Informant - Angst über der Stadt - Do. 10.10. - ARTE: 20.15 Uhr

Vom Terror und der Paranoia

09.10.2024 von SWYRL/Eric Leimann

In der Serie "Informant - Angst über der Stadt", die ARTE als Vorpremiere zeigt, versuchen Jürgen Vogel und Elisa Schlott als Polizisten einen Terroranschlag auf die Elbphilharmonie zu verhindern. Matthias Glasners Hamburg-Thriller erzählt von Terror-Paranoia und dem Leben unter Druck.

Ein bekannter Terrorist wird in Italien während einer Razzia erschossen. Der Mann war in letzter Zeit häufig nach Hamburg gereist. Deshalb hat man das dortige LKA unter der Leitung von Rose Kuhlenkampf (Gabriela Maria Schmeide) informiert. Indizien sprechen dafür, dass ein Anschlag auf die Elbphilharmonie geplant sein könnte. Eine SoKo aus LKA und BKA nimmt sich der Sache an, deshalb muss der abgehalfterte LKA-Ermittler Gabriel Bach (Jürgen Vogel) mit der jungen BKA-Beamtin Holly Valentin (Elisa Schlott) zusammenarbeiten. Und das, obwohl man sich offensichtlich nicht versteht - man kennt diese "odd couple"-Konstruktion aus hunderten von Krimis. Gabriel rekrutiert den unbescholtenen Deutsch-Afghanen Raza (Ivar Wafaei) als Informant und wil ihn im Umfeld von Drogenhändlern platzieren. Die könnten eine Verbindung zum geplanten Terroranschlag haben. - Die sechsteilige Thrillerserie "Informant - Angst über der Stadt" ist Matthias Glasners (Buch und Regie) durchaus eigenwillige Adaption des britischen BBC-Formats "Informer", in dem der großartige Paddy Considine, bekannt als siecher König Viserys aus "House of the Dragon", die Jürgen Vogel-Figur verkörpert.

ARTE zeigt die Koproduktion mit dem NDR als Vorpremiere mit drei Folgen am Stück. Am Folgeabend, Freitag, 11. Oktober, 20.15 Uhr, sind die Episoden vier bis sechs zu sehen. Das Erste strahlt am Mittwoch, 16. Oktober, und Donnerstag, 17. Oktober, jeweils um 20.15 Uhr, aus. In der ARTE-Mediathek sind alle Folgen ab 10. Oktober und in der ARD-Mediathek ab 11. Oktober verfügbar.

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Starke Bilder eines schmuddeligen Hamburgs

Man kennt sie von ihm: die Rolle des traurig dreinblickenden, desillusionierten Kerls, die Freund und Kreativpartner Matthias Glasner seiner männlichen Muse Jürgen Vogel schon öfter auf den durchtrainierten und doch geschundenen Leib geschrieben hat. Gemeinsam haben die gebürtigen Hamburger schon die Kinofilme "Der freie Wille" (2006) und "Gnade" (2012), aber auch die ZDF-Serie "Blochin" (2015) realisiert. Zuletzt triumphierte Autorenfilmer Glasner mit dem Film "Sterben", für den er in diesem Jahr mit einem Deutschen Filmpreis in Gold und einem Silbernen Berlinale-Bären ausgezeichnet wurde.

Was schnell offenbar wird in "Informant - Angst über der Stadt": Die moderne Großstadtserie, die übrigens viele starke Bilder von bislang unverbrauchten, weil eher schmuddeligen Hamburger Locations zeigt, will mehr sein als nur Thriller. Glasner interessiert sich dafür, was Druck, Angst und Paranoia aus unterschiedlichen Menschen machen. Da wäre der junge Raza, der mit seinem kleinen Bruder (Ali Reza Ahmadi) und dem schweigenden Vater (Majid Bakhtiari) - einem Ex-Professor aus einem Afghanistan vor der wiedererlangten Taliban-Kontrolle - in einer engen Wohnung lebt. Dass Raza seine Freundin Sadia (Bayan Layla) dort leben lässt, stößt vielen in Razas Umfeld auf. Schließlich ist sie die Tochter eines bekannten Warlords, aber - viel wichtiger - nicht mit Raza verheiratet. Glasner schildert den Druck, unter dem die Migranten stehen: ihr Gettoleben und das Ausgesperrtsein von der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

Ambitionierter Thriller mit Stärken und Schwächen

In der sauberen Hamburger Vorstadt sieht es bei der rein deutschen Kleinfamilie Bach allerdings nicht viel besser aus. Gabriels Frau Emilia (Claudia Michelsen), ebenfalls eine Professorin, sitzt mit der halbwüchsigen Tochter (Alix Heyblom) meist allein daheim. Sie müssen ertragen, dass Gabriel tagelang verschwindet, vieles verschweigt und offenbar noch mit einem alten "Zusatzleben" zu tun hat. Nichts Genaues weiß man nicht - und das kann eine Familie ganz schön mürbe machen.

Allerdings: Gerade die Geschichte von Jürgen Vogels Hauptfigur ist im Drehbuch reichlich aufgeladen, vielleicht sogar überladen. Auf der anderen Seite muss man dem manchmal etwas prätentiös geschriebenen wie getexteten Thriller loben: "Informant - Angst über der Stadt" ist spannend, toll fotografiert und in einigen Momenten auch eine zeitgemäße urbane Gesellschaftsbeschreibung.

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