"Landfrauen - Wir können auch anders" - Fr. 02.06. - ARD: 20.15 Uhr

Sie packen mit an: Bäuerinnen übernehmen Männerdomäne

31.05.2023 von SWYRL/Marina Birner

Was auf den ersten Blick wie eine leichte Komödie über die Liebe auf dem Lande aussieht, entpuppt sich als versteckte Sozialkritik an Zuständen, die die Existenz der Bauern bedrohen. Der Film "Landfrauen - Wir können auch anders!" legt den Finger in manche Wunde - aber nicht ohne Charme, wie es sich am Freitagabend gehört.

"Die Zeit ist abgelaufen!" - Lauras (Bettina Burchard) zorniger Taschenalarm brummt und bimmelt, er erinnert sie schmerzlich an ihren strengen Zeitplan. Das kleine schwarze Gerät ist der ständige Begleiter in ihrem Alltag als Pflegerin. Die sympathische Blondine mit Helfersyndrom ist angesichts personaler Engpässe völlig überarbeitet. Derartige Arbeitsverhältnisse sind auch Schauspielerin Bettina Burchard ein Dorn im Auge: "Mal abgesehen von der schlechten Bezahlung und den verrückten Arbeitszeiten bekommen Pflegekräfte viel zu wenig Anerkennung", konstatiert die 36-Jährige. Diese Lücke im deutschen Gesundheitssystem ist nicht das einzige, was der bemerkenswerte ARD-Degeto-Freitagsfilm "Landfrauen - Wir können auch anders!" kritisiert.

Die Drehbuchautoren Michael Gebhart und Andreas Bradler gönnen Laura zwar schon bald eine wohlverdiente Auszeit und schicken sie aus ihrem ebenso hektischen wie erdrückenden Alltag in einen wohlverdienten Urlaub auf dem Land, ins Paradies. Doch der Schein trügt: Das Leben auf dem Land besteht nicht nur aus zwitschernden Vögeln, friedlich grasenden Kühen und melodisch brummenden Traktormotoren. Landleben ist harte Arbeit, nicht nur auf den Höfen.

Neben all den körperlich anstrengenden Aufgaben setzen der gesellschaftliche Strukturwandel und bürokratische Hürden so manchen Landwirt unter Druck. Wie in vielen anderen Bereichen sehnt sich vor allem die junge Generation auch in der Landwirtschaft nach Veränderung: Wie kann man trotz schwerer Maschinen nachhaltig wirtschaften und die Umwelt schonen? Der Film erzählt ein beispielhaftes Schicksal, ein wenig romantisiert.

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Die junge Generation auf der Suche nach dem richtigen Weg ...

Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch Jungbauer Paul (Max Bretschneider) vom Huberhof im idyllischen Blumberg, wo Laura zufällig ihren Kurzurlaub verbringt. Bretschneider spielt den ehrgeizigen Landwirt zwar etwas überzeichnet, weiß aber den Ehrgeiz seiner Rolle einzuschätzen: "Er sieht Zukunftsperspektiven, die sein Vater nicht sieht. Paul ist der Romantiker, der von artgerechter Tierhaltung, Veganismus und Bioanbau träumt, sein Vater ist eher der Realist, der sieht, dass die Bauernhöfe aussterben", erklärt er. Die Familie steckt in einer Zwickmühle, die auch hierzulande manchen Landwirt in Bedrängnis bringen könnte. Wären da nicht die Landfrauen. Frauenpower kann auch in einer Männerdomäne nicht schaden, wie der Film zeigt. So wird der Titel zum Sinnbild für die emanzipierte Frauengeneration.

Obwohl Regisseurin Britta Keils eine Liebeskomödie um ernste Themen wie bäuerliche Existenzängste strickt, mangelt es der Geschichte nicht an einer gewissen Realitätsnähe - zumindest was den Wandel bäuerlicher Betriebe und den dörflichen Zusammenhalt betrifft. Ob bei der Renovierung des Kindergartens, bei der Kinderbetreuung oder beim Melken - die Landfrauen packen an, wann und wo immer das Dorf sie braucht. "Die Emanzipation verbindet sie", weiß Burchard die Gemeinschaft zu schätzen.

Solche Zusammenschlüsse sind keine Fiktion: Der Deutsche LandFrauenverband e.V. (dlv) ist der bundesweit größte Verband für Frauen, die auf dem Land leben, und ihre Familien. Er widmet sich der Verbesserung der Lebensqualität, der Arbeitsbedingungen und der gesellschaftlichen Teilhabe im ländlichen Raum. Der Verband setzt seine Ressourcen und Kapazitäten ein, um die soziale, wirtschaftliche und rechtliche Situation von Frauen zu stärken. Das Freitagskino im Ersten wirft einen klugen Blick auf solche Ideen.

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