Vier - Mi. 25.05. - ZDF: 20.15 Uhr

Ein Thriller ohne Tadel

22.05.2022 von SWYRL/Wilfried Geldner

Im zweiten ORF-"Landkrimi" aus Niederösterreich ermitteln die strenge LKA-Kommissarin Marion Reiter (Regina Fritsch) und die unerfahrene Ortspolizistin Ulli Herzog (Julia Franz Richter) in einem besonders gruseligen Fall. Das Hochwasser in Krumau schwemmt in einem Keller drei Kinderskelette hervor.

Als das Hochwasser in Krumau / Niederösterreich drei Kinderskelette ans Tageslicht bringt, stellen die aus St. Pölten herbeigeeilte Kommissarin Marion Reiter (Regina Fritsch) und die noch unerfahrene junge Dorfpolizistin Ulli Herzog (Julia Franz Richter) fest: Die Leichen mussten vor zehn bis 15 Jahren vergraben worden sein. Die Dorfbewohner berichten denn auch von einer ungelittenen Familie, deren Mutter eines Tages verschwand, als sich der Vater erhängte. Der Vater hatte das plötzliche Verschwinden einer älteren Tochter nicht überwunden.

So viel Tragisches kann in einem Krimi leicht zu viel werden und aus dem Ruder laufen. Doch die Autorenregisseurin Marie Kreutzer ("Der Boden unter den Füßen", 2019) umgeht Landkrimi mit subtiler Dialogführung und in sensiblen Bildern jede Peinlichkeit. Die über die Maßen gestrenge Kommissarin und Ulli forschen bei Freundinnen, in der Schule und selbst bei einem Gynäkologen, wohin die Mutter und Claudia gegangen sind.

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Bis hinter die Mauern der Psychiatrie

Was für ein Ermittlerpaar, die strenge Ältere, die ihre Verhörsätze aus der Hüfte schießt, und die jüngere Ulli, die bei einem eventuellen Versagen mit dem Karrierestop bedroht wird. Ulli will von der Aufklärung des makabren Falles auch dann nicht lassen will, als ihn die Ältere bereits zu den Akten legt.

Schon zu Beginn prasselte der Regen unaufhörlich nieder, erklang aus dem Off das traurige Wiegenlied von der Mutter, der das Kind genommen wird: "Heidschi bumbeidschi bum bum". Es erklingt im Film vielleicht einmal zu oft, schlägt aber den traurigen Grundton dieses Landkrimis an, in dem nach und nach die Psyche einer unwillentlichen Kindsmörderin zum Vorschein kommt.

Erste Andeutungen macht der selbstgerechte Dorfarzt, der damit prahlt, "sogar Schamanenkurse" belegt zu haben, aber von der Not der verschollenen Mutter nichts wissen will. Klares Gegenstück zum traurigen Fall ist ein schwules Paar aus Wien, das voller Optimismus im Biedermeier-Mordhaus eingezogen ist. "Verpartnert!" antwortet der von Manuel Rubey gespielte Jungarzt auf die Frage der gestrengen Kommissarin, ob er denn verheiratet sei. Auch die Jungpolizistin wird nicht leicht von der Leine gelassen. Ob sie etwa die Freundin der verschwundenen Tochter sei?

So werden sie alle durchleuchtet, die in finsteren Tönen von der Unglücksfamilie raunen - bis im Keller des Unglückshauses ein astmathisches Keuchen zu hören ist. Von da hebt noch einmal ein Drama an, fast wird aber auch ein Happyend in Aussicht gestellt. "Vier" geht weit über die Grenzen eines Landkrimis hinaus. Wie schon im Landkrimi "Flammenmädchen" (ZDF, 23.05.) wird hier einer selbstgewissen Dorfgemeinschaft der Spiegel vorgehalten.

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