"37° Tiertransporte - Gefangen zwischen Grenzen"

Tiertransporte-Fahrer spricht über Horror-Szenen: ZDF-Doku zeigt kaum erträgliche Bilder

26.11.2024 von SWYRL/Julian Weinberger

"Ich kann immer noch nicht richtig schlafen": Obwohl der Lkw-Fahrer Heinrich seit 45 Jahren Tiertransporte macht, ließen ihn die Erlebnisse einer Fahrt im Oktober 2024 nicht mehr los. Welches Elend Mutterkühe auf einem türkischen Zollgebiet ertragen mussten, macht nun eine nur schwer verdauliche ZDF-Doku deutlich.

45 Jahre lang ist Heinrich bereits als Fahrer von Tiertransporten tätig. Doch was er im Oktober dieses Jahres im Dienst erleben musste, "hat mich psychisch ganz schön mitgenommen", wie er vor der Kamera zugibt. Auch vor den TV-Bildschirmen sind die Aufnahmen, die das Filmemacherduo Lara und Manfred Karremann für den "37°"-Beitrag "Tiertransporte - Gefangen zwischen Grenzen" machte (in der ZDF-Mediathek verfügbar), kaum zu ertragen.

Man sieht Kühe, die auf engstem Raum knöcheltief in Extrementen stehen, umgeben von zahlreichen Kadavern toter Artgenossen. Man hört verzweifeltes Muhen und wird Zeuge eines beispiellosen Tierelends. Eigentlich sollten die trächtigen Kühe von Brandenburg in die Türkei gefahren werden. Doch die geplante fünftägige Fahrt endete an der EU-Außengrenze zwischen Bulgarien und der Türkei - aus Seuchenschutzgründen, wie die offizielle Begründung lautete.

"Wir standen im Niemandsland", erinnert sich Fahrer Heinrich in der Doku an die einschneidenden Wochen im Zollbereich zurück. Zunächst habe es geheißen, es könne bald weitergehen. Doch aus Stunden wurden Tage, aus Tagen Wochen. "Mit Tieren geht man so nicht um, unverzeihlich", klagt Heinrich gegenüber dem Kamerateam über zunehmend schlechte Bedingungen, die ausbleibende Kommunikation mit den Behörden vor Ort und die unzumutbaren Verhältnisse für die Kühe. "Ich könnte heulen, wenn ich das sehe."

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"Es macht unfassbar traurig, diese Ohnmacht hier"

Nach einigen Wochen Stillstand waren auch Tierschützer um Irene Weiersmüller auf das Elend aufmerksam geworden: "Es scheint, als ob alle machtlos wären und alle einfach zusehen müssen, wie die Tiere da stehen und sterben." Kollegin Iris Baumgärtner fügt in der Doku hinzu: "Es macht unfassbar traurig, diese Ohnmacht hier." Sie können nur von außen beobachten, in das Zollgebiet dürfen sie nicht.

Erst als sich das Bundesministerium für Landwirtschaft und das Auswärtige Amt einschalten, tut sich nach 30 Tagen etwas. Mehr als die Euthanasie der Tiere können sie aber nicht mehr anordnen, einige der Tiere sind zu diesem Zeitpunkt bereits qualvoll auf dem Lkw verendet. Kameraaufnahmen auf einem Schlachthof zeigen, wie Kühe mit Seilwinden aus einem üblen Schlamm aus Fäkalien und Strohballen heraus gewuchtet werden - schwerer Tobak. "Es ist unvorstellbar", kämpft Tierschützern Irene Weiersmüller vor den Kameras mit den Tränen.

Lkw-Fahrer muss Kuh mit Bolzenschussgerät erlösen

Doch die "Katastrophe", wie Lkw-Fahrer Heinrich die Gesamtsituation umschreibt, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu Ende. Denn mit den bereits verstorbenen Kühen auf der Ladefläche geht es wenig später weiter auf eine türkische Müllhalde. "Für mich war das Schlimmste, da immer wieder reinzumüssen und den Tieren das Seil um die Füße zu tun", berichtet Heinrich vom Ausladen der Leichen. Noch belastender: Weil wider Erwarten noch eine Kuh lebt, muss Heinrich sogar das Bolzenschussgerät ansetzen. "Ich habe in den ganzen Jahren noch nie ein Tier töten müssen."

Nicht nur deshalb habe er in der Woche nach dem Vorfall nur schwer schlafen können, klagt er in der 30-minütigen ZDF-Doku. "Wenn das nicht vom Verladen bis zum Abladen tierschutzrechtlich geplant und gesichert ist, sollten solche Transporte überhaupt nicht stattfinden", plädiert er für einheitliche Regelungen auf EU-Ebene.

"37°: Tiertransporte - Gefangen zwischen Grenzen" ist ab 18 Uhr in der ZDF-Mediathek zu sehen und wird am Dienstag, 26. November, 22.15 Uhr, im ZDF ausgestrahlt.

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