Von uns wird es keiner sein - Fr. 17.10. - ARTE: 20.15 Uhr

Das geheime Leben unserer Kinder

12.10.2025 von SWYRL/Eric Leimann

In "Von uns wird es keiner sein" geht es um die anonyme Suiziddrohung an einem Gymnasium. Ein Schüler oder eine Schülerin kündigt über soziale Medien die Tat an. Im ZDF-Drama, das vorab bei ARTE läuft, lernt man vier Schüler, ihre Eltern und einige Lehrer kennen. Wer verfolgt welchen Plan?

Was wissen wir wirklich von unseren fast erwachsenen Kindern? Was erzählen sie uns alles nicht? Und in welchen - digitalen - Parallelwelten leben sie? Im Schuldrama "Von uns wird es keiner sein", das am Montag, 20. Oktober, 20.15 Uhr, auch im ZDF läuft, kündigt ein Schüler oder eine Schülerin anonym den Selbstmord über soziale Medien an. Die Lehrer des Gymnasiums reagieren unterschiedlich: Der sensible Ritchie (Sabin Tambrea) will alle Hebel in Bewegung setzen und holt unter anderem Psychologin Selma (Stefanie Reinsperger) mit ins Boot. Die ältere, coole Gabi (Mariele Millowitsch) macht sich ebenfalls Sorgen, behält aber die Ruhe. Und der spöttische Michael (Tom Keune)? Glaubt, dass alle Maßnahmen übertrieben seien, weil er die Drohung nicht ernst nimmt.

Mehr noch als die Lehrer stehen im neuesten deutschen Schulfilm vier Schulfreunde und zum Teil ihre Eltern im Mittelpunkt: Jenni (Anna Schudt) ist es gewohnt, dass ihre Tochter und Vorzeigeschülerin Julia (Mina-Giselle Rüffer) alles im Griff hat. Aber ist es wirklich so? Julias Freundin Mina (Derya Akyol) muss daheim alleine die Verantwortung übernehmen, weil ihrem alleinerziehenden Vater (Serkan Kaya) vieles über den Kopf gewachsen ist. Tom (Kosmas Schmidt) hat ständige Konflikte mit seinem strengen Vater (Moritz Fürmann). Waldi (Lukas von Horbatschewsky) hingegen ist heimlich queer und leidet unter dem traditionellen Geschlechterbild seiner Familie.

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Leistungsdruck, Coming Out, Familientrauma und Verantwortung

Ein weiterer deutscher Film spielt am "Tatort" Schule. Deutschland-Versteher Sönke Wortmann ("Eingeschlossene Gesellschaft", "Frau Müller muss weg!) widmete sich wiederholt dem Sujet. Es gab den fantastischen deutschen Oscar-Beitrag "Das Lehrerzimmer" mit Leonie Benesch und im September 2025 thematisierte ein beklemmender "Polizeiruf 110" mit Claudia Michelsen den Amoklauf eines Jugendlichen - an seiner Schule. Die Liste ist unvollständig.

In "Von uns wird es keiner sein" haben sich Drehbuchautor Lucas Flasch und Regisseur Simon Ostermann ("Deutscher") nun ein neues psychologisches Spannungs-Szenario erdacht: Die Selbstmorddrohung steht im Raum, doch wer könnte der oder die Gefährdete sein? Wie geht das Schulumfeld mit der Chronik eines angekündigten Todes um? Handelt es sich um einen üblen Scherz oder leidet jemand unter uns still, aber kaum erträglich vor sich hin?

Die im Film dargestellten Typen - Jugendliche wie Erwachsene - sind ambitioniert, aber auch recht exemplarisch gezeichnet. Die meisten der Charaktere hier sind Archetypen: Sabin Tambrea gibt den besorgten, einfühlsamen Lehrer, der unter der Last der Verantwortung fast zerbricht. Natürlich hat auch er noch ein Geheimnis in der Charakterschublade. Stark überzeichnet ist Tom Keunes Lehrer-Figur als Provokateur und Spötter in Richtung Mental Health-Themen. Hinzukommen vier Schüler-Charaktere, die im wirklichen Leben wohl niemals befreundet wären. Mit deren Problemen dürften sich viele junge Menschen identifizieren: zu viel Leistungsdruck und hohe Erwartungen an sich selbst, das Coming out in der Familie, Trauma und Sprachlosigkeit in der Familie sowie das Problem, zu früh Verantwortung übernehmen zu müssen.

Am Ende des Films werden Hilfsangebote zur Suizidprävention eingeblendet: die Telefonseelsorge, das Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer" und Krisenchat.de. Selbstmorde zu verhindern, ist eine große gesellschaftliche Aufgabe. Wir müssen hinschauen und uns umeinander kümmern. So lautet die wichtige Botschaft des ARTE-ZDF-Dramas, dessen Thema filmisch an anderer Stelle jedoch schon besser umgesetzt wurde.

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