Die verlorene Zeit - Fr. 16.04. - ARTE: 20.15 Uhr

Wahnsinn des Weiterlebens

11.04.2021 von SWYRL/Jasmin Herzog

Eine Jüdin überlebt im berührenden Drama "Die verlorene Zeit" das KZ und muss sich Jahrzehnte danach ihrer Vergangenheit - und ihrer großen Liebe - stellen.

Brooklyn, New York, 1976: Hanna Silberstein (Dagmar Manzel) lebt ein geordnetes Leben als Ehefrau eines Psychiaters und Mutter einer Tochter. Doch sie trägt die Erinnerung an das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in sich. Das Trauma der Inhaftierung schwappt zurück in Hannas Leben, als sie erfährt, dass ihre große Liebe Tomasz, den sie im KZ kennenlernte, ebenfalls überlebte. Das Holocaust-Drama "Die verlorene Zeit" (2009) von Regisseurin Anna Justice, das ARTE nun wiederholt, macht den Wahnsinn des Weiterlebens auf eine Weise erlebbar, die es für den Zuschauer mitunter schmerzhaft macht, der Geschichte, die im Jahr 1944 ihren Anfang nimmt, zu folgen.

Verstohlene Blicke und kleine Gesten sind zunächst alles, was die junge Jüdin Hanna (Alice Dwyer) und der Pole Tomasz (Mateusz Damiecki) in der Lager-Bäckerei des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau austauschen können. Die Verliebten riskieren ihr Leben, um sich sehen zu können und machen dafür von den kleinen Privilegien Gebrauch, die Tomasz durch seinen Status genießt. Als Hanna schwanger wird, sieht sich Tomasz zum Handeln gezwungen und schleust sie und sich selbst als Offizier verkleidet in die Freiheit. Doch damit ist die Flucht der beiden noch nicht vorbei: Der Bauernhof von Tomasz' Eltern, auf dem die flüchtigen KZ-Häftlinge Schutz suchen wollten, ist von den Nazis besetzt.

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Vielfach prämiertes Drama

Die Handlung springt immer wieder zwischen den Jahren 1944 und 1976 hin und her. Je mehr sich Hanna schreibend - Tagebucheinträge helfen ihr dabei - dem Geschehenen annähert, desto präsenter wird ihre betäubte Sehnsucht nach Tomasz, den sie für tot hält. Genau wie Hanna hat auch der Zuschauer Schwierigkeiten, die Grenze zwischen albtraumhaften Erinnerungsfetzen und der Gegenwart zu ziehen. So giert in einer Szene Tomasz in Häftlingskleidung nach den Speisen auf der Geburtstagstafel von Hannas Mann Daniel (David Rasche). Ein verstörendes Bild, das nur Hanna wahrnimmt - und der Zuschauer.

Ein Interview, das der mittlerweile 50-jährige Lehrer Tomasz (Lech Mackiewicz) im Fernsehen gibt, wirft Hanna völlig aus der Bahn. Das Gerüst ihres eigentlich glücklichen Lebens im Exil und auch die Grundpfeiler ihrer Ehe beginnen zu schwanken. Nach langem Ringen greift sie doch zum Hörer und wählt eine Nummer in Polen. Es ist ein Anruf, dem ein Treffen folgt ...

Für die deutsche Regisseurin Anna Justice bedeutete das Holocaust-Drama "Die verlorene Zeit" großen internationalen Erfolg: Der herausragend besetzte und nüchtern inszenierte Film wurde sowohl beim UK Jewish Film Festival (2011), als auch beim Los Angeles Jewish Film Festival (2012) und dem Zagreb Jewish Film Festival (2012) ausgezeichnet.

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