03.11.2024 von SWYRL/Luisa Paulin
"Bad Influencer" erzählt von Donna (Lia von Blarer), die von einem Influencer unfreiwillig ins Rampenlicht der sozialen Medien gerückt wird. Sie will aus ihrer misslichen Situation aber das Beste machen und beschließt, selber unter die Influencer zu gehen.
"Bad Influencer", eine Debütserie der beiden Regisseurinnen Lilli Tautfest und Melanie Waelde, will die oft ohnehin schon absurd erscheinende Welt von Influencerinnen und Influencern mit einem "satirischen Zugriff" aus feministischer Perspektive durchleuchten. Dabei sollen Missstände und fatale Entwicklungen, die es in der Branche fraglos reichlich gibt, ins Visier genommen werden. Die acht Folgen sind ab Freitag, 8. November, in der ARD Mediathek abrufbar.
Die Story (Buch: Anika Soisson und Lilli Tautfest) dreht sich um Donna (Lia von Blarer), die bei einem Sexdate von Pick-Up Artist und Influencer Pascal (Lukas Sperber) reingelegt und gefilmt wird. Der nicht abgesprochene Post bringt ihr zwar einiges an Aufmerksamkeit, sie wird von Feministinnen und Feministen als Kämpferin gefeiert, aber Pascals Followerschaft macht ihr auf der anderen Seite das Leben schwer. Kurzum entschließt sie sich, die demütigende Situation nicht einfach über sich ergehen zu lassen, und steigt nun selber als Influencerin in die wilde Welt von Social Media ein. Wirklich bereit dafür ist sie nicht, trotzdem will sie es Pascal heimzahlen und mehr Follower als er ansammeln, doch droht sie dafür ihre Authentizität und echte Freundschaften aufs Spiel zu setzen?
Der Ansatz der Serie ist spannend, und die verhandelten Themen sind relevant. Allerdings ist die Umsetzung eher spröde, Tiefgang wird hier kaum erreicht. Die Serie dümpelt über weite Strecken in seichtem Gewässer, das ohne Frage enorme Potenzial, dem Publikum die Tücken der Online-Blase etwas näherzubringen, wird kaum ausgeschöpft.
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Ist das noch feministisch?
Der "satirische Zugriff" verkommt leider oft zu einem satirischen Fehlgriff, man muss sich bei vielen Dialogen fremdschämen. Die grundlegenden Themen - das Dasein als Influencer und Feminismus - werden in der Serie (eine Produktion von IT MEDIA Medienproduktion zusammen mit Tellux next im Auftrag des SWR für die ARD Mediathek) weder interessant kommentiert, noch sonderlich originell beleuchtet.
Die holprigen Dialoge verhindern größtenteils die emotionale Verbindung zu den Charakteren. Außerdem ist die Charakterisierung der Figuren, vor allem von Hauptfigur Donna, geradezu eine Reproduktion von Stereotypen. Sie hat kaum bezeichnende Charaktereigenschaften - abgesehen davon, dass sie sich ihre Achseln nicht rasiert, ihr Gesicht nur mit Wasser und Seife wäscht und körperlich vor Make-up Pinseln zurückschreckt. Dann muss sie ja Feministin sein?! - Naja. Dem "Zeitalter des Feminismus", welches Donna in der ersten Folge ausruft, tut diese Serie keinen großen Gefallen.
Das Internet ist absurd ... aber so?
Auch die Darstellung des Influencer-Alltags und Social Media lässt stellenweise zu wünschen übrig. Es wird sich hier über Situationen lustig gemacht, die für viele Frauen tragische und gefährliche Realität sind. Wie "Doxing", das Veröffentlichen von Wohnort und Namen im Internet durch Dritte. Die Serie spielt das mit einem Witz herunter, indem die Veröffentlichung von Donnas Adresse kaum Konsequenzen nach sich zieht, außer dass Werbepartner nun wissen, wo sie ihre Produkte hinschicken sollen. Etwas mehr Feingefühl wäre wohl angebracht gewesen.
Unterm Strich ähnelt die Abbildung von sozialen Medien in der Serie weniger der Realität, sondern eher der Vorstellung einer Person, der Social Media während einer Runde des Spiels "Tabu" erklärt worden ist - und das im Jahr 2016. Schlussendlich kann "Bad Influencer" die Frage von Authentizität im Internet nicht beantworten, weil die Serie selbst ziemlich unauthentisch rüberkommt. Das Fazit, ganz im Sinne der Sprache, die die Serie versucht zu imitieren, lautet hier leider: Cringe.