Staffel zwei "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht"

Saurons Psychologie: So groß wird die neue "Der Herr der Ringe"-Staffel

28.08.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Das Böse dräut nicht mehr, es ist in Staffel zwei "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" in der Amazon-Serienwelt nach J.R.R. Tolkien angekommen. Sauron (Charlie Vickers) darf sich freuen. Neben Elbin Galadriel (Morfydd Clark) wird er zur zweiten Hauptfigur.

"Ich habe Böses getan", gesteht Sauron (Charlie Vickers) in Folge eins der neuen Staffel im Bauch eines Schiffes einem älteren Mitreisenden. "Dann bitte um Vergebung und tue stattdessen Gutes", rät ihm der wohlmeinende Fremde. "Aber was ist morgen?", verzweifelt Sauron beinahe an der eigenen Dunkelheit. "Dann musst du dich wieder für das Gute entscheiden, jeden Tag neu. So lange, bis es zu deiner Natur wird."

Feine Dialoge wie dieser legen nahe: Man sollte das Fantasy-Epos "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" auch erzählerisch nicht unterschätzen. In einer Zeit, in der wir auch in der realen Welt viel über das Böse nachdenken, zeigt die teuerste Serie der Welt - über 500 Millionen US-Dollar für Staffel eins - nicht nur Schlachten, viel Kostüm und Maske sowie große Fantasy-Landschaften, es gibt auch feine Twists und Anschauungen zur Natur des Menschen, ob er sich nun Elbe, Zwerg, Ork oder irgendwas dazwischen nennt.

Einen satten Eindruck davon machen kann man sich ab Donnerstag, 29. August. Gegen 9 Uhr morgens will Amazon Prime gleich die ersten drei Folgen der acht Episoden umfassenden zweiten Staffel mit einer Laufzeit veröffentlichen. Um die drei Stunden Neuware zum Start also. Danach geht es im Wochentakt mit Einzelepisoden weiter.

Worum geht es? Im Gegensatz zu Peter Jacksons Kinotrilogien "Herr der Ringe" und "Der Hobbit" - 2026 kommt übrigens ein neues Jackson-Werk über das Gollum in die Kinos - basiert die Amazon-Serie auf Tolkien-Literatur, die mehr Zeittafel statt eine echte Romanerzählung war. Das Streaming-Abenteuer basiert hauptsächlich auf den Anhängen von "Der Herr der Ringe", in denen die Geschehnisse des Zweiten Zeitalters von Mittelerde dargestellt werden.

Serienstaffel eins erzählte davon, wie das Böse in Form von Sauron eigentlich besiegt schien und wie es sich dann doch wieder in die Welt schlich. Auch die berühmten Ringe, die in der Welt Tolkiens für die Macht der Unterdrückung und Verführung stehen, verließen zum Staffelfinale mithilfe von Chef-Schmied Celebrimbor (Charles Edwards) den Amboss. In Staffel zwei wirken diese Ringe nun an den Fingern ihrer Träger. Sie sorgen fürs "Knechten" und die Korrumpierbarkeit - auch von bisher guten Charakteren wie Heldin Galadriel (Morfydd Clark), Freund Elrond (Robert Aramayo) und Elbenkönig Gil-Galad (Benjamin Walker), die dadurch zu ambivalenteren Figuren werden.

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Kommt die Serie zu schlecht weg?

Natürlich kehren auch (fast) alle anderen Publikumslieblinge zurück: Die Haarfüßer-Freundinnen Nori (Markella Kavenagh) und Poppy (Megan Richards) befinden sich auf Wanderschaft mit dem Fremden (Daniel Weyman), den viele "Beobachter" für den jungen Gandalf halten. Auch die Zwerge kehren zurück - mit gewohnt spritzigen Beziehungsdialogen zwischen Owain Arthur als Prinz Durin IV und Sophia Nomvete als dessen Frau Disa. Nur auf Schauspieler Joseph Mawle, der den komplexen Bösewicht und Orks-Anführer Adar herausragend verkörperte, muss man in Staffel zwei verzichten: der Schauspieler stieg aus, die Figur wird nun von Sam Hazeldine verkörpert. Darüber hinaus feiert mit Tom Bombadil (Rory Kinnear) eine der mysteriösesten Figuren aus Tolkiens Werk erstmals ihren Einstand.

Rund um die Serienversion von "Herr der Ringe", die vor zwei Jahren fast zeitgleich und in Konkurrenz zum sehr erfolgreichen "Game of Thrones"-Prequel "House of the Dragon" (Sky/Wow) startete, gab es nicht nur positive Schlagzeilen. Einerseits war es die bisher erfolgreichste Amazon-Serien überhaupt, die Kritiken fielen sehr ordentlich aus und bis auf ein paar krittelnde Tolkien-Fans, die hier und da etwas im Vergleich zur Vorlage vermissten, stellten die Showrunner Patrick McKay und J. D. Payne hier eine sehr ordentliche Fantasy-Serie auf die Beine, die zudem fantastisch aussieht. Den Verdacht, dass Staffel eins nicht ganz so erfolgreich war, wie man es erhofft hatte, nährte jedoch ein Bericht des Branchenmagazins "The Hollywood Reporter". Dort stand zu lesen: Nur 37 Prozent der US-User, die die Serie begonnen haben, sahen sie auch bis zum Ende.

Was ist ein Erfolg in der Streamingwelt?

International soll diese Zahl wohl etwas höher gelegen haben, doch erst ab über 50 Prozent "Completion Rate" spricht man im Regelwerk der Streaming-Produzenten von einem erfolgreichen Produkt. Auch von den wichtigen TV-Preisen wurde "Herr der Ringe" weitgehend übersehen. Dazu kommen vom Konzern genannte Streamingzahlen ("24 Milliarden gestreamte Minuten", eine objektive Kennziffer gibt es hier nicht), die sich zwar gewaltig anhören, aber heruntergerechnet keine absoluten Blockbuster-Werte sind. Es gilt allerdings zu beachten: Weil bei Amazon seinen Streamingdienst im Bundle mit kostenlosen Zustellungen seines Bringdienstes kombiniert, ist ein neuer Kunde wegen einer Serie auch ein potenzieller Besteller von Hosen und Elektroartikeln.

Bei Netflix wäre - auch wenn der Vergleich nicht ganz fair ist - "Herr der Ringe" mit diesem Zahlenwerk nur im Serienmittelfeld gelandet, was bei solchen Produktionskosten natürlich nicht ganz befriedigend ist. Wie auch immer: Nachdem Staffel eins viel Expositionsarbeit bezüglich der Tolkienschen Welt leisten musste, soll die Serie in Staffel zwei nun so richtig in Fahrt kommen. Mehr Schlachten wird es geben, hört man, eine wird sich gar über zwei Folgen strecken. Gedreht wurde diesmal übrigens nicht in Neuseeland, sondern in Großbritannien und auf Teneriffa. Wer mit dem Anschauen warten will, bis alle Folgen verfügbar sind: Erst am 3. Oktober steigt das Staffelfinale.

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