02.10.2023 von SWYRL/Rupert Sommer
Ein Abend, der starke Familien feiert: Mit seiner Energie riss ein Teenager nicht nur seine eigenen Eltern mit, sondern die VOX-"Löwen" auch fast vom Sessel. Und ein Niederbayer, der das Vermächtnis seines Vaters vorführt, sorgte für Gänsehaut.
Was für eine Wucht, was für eine jugendliche Naturgewalt: Als am Montagabend mit zielstrebigem Schritt ein Gründer-Duo die "Höhle der Löwen" betrat, wurde schnell klar, dass Paul Belthle, ein gerade mal 16-Jähriger, den Hut aufhat. Und das nicht nur im wörtlichen, sondern auch im unternehmerischen Sinn: Sohnemann Paul brauchte seinen 46-jährigen Vater Jürgen nur als Rechtsvertreter an seiner Seite, weil er formal als Minderjähriger nur eingeschränkt geschäftsfähig ist.
Aber schnell stellte sich raus: Das Unternehmen "Ölfreunde", gegründet im beschaulichen Ort Beuron-Thiergarten an der oberen Donau, ist eine Erfolgsgeschichte. Und Paul, der sich schon jetzt Deutschlands jüngsten Öl-Müller nennen darf, ist ein Gründer-Genie, für den die VOX-Reihe die ideale Bühne bietet. Vater Jürgen ist - wie übrigens weite Teile des Belthle-Clans - Angestellter beim eigenen Sohn. "Die Firma von Paul ernährt mittlerweile die ganze Familie", beschrieb Jürgen voller Stolz.
"Ölfreunde" ist ein Start-up für hochwertige, kaltgepresste Speiseöle aus heimischen Saaten - und die Verwirklichung eines Traums, der den Gymnasiasten Paul schon seit einigen Jahren beschäftigt. Aus seinem früheren Hobby wurde ein Business. 2018 bekam er von seinen Eltern eine Öl-Mühle geschenkt, mit der der neugierige Tüftler rasch zu experimentieren begann. "Unsere Küche war permanent verwüstet", erinnerte sich Vater Jürgen über den Erfindereifer des Sohns. "Das reinste Schlachtfeld."
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Dagmar Wöhrl schwärmt von Jung-Gründer: "Mich fasziniert der Elan, den der Junge hat"
Doch rasch kristallisierte sich ein Geschäft heraus. Mittlerweile steht das Start-up für elf Öl-Sorten, die mit Kräutern und Gewürzen verfeinert werden. Und auch der Devise "Wegschmeißen ist nicht" folgt Gründer Paul. Aus den nach dem Öl-Pressen anfallenden Bio-Rückständen macht er Protein-Pulver und Tierfutter. Man ahnte schnell: "Unser Paul ist nicht zu bremsen", witzelte der Vater. Was die Löwen am meisten beeindruckte: Die "Ölfreunde" machen bereits 1,6 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Und den will Paul rasch weiter steigern. 200.000 Euro für zehn Prozent der Firmenanteile bot er dafür in der VOX-Gründershow an. Oder wie Vater Jürgen meinte: "Kommen Sie in unser Öliversum!"
Doch vor dem Verhandeln stand natürlich erst einmal eine Verkostung an. Und die fiel durchweg positiv aus. "Großes Kompliment", meinte etwa Dagmar Wöhrl über Pauls Chili-Öl. "Schmeckt sehr gut", urteilte sie, lobte dann aber rasch auch den Öl-Jungspund selbst. "Mich fasziniert der Elan, den der Junge hat."
Tatsächlich schlägt in der Fränkin ein Herz für Familienunternehmen, für das ja auch die Wöhrls selbst stehen. Und mit Tillman Schulz fand sie schnell einen Mitstreiter, der Pauls Öl ebenfalls liebt. "Es gibt keinen besseren Bieter als mich", meinte der "Löwe", der ebenfalls aus einem Familienunternehmen stammt. Und das ist sogar eines, das schon seit drei Jahrzehnten mit Olivenöl handelt. "Das Produkt gehört zu Dagmar und zu mir", jubelte Schulz über das Löwen-Duo, das unbedingt bei den "Ölfreunden" investieren wollte.
