An das Schuhputzzeug, fertig, los!
Zu den geliebten Ritualen der Weihnachtszeit gehört es für die Kinder, am Abend des 5. Dezembers erwartungsvoll Schuhe oder auch einen großen Teller bereitzustellen. Und am nächsten Morgen ganz gespannt nachzuschauen, ob der Nikolaus sie nachts mit Süßigkeiten und Geschenken gefüllt haben mag. Dieser und andere Bräuche zum Nikolaustag haben eine lange Geschichte.
© iStock/fermateWas feiern wir am 6. Dezember?
Im 4. Jahrhundert lebte Bischof Nikolaus von Myra auf eine Weise, dass er heute noch dafür gefeiert wird. An einem 6. Dezember soll er gestorben sein, daher wird dieses Datum als Nikolaustag gewürdigt. Die Verehrung von Nikolaus breitete sich ab dem 6. Jahrhundert über östliche Länder immer weiter aus. In Russland, Kroatien oder Serbien gilt er als Nationalheiliger.
© iStock/Yuliya KashirinaBischof von Myra
Um 280 wurde Nikolaus geboren, um 350 verstarb er. Er war Bischof von Myra in Kleinasien (heute Demre in der Türkei). In vielen Legenden sind die guten Taten und Wunder überliefert, die der Heilige bewirkt haben soll. Demnach rettete er zum Beispiel ein Schiff in Seenot, indem er einen Sturm abflauen ließ. Nikolaus ist unter anderem Schutzpatron der Kinder und derer, die zur See fahren.
© iStock/dmitriymorozJungfrauenlegende
Nikolaus soll sein geerbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben. Zu den berühmtesten Legenden um ihn zählt die von den drei Jungfrauen: Deren Vater konnte sich nicht die Mitgift für eine standesgemäße Heirat leisten. Die Zukunft der Töchter drohte darin zu liegen, sich an Männer zu verkaufen. Um das zu verhindern, habe Nikolaus in drei Nächten diskret je einen Goldklumpen ins Haus geworfen.
© iStock/авторскиеMehr als ein Nikolaus?
So gab es drei Hochzeiten, ein Dasein auf der Straße war dreimal abgewendet. Die Erzählung ist der Grund, warum Nikolaus in vielen Darstellungen drei goldene Kugeln bei sich hat (wie hier im italienischen Bari). Während der Legendenbildung um den Heiligen wurden womöglich die Biografien zweier Männer namens Nikolaus zu einer: die des Bischofs von Myra und die des Abtes von Sion (6. Jahrhundert).
© DeAgostini/Getty ImagesGrabstätte in Bari
Ursprünglich wurde Nikolaus in Myra bestattet, doch später entwendeten Seefahrer seine Gebeine und brachten sie am 9. Mai 1087 nach Bari in Süditalien. Dem Heiligen zu Ehren wurde dort die Basilika San Nicola erbaut. Heute noch wird Nikolaus jedes Jahr mit einem Volksfest in Bari gewürdigt. Das Spektakel findet allerdings nicht im Dezember, sondern Anfang Mai statt.
© Getty Images/Davide Pischettola/NurPhotoGaben im Schuh
In einer Version der Jungfrauenlegende wird sich erzählt, Nikolaus habe seine goldenen Geschenke durch den Schornstein ins Haus fallen lassen. Weil vor dessen Öffnung Schuhe und Strümpfe trocknen sollten, sei der Schatz eben darin gelandet.
© iStock/fermateDer Kamin zur Weihnachtszeit
Das bietet sich als Erklärung an, warum heute zum Nikolaustag Stiefel aufgestellt und zu Weihnachten zum Beispiel in den USA Socken am Kamin aufgehängt werden. Möglicherweise ist der Brauch aber auch anders entstanden ...
© iStock/klikk"Schiffchensetzen"
Spätestens ab dem 15. Jahrhundert ist das "Schiffchensetzen" überliefert. Nach diesem Brauch werden Schiffe aus Papier gebastelt und aufgestellt, damit der Nikolaus sie befüllen kann. Hintergrund für die Verwendung dieses Symbols ist vermutlich, dass er auch der Schutzheilige der Seefahrer ist. Irgendwann haben Fußbekleidung und Gabenteller die Schiffchen abgelöst.
© iStock/pxel66Martin Luther versus Nikolaus
Auch der Nikolaus selbst wurde bald abgelöst, in seiner Rolle als Hauptgabenbringer zur Weihnachtszeit. Bis zur Reformation wurde der 6. Dezember zu seinen Ehren mit einer Bescherung insbesondere für die Kinder begangen. Unter Martin Luther sollte keine Heiligenverehrung mehr stattfinden. Der Tag von Jesu Geburt, Weihnachten, wurde zum Anlass für Geschenke, die fortan das Christkind bringen sollte.
© iStock/GeorgiosArtVorab-Bescherung
Trotzdem wurde nie so ganz vom beliebten Nikolausbrauch gelassen und er hat sich mit wechselnder Bedeutsamkeit und regionalen Besonderheiten gehalten. Heute tritt der Nikolaus mit seinen üblicherweise kleinen Geschenken als Vorbote jener Freuden auf, die an Heiligabend und Weihnachten noch zu erwarten sein mögen.
© iStock/AND-ONESankt Nikolaus kommt auch ins Haus
Mancherorts bringt der Nikolaus nicht nur Geschenke und verschwindet ungesehen wieder, sondern tritt ehrfurchtgebietend in Erscheinung und beurteilt das Betragen der Kinder. In Kitas, an Schulen oder in Familien wird ein Nikolaus eingeladen, um aus seinem großen Buch vorzulesen, ob die Kinder auch artig gewesen sind. Wo das üblich ist, wird der Nikolaus mit besonderer Spannung erwartet.
© iStock/BreedfotoMittelalterliches Bischofsspiel
Dieses Ritual wird in Verbindung gebracht mit dem mittelalterlichen "Kinderbischofsspiel". Es fand eigentlich am 28. Dezember statt, dem "Tag der Unschuldigen Kinder", wurde aber auf den Nikolaustag ausgeweitet: An den Dom-, Kloster- und Stiftsschulen wurde unter den Schülern ein Kind bestimmt, das den Bischof spielen durfte, vorübergehend das Sagen hatte und Festivitäten organisierte.
© iStock/hansslegersKinderschreck als Nikolaus-Kumpan
Spätestens ab dem 16. Jahrhundert ist der Nikolaus nicht mehr nur alleine unterwegs. Er hat gruselige Gesellschaft bekommen, die regional unterschiedlich Knecht Ruprecht, Krampus oder ähnlich heißt. Dieser hat neben dem heiligen Wohltäter die Rolle des Bösen inne. Heute wird der Schrecken, der von der Figur ausgeht, vor allem bei eigens veranstalteten Umzügen zelebriert (zum Beispiel in Bad Tölz).
© iStock/FooTTooVerheißungsvoller Sack
Der Ursprung für die Ausgestaltung des finsteren Kerls liegt vermutlich im germanischen Brauchtum. Während Kinder früher mit der Drohung verschreckt wurden, wer nicht gehorche, werde vom Krampus in den Sack gesteckt, werden heute in diesem Sack vor allem Geschenke transportiert. Knecht Ruprecht darf ihn tragen.
© iStock/NRuedisueli"Pakjesavond" in den Niederlanden
In den Niederlanden wird Nikolaus groß und etwas anders gefeiert. Während wir noch die Tage bis Heiligabend zählen, beschenken sich dort alle schon am 5. Dezember: am "Pakjesavond" ("Päckchenabend"). Die Tradition sieht dabei eine einfallsreiche Geschenkverpackung und persönliche Verse vor. Die Kinder beschenkt der "Sinterklaas", und der hält schon eine ganze Weile vor dem 6. Dezember Einzug.
© iStock/Olena PalagutaSinterklaas kommt übers Wasser
Bereits am Samstag nach Sankt Martin (11. November) läuft "Sinterklaas" samt Entourage auf einem Schiff (der Legende nach aus Spanien) in einer niederländischen Stadt ein (in diesem Jahr in Den Haag). Mit Hurra wird er empfangen und das Ganze live im Fernsehen übertragen. Dann begibt sich Sinterklaas auf eine mehrwöchige Reise durch das Land.
© Getty Images/PHIL NIJHUIS/ANP/AFPBereit für Sinterklaas
Es heißt, Sinterklaas reitet dann nachts auf seinem Schimmel über die Dächer und guckt durch die Schornsteine, ob die Kinder brav sind. Bis zum 5. Dezember stellen sie jeden Abend Schuhe auf: Sie geben eine Karotte für das Pferd und vielleicht ein Bild für Sinterklaas hinein - und hoffen auf Süßigkeiten und kleine Geschenke am nächsten Morgen. Zum Nikolaustag bringt er einen ganzen Sack davon.
© iStock/sara_winterSanta Claus is coming...
Mit dieser Tradition im Gepäck trafen im 17. Jahrhundert niederländische Auswanderer in den USA ein. Aus ihr ist die Idee von Santa Claus entstanden und hat sich weit verbreitet. Als Weihnachtsmann überbringt er am Heiligen Abend Geschenke: durch den Kamin, an dem die Strümpfe hängen.
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