08.12.2024 von SWYRL/Elisa Eberle
Lange galt Camilla Parker Bowles als der Hauptgrund für die Scheidung von Prinz Charles und Prinzessin Diana. Medien wie Bevölkerung begegneten ihr mit Missachtung. Doch inzwischen gilt die Queen Consort als unverzichtbare Stütze der britischen Monarchie. Die Doku zeichnet ihre Rehabilitation nach.
Sie wurde von der britischen Bevölkerung geächtet und von Queen Elizabeth II. missachtet. Doch an der Seite ihres Ehemanns King Charles III. gilt Queen Camilla heute als unverzichtbare Säule der britischen Monarchie. Wie also kam die inzwischen 77-jährige geschiedene Frau zu diesem späten Ruhm, fragt die ZDF-Königshausexpertin Julia Melchior in ihrer Dokumentation "Camilla - Geliebte. Gemahlin. Königin", die nun erstmals bei ARTE zu sehen ist.
In rund 45 Minuten unternimmt der Film eine Zeitreise in die frühen Lebensjahre von Camilla Rosemary Shand, einer Tochter aus aristokratischem Hause: Geboren in London und aufgewachsen in East Sussex besuchte die junge Camilla nach der Schule ein Mädchenpensionat in der Schweiz. Hier sollte sie lernen, ein Haus zu führen und Gesellschaften zu geben. Mit 18 Jahren debütierte sie, wie es für Aristokraten-Töchter ihrer Zeit üblich war, beim Queen Charlotte Ball. "Akademisch war nicht so viel los", erklärt Gina Thomas, einstige Kulturkorrespondentin der "F.A.Z." im der Doku: "In ihrem Fall wurde sie zum Heiraten ausgebildet. Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche größeren Ehrgeize hatte als das."
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Unbekannte Details über eine bekannte Frau
Es ist dieser ehrliche und ungenierte Blick auf die derzeit ranghöchste Frau im britischen Königshaus, die die Dokumentation zu einer besonderen machen. Neben altbekannten Fakten zur Dreiecksbeziehung zwischen Prinz Charles, seiner ersten Frau Prinzessin Diana und Camilla Parker Bowles als seiner Geliebten erfährt das Publikum auch viel Neues über die Persönlichkeit der Queen Consort: Wer etwa hätte gedacht, dass die Ehefrau des Königs des Vereinigten Königsreichs und Nordirlands unter Flugangst leidet, dass sie leidenschaftlich einen eigenen Online-Buchclub samt dazugehörigem Podcast betreibt und dass ihr Lieblingsbuch Jane Austens Gesellschaftsroman "Stolz und Vorurteil" ist? "Zurückhaltung ist ihre Stärke", heißt es dementsprechend gleich zu Beginn des Films: Dies sei der Grund, "warum eigentlich so wenig über sie bekannt ist".
Als Camilla im April 2005, mehr als 30 Jahre nach ihrer ersten Begegnung, Charles heiratete, verzichtete sie aus Rücksicht auf die 1997 verstorbene Prinzessin Diana auf den Titel Prinzessin von Wales, der ihr als Gemahlin des Thronfolgers zu gestanden hätte. Stattdessen wurde sie als Herzogin von Cornwall bekannt und setzte sich unermüdlich für soziale Zwecke, darunter ein Tierrettungsprogramm in London-Battersea und eine Initiative gegen häusliche Gewalt ein. Bei rund 200 Terminen im Jahr, so heißt es in der Doku, werde die Königin von der Kamera begleitet, hunderte weitere fänden hinter verschlossenen Türen statt.
Weitere Doku porträtiert König Charles III.
Auf ihrem Landsitz im südwest-englischen Wiltshire, an den sich die fünffache Großmutter in ihrer raren Freizeit gerne zurückzieht, gehe es informeller zu, weiß die Königshausexpertin Roya Nikkhah zu berichten: Camilla "steht selbst am Herd und die Enkel kommen vorbei." Es sei ein Ausgleich zu ihrem Job als Monarchin: "Sie hat sich Teile ihres alten Lebens bewahrt: ihre Unabhängigkeit, das Familienleben mit ihren Kindern und Enkeln abseits des Protokolls."
DIrekt im Anschluss an "Camilla - Geliebte. Gemahlin. Königin" wird auch ihr Ehemann porträtiert: Um 20.55 Uhr wiederholt ARTE die 2023 erstausgestrahlte ZDF-Doku "König Charles III.", ebenfalls von Julia Melchior.