20.05.2025 von SWYRL/Nadine Wenzlick
Rapper FiNCH sprach in seiner Tauschkonzertfolge bei "Sing meinen Song" über seine bewegte Vergangenheit - und seine Forderung an Schlagersänger Wolfgang Petry.
Noch nie war bei "Sing meinen Song" ein Musiker dabei, der so polarisiert wie FiNCH. Nicht selten eckt der Rapper aus Frankfurt (Oder) mit seinen Aussagen und Songs an. "Ich bin kein einfacher Künstler", ist der 35-Jährige sich im Klaren. "Respekt an VOX und 'Sing meinen Song', dass sie das durchgezogen haben und mir die Chance geben, hier zu zeigen, wer ich bin. Ich werde sie nicht enttäuschen!"
Ein Versprechen, dass FiNCH im Laufe der Folge hielt. Denn er sprach nicht nur offen und ehrlich über seine bewegte Vergangenheit und seine ostdeutschen Wurzeln, sondern zeigte sich auch als liebevoller Familienvater. Nur an Schlagersänger Wolfgang Petry stellte er eine Forderung ...
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Harte Schale, weicher Kern
"Ist es Rap, ist es Techno, ist es Pop, ist es Schlager, ist es Kunst, Satire?", fragte Gastgeber Johannes Oerding FiNCH zu Beginn. Tatsächlich ist dessen Musik nur schwer in eine Schublade zu stecken. Trotzdem oder gerade deswegen schaffte er es mit seinen vergangenen drei Alben an die Spitze der deutschen Charts und spielte auf seiner letzten Tour vor über 190.000 begeisterten Fans. "Es geht um Saufen, Sex, Drugs, Rock'n'Roll, das volle Programm", fasste Oerding weiter zusammen. "Aber du findest in jedem Song eine persönliche Geschichte."
In "Wendekind" zum Beispiel beschreibt FiNCH die Tristesse und Perspektivlosigkeit, die viele Menschen in seiner Heimat empfinden. Gesungen wurde der Song von MiA.-Sängerin Mieze Katz, die selbst in Ostdeutschland aufgewachsen ist. Sie "autobiografisierte" den Text an einigen Stellen und beschrieb die Wende als zweite Geburt. "Ich glaube, niemand wünscht sich dieses Regime zurück. Ich wäre wahrscheinlich als erster in den Knast gegangen mit meiner großen Fresse. Du sprichst richtig vielen Menschen aus der Seele", fand FiNCH.
Um FiNCHs glückliche Kindheit in Brandenburg geht es in dem Song "Memories", den Bosse in eine Klavierballade verwandelte, was bei FiNCH für richtig feuchte Augen sorgte. "Das hat mich so zurückkatapultiert. Ich wünsche mir manchmal einfach wieder Kind zu sein. Die Zeit kommt nie wieder zurück", so FiNCH. Emotional wurde es auch, als Michael Patrick Kelly "Leuchtturm" von Brandenburg nach Irland holte, inklusive irischer Flöte. Den Song hat FiNCH nämlich für seine zwei Jahre alte Tochter geschrieben.
"Das hat mein Leben krass verändert", gab er zu. Früher habe er nach dem Motto "Scheiß drauf, was morgen kommt. Vollgas" gelebt. "Und dann hatte ich dieses Lebewesen auf dem Arm und der harte Finch wurde ganz anders", fuhr er fort. Mit der Mutter sei er zwar nicht zusammen, wolle aber trotzdem für seine Tochter da sein. "Mein Vater hat sich damals verpisst. Ich will den Teufelskreis durchbrechen und nicht den gleichen Fehler machen."
Wolfgang Petry unter Zugzwang
Zwischendurch erzählte FiNCH von seinen vielen Jobs vor seiner Musikkarriere - unter anderem arbeitete er als Mechatroniker, im öffentlichen Dienst, bei einer Zeitarbeitsfirma und in einer Parfümfabrik. "Ich weiß, was es heißt, für sein Geld zu arbeiten, nicht viel Knete zu haben und hart zu schuften. Dadurch fühle ich die Leute, die auf meine Konzerte kommen", sagte er. Er ging auch auf seine Battlerap-Vergangenheit ein.
"Ich wollte schockieren, ich wollte der krasseste sein. Wie ein Horrorfilm. Mehr Blut. Und jetzt wirst du älter ... Vieles hat sich geändert. Ich will nicht einen Brandsatz legen für irgendwelche Idioten." Wenn man Texte von damals aus dem Kontext reißt, könne das schnell nach hinten losgehen. "Das ist etwas, womit ich viel zu kämpfen hatte. Bis heute noch muss ich mich für Sachen rechtfertigen. Aber ich steh zu dieser Zeit, ich hab das gesagt", so FiNCH.
Auch über seine vielen Kollaborationen, darunter Blümchen, Scooter und Matthias Reim, sprach der Rapper - und outete sich als absoluter Schlagerfan. "Dieser Moment mit Matthias Reim war einer der schönsten meiner Karriere." Auf die Frage, wer noch auf seiner Bucketlist stehe, antwortete er Oerding: "Ich muss nur noch dieses eine Feature machen, dann kann meine Karriere vorbei sein. Der will aber nicht. Und das ist Wolfgang Petry. Ich stelle ihn jetzt einfach unter Druck, vielleicht hilft das." Laute "Wolfgang"-Rufe der gesamten "Sing meinen Song"-Besetzung erfüllten den Nachthimmel in Grootbos. "Der Song ist fertig, ich werde diesen Traum nicht aufgeben", so FiNCH.
Juno will bestimmtes Wort nicht singen
Was sonst noch passierte? FiNCH selbst stellte seinen neuen Song "Schwalbe" vor - eine Hommage an das historische Kleinkraftrad aus der DDR -, womit er die ganze Couch zum Tanzen brachte. Johannes Oerding verwandelte den Happy-Hardcore-Track "Tattoo" in eine soulige Ballade mit epischem E-Gitarren-Solo zum Finale. Boki von ClockClock textete "Liebe auf der Rückbank" - mit 110 Millionen Streams der erfolgreichste Song von FiNCH - auf Englisch um. Und Madeline Juno machte "Liebe ist..." zur reduzierten Ballade - und zwar ohne das Wort H..rensohn im Refrain zu singen.
"Mir war von Anfang an klar, dass ich keinen Bock habe, das zu sagen", so Juno. Stattdessen hauchte sie ein sanftes "Huuuuh" - ganz zur Begeisterung von FiNCH. "Ich hatte ein kleines bisschen Angst, dir zu begegnen, weil ich nicht wusste, ob wir matchen", gestand sie. "Ich hatte auch ein bisschen Angst", gab FiNCH zu. "Ich hatte Angst, was du über mich denkst. Viele denken FiNCH ist dieser Böse ... ich kokettiere ja auch damit. Aber du bist mir neutral gegenübergetreten und hast mir eine Chance gegeben, ich selbst zu sein. Ohne Vorurteile. Das rechne ich dir sehr hoch an." Die Protea für den Song des Abends ging folglich an Madeline Juno.