"Drei Familienunternehmen, da kann nur was Gutes rauskommen"
Allerdings: Einen Drops musste Paul schlucken. Anstatt zehn Prozent forderten Wöhrl und Schulz gemeinsam sogar 25 Prozent an dem jungen Unternehmen. Doch schnell zeigte sich: Paul kann nicht nur erfinden und Firmen gründen. Er kann auch geschickt verhandeln. Zunächst kehrte er nach einer kurzen Bedenkzeit - und einem Anruf bei Mama Belthle - mit einer Gegenforderung zurück: 15 Prozent für 200.000 Euro!
Tilmann Schulz schluckte kurz, da das neue Angebot seiner heimlichen Schmerzgrenze offenbar gefährlich nahekam. Doch dann einigten man sich auf einen Kompromiss: Dagmar Wöhrl und Schulz erwarben zusammen 20 Prozent an den "Ölfreunden". Und die Arbeit ging gleich los. "Drei Familienunternehmen, da kann nur was Gutes rauskommen", freuten sich alle Beteiligten. Hinter den Kulissen konnte es Paul Belthle, der 16-Jährige, der die Löwen bändigte, gar nicht so recht fassen. "Ein Riesen-Meilenstein in meinem Leben", sagte er.
Gründer führt Erbe von verstorbenem Vater fort
Ähnlich viel Gänsehaut verursachte übrigens auch ein weiterer vergleichsweise junger Mann - und eine weitere, leider nicht ganz so glückliche Familiengeschichte: Der 26-jährige Thomas Wiederer aus dem niederbayerischen Zachenberg fand eines Tages auf dem Speicher eine Erinnerungskiste seines zuvor überraschend verstorbenen Vaters. Darin: ein USB-Stick mit detaillierten Geschäftsplänen für eine naturnahe Bade-Idee.
Der Halb-Waise entwickelte daraus zusammen mit seinem guten Freund Daniel "My Herbal Spa". Das ist ein auf natürlichen Kräutern basierender Badezusatz mit einer originellen Anwendungsform: Beim "Teebeutel für die Badewanne" stieg nach einigem Hin und Her Ralf Dümmel ein - für 30.000 Euro und ein Viertel der Firmenanteile. "Bei mir schlagen drei Herzen in der Brust", freute sich der Investor nach dem Handschlag. "Eins für Thomas, eins für Daniel und eins für den Vater, um die Geschichte weiterzuschreiben." Und auch Thomas zeigte sich glücklich: "Da wäre der Papa jetzt auch stolz."
Weniger Glück hatten in der Show Annette Muckle und Benjamin Bates, die ihr Produkt "Lookas", eine Videobox mit Münzsystem für Kinder, vorstellten. Die Idee ist clever: Die Medienzeit für junge Kinder kann so auf spielerische Weise von den Eltern kontrolliert werden. Leider steht die Entwicklung der Box noch ganz am Anfang. Kein Deal! Ebenfalls ohne Zuschlag mussten die Gründer Max Huber und Moritz Schüller abziehen. Sie fanden für ihr innovatives Flaschen-Kühlsystem "Beezer" keinen Investor.
Und das Gründer-Trio von "Compounder" aus Köln brachte sich selbst durch Sturheit um einen Erfolg in der "Höhle der Löwen". Grundsätzlich hätte Carsten Maschmeyer die Geschäftsidee gern unterstützt, die auf digitalem Wege den Bewerbungsprozess an Privat-Unis vereinfachen soll. Doch beim Preis und bei der horrenden Firmen-Bewertung - vier Millionen Euro bei bislang so gut wie keinen nennenswerten Umsätzen - wurde man sich nicht einig.