Der Kommissar und der See - In besseren Kreisen - Mo. 09.12. - ZDF: 20.15 Uhr

Wie korrupt ist die Oberschicht? Walter Sittler ermittelt im Elite-Internat

07.12.2024 von SWYRL/Maximilian Haase

Zwei Tote, ein Elite-Internat und Korruption in der Krebsforschung: Im neuen Fall der ZDF-Krimireihe "Der Kommissar und der See" wird Walter Sittler als Ermittler nach den mysteriösen Morden an einer jungen Frau und einem Nobelpreisträger auch persönlich involviert.

Von Gotland an den Bodensee: Nach dem Aus der überaus erfolgreichen Krimireihe "Der Kommissar und das Meer" fand Walter Sittler als pensionierter Ermittler ein neues Zuhause in der alten Heimat. Ausruhen kann er sich dort jedoch kaum: Seit 2022 muss sich Robert Anders auch im Ableger "Der Kommissar und der See" mit schwierigen Kriminalfällen befassen - und insbesondere mit Leichen im Wasser. So auch im dritten Film der Reihe, die mit zuletzt 6,83 Millionen Zuschauenden an die guten Quoten des Vorgängers anschließen konnte: Erst wird eine tote junge Frau am Ufer gefunden, kurze Zeit später treibt im See auch die Leiche ihres Vorgesetzten, mit dem der Ex-Kommissar brisanterweise befreundet war. "In besseren Kreisen", so der Titel des mysteriösen Krimis, begibt sich das Ermittlerteam auf Spurensuche - und stößt zwischen Eliteinternat, Krebsforschung und alten Strafritualen auf rätselhafte Verstrickungen.

Der Kommissar im Ruhestand ist zufällig Gast bei einem Empfang, als in der Nähe eine Tote entdeckt wird. "Herr Anders, wo Sie sind, ist auch immer eine Leiche, oder?", wird er vom eintreffenden Kollegen Martin Keller (Dominik Maringer) begrüßt. Lena Nowak heißt die junge Frau, die gerade erst mit ihrem ersten Job bei einer Biotech-Firma begonnen hatte und nun - voll mit Alkohol und Beruhigungsmitteln - scheinbar Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Oder etwa nicht? Ihr Partner, mit dem es schon länger nicht mehr gut lief, verhält sich jedenfalls eigenartig. Und dann wäre da noch die Tatsache, dass die junge Wissenschaftlerin ihre Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Chemotherapie bewusst manipuliert haben soll. Hat sie sich das Leben genommen?

Als am nächsten Tag auch ihr Chef Bernd Eschenbach (Peter Benedict) tot im Wasser gefunden wird, ändert sich alles. Der einstige Nobelpreisträger, der als Autorität auf dem Gebiet der Biotechnogie galt, treibt an Händen und Füßen gefesselt im Bodensee. Spannend setzt der Krimi-erfahrene Regisseur Sven Nagel vor herbstlicher Seekulisse die Ermittlungen in Szene; einmal mehr entpuppen sich Weite und