war sehr gut ausgeruht und kam noch ausgeruhter zurück. Es ist ja nicht selbstverständlich - immerhin war ich mit Abstand der Älteste dort. Aber ich bin körperlich topfit und auch im Kopf jünger als viele, die 20 oder 30 Jahre weniger auf dem Buckel haben, gerne sein würden. Trotzdem war es eine Herausforderung, gegen die jungen Menschen dort zu bestehen.

teleschau: Das heißt, es wird durchaus sportlich in der Show?

Semmelrogge: Ja, kann man sagen. Das waren sportliche Spiele, Gute-Laune-Spiele, Geschicklichkeit, ganz unterschiedliche Dinge. Auch logisches Denken war dabei, auch wenn ich mich jetzt nicht als Telefon-Joker bei "Wer wird Millionär?" ins Spiel bringen möchte (lacht). Ich habe sicher andere Stärken. Doch wenn ich bei etwas mitmache, wo es um Wettbewerb geht, will ich auch gewinnen. Für andere Ziele bin ich zu sportlich veranlagt.

"Ich bin Rock'n'Roller und habe ein schönes Leben"

teleschau: Beim "Club der guten Laune" scheint es so zu sein, dass man sich von aggressiveren Reality-Formatem absetzen möchte, oder?

Semmelrogge: Ja, das sehe ich auch so. Ich hätte keinerlei Interesse daran, an einer Show mitzuwirken, in der es nur ums Mobben und Herumschreien geht. So etwas mag ich überhaupt nicht. Wir hatten einen guten Teamspirit - und nur mit einem Team konnte man auch gewinnen: 50.000 Euro. Man musste in der Show strategisch-taktisch denken, eine Lobby haben und solche Dinge. Wie im Leben auch. Aber ich darf natürlich nicht verraten, an wen das Geld gegangen ist (lacht).

teleschau: Sie sagen, dass Sie sehr fit sind. Was genau tun Sie dafür?

Semmelrogge: Ich bin Rock'n'Roller und habe ein schönes Leben. Beides Dinge, die jung halten. Schauspieler zu sein, ist der beste Beruf der Welt. Er ist so abwechslungsreich und immer wieder mit tollen Herausforderungen verknüpft, dass man gar nicht anders kann, als auf der Höhe zu bleiben.

teleschau: Sie machen aber auch Sport im engeren Sinne, oder?

Semmelrogge: Ja, ganz viel. Gerade bin ich in Duisburg und auf dem Weg nach Düsseldorf, um mein E-Bike abzuholen. Ich laufe sehr viel, also gehen joggen. Und ich fahre Rad. Beides geht auf Mallorca sehr gut, wo ich lebe. Ich wohne nicht weit weg vom Strand. Dort kann man Laufen, aber auch überall sonst. Ich jogge überall und auch im Regen. In Duisburg gebe ich bei der "Rocky Horror Show" gerade mal wieder den Erzähler. Auch hier war ich gestern schon laufen. Und im Fitnesscenter noch dazu.

teleschau: Also machen Sie vorwiegend Herz-Kreislauf-Training und Gewichte?

Semmelrogge: Das ist die Basis, aber ich gehe auch mal Skifahren. Neulich war ich drei Tage in den Bergen mit meiner Tochter. Früher bin ich geritten, ich habe ja die Karl Mai-Festspiele gemacht - da hatte ich Praxis. Aber beim Reiten bin ich zuletzt kürzergetreten. Ich fahre Motorrad, da muss man ebenfalls fit sein. Zumal auf meiner Rennmaschine! Ich habe nicht so eine gemütliche Harley ...

"Ich habe die Karriere sicher nicht als Hauptlebensziel gewählt"

teleschau: Würden Sie sagen, dass Sie gerade eine beruflich gute Zeit erleben? Und gab es auch bittere Zeiten?

Semmelrogge: Ich habe eigentlich immer Glück gehabt. Ich bin im Geschäft, seit ich 13 bin. Und heute bin ich 66. Aber ich definiere mich nicht nur über die Schauspielerei, wie so mancher Kollege. Mir ging es immer darum, das Leben voll auszuschöpfen. Bin Mann, Vater, Familienmensch, Hundefreund. Ich bin zwar auch ein Einzelner, ein "Misfit" - aber ohne Menschen, die mich lieben und die ich liebe, wäre ich wie jeder andere ein Niemand.

teleschau: Bereuen Sie beruflich etwas?

Semmelrogge: Nein. Ich habe gute Rollen gespielt. Und auch jetzt kommen noch gute Rollen. Mal sehen, wie "Der König vom Palma" (bei RTL+ und RTL, d. Red.) weitergeht. Jetzt bin ich in einem Alter, in dem ich erfolgreichen Geschäftsleute oder erfahrene Spitzbuben spiele. Ich habe die Karriere sicher nicht als Hauptlebensziel gewählt. Aber es läuft noch ganz gut. Ich befinde mich vielleicht gerade am Beginn meiner Zugabe (lacht).

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