09.12.2024 von SWYRL/Maximilian Haase
Eine tote Internatsschülerin gibt den Ermittlern im neuen "München Mord"-Krimi Rätsel auf. Es braucht innovative Ideen - etwa die titelgebende "indische Methode", die allerdings schwerwiegende Folgen hat. Hauptdarsteller Markus Mittermeier schrieb das Drehbuch des unterhaltsamen Falls.
Ein absonderliches Ermittlertrio, dazu allerlei Missgeschicke und Dialogwitz: Seit zehn Jahren hebt sich die Krimireihe "München Mord" wohltuend vom Einheitsbrei ab. Nach der überzeugenden Episode "A saisonale G'schicht", die wieder über sechseinhalb Millionen Zuschauer erreichte, lassen die schrägen "Loser"-Kommissare das Jubiläumsjahr nun auch angemessen ausklingen. Im 19. Fall der so sympathischen wie skurrilen Reihe untersuchen Flierl, Schaller und Neuhauser den Mord an einer Schülerin in einem Elite-Internat. Während sich dort mobbende Politikertöchter, unmoralische Sportlehrer und zwielichtige Hausmeister gegenseitig die Schuld zuschieben, versuchen es die Ermittler mit ungewöhnlichen Mitteln: "Die indische Methode", so der Titel des unterhaltsamen Krimis, soll den Täter dingfest machen - sie hat aber gehörige Nebenwirkungen.
Dass die in den Keller abgeschobenen Kommissare Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Ludwig Schaller (Alexander Held) überhaupt im Fall der toten Kim (Lilly-Marie Vogler) ermitteln dürfen, ist der Geschlechterquote geschuldet. Eigentlich wollte Chef Zangel (Christoph Süß) ja seine besten Leute schicken - immerhin geht auch die Tochter des Staatssekretärs auf das betroffene Internat. Doch man solle sich fragen, ob man "nicht ein Team mit einem höheren Frauenanteil an einem Mädcheninternat ermitteln lassen sollte", heißt es aus Politikkreisen.
Weil die Kripo in "Genderfragen zeitgemäß" sein will, muss es also das Trio mit Ermittlerin Flierl richten. Die hat sich passenderweise schon in die Genderthematik eingelesen - und schießt nun in einer Tour gegen Männer und ihre Privilegien. Dass sie zudem völlig erkältet ist, gerät zum netten doppelten Running Gag im abwechslungsreichen Drehbuch, das erstmals von Hauptdarsteller Marcus Mittermeier stammt.
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Mitschülerin, Lehrer oder Hausmeister?
Umgesetzt hat es die Regie von Matthias Kiefersauer überaus kurzweilig, was vor allem an den plausibel verdächtigen Figuren liegt, die sich am Internat so tummeln. Da wäre etwa des Staatssekretärs verzogenes Töchterlein Caro (Isabel Dornheim), von der das spätere Opfer regelmäßig gemobbt wurde. War sie neidisch, weil Kim nicht nur mit Stipendium statt Elternkohle am Internat, sondern auch die Beste im Volleyballteam war? "Leck mich" und "Was ist denn das für eine Scheißfrage?" gehören jedenfalls noch zu den gemäßigteren ihrer aggressiven Antworten im Verhör, die Neuhauser irgendwann ausrasten lassen: "Das ist schon schwierig mit so einem Ausnahmetalent in der Mannschaft, wenn man auf der goldenen Kloschüssel scheißen gelernt hat."
Da wäre aber auch der im Rollstuhl sitzende Volleyball-Coach Dr. Roth (Christian Erdmann), der Gerüchten zufolge mit Kim eine Affäre gehabt haben soll. Und da wäre ja auch noch der wirklich verdächtig wirkende Hausmeister Küsbert (Thomas Schmauser) der sich mit den Mädchen regelmäßig in die Haare kriegte und im Internat als gescheiterte Lehrer-Existenz galt ("total verbittert"). Wer könnte das dringlichste Mordmotiv gehabt haben - und welche Rolle spielen die in Kims Zimmer gefundenen hohen Summen an Bargeld? Die Kommissare stehen vor einem Rätsel.
"Was ist los mit den Scheißmännern?"
Mittermeier, der sich 2004 bereits als Regisseur von "Muxmäuschenstill" auf Pfaden abseits der Schauspielerei bewegte, erzählt seinen Krimi mit viel Verve, Spannung und Witz. Vor allem seiner Kollegin Heerwagen hat er einen so vergnüglichen wie gesellschaftskritischen Part verpasst: Wenn sie beim Verhör aufstöhnt, weiß man nicht, ob es wegen ihrer Erkältungssymptome oder der frauenfeindlichen Äußerungen des Zeugen ist. Während sie sich in den unpassendsten ernsten Situationen schnäuzt und damit den Pathologen vergrault ("selbst Tote sind manchmal ansteckend"), haben ihre augenzwinkernden Verweise auf patriarchale Strukturen natürlich soziale Relevanz: "Männer sind gleicher als Frauen", beschwert sie sich, und an einer Stelle bringt sie die Realität der Femizide schmerzvoll-tragikomisch auf den Punkt: "Dass Männer immer Frauen umbringen müssen. Was ist los mit den Scheißmännern?"
Vollends grotesk wird es indes bei der titelgebenden Methode, mit der sich Schaller nach einer Guru-Schulung selbst in Trance versetzt, um so dem Täter näherzukommen. Als er deshalb plötzlich nicht mehr aufwacht, driftet der Fall endgültig ins Absurde - und beweist abermals, dass man es bei "München Mord" mit einer sehr außergewöhnlichen Reihe zu tun hat.
Es habe Spaß gemacht, "darüber nachzudenken, was diesen Menschen passieren könnte", beschreibt Marcus Mittermeier seine Freude beim Schreiben des Drehbuchs. Anfangs habe jedoch niemand "wirklich geglaubt, dass ich das bis zum Ende durchhalte", verrät der 55-Jährige. Es sei "wahnsinnig anstrengend, sich hinzusetzen und alles komplett zu erfinden". Sein Drehbuch sei "eine Verneigung vor dem Format und diesem Team". Und diese Verneigung hat "München Mord" im zehnten Jahr auch wahrlich verdient.
Weiter geht es mit der beliebten Reihe gleich im Januar: Die Episode "Nix für Angsthasen" zeigt das ZDF am Samstag, 18. Januar, 20.15 Uhr; in der ZDFmediathek ist der Krimi bereits ab Samstag, 11. Januar, abrufbar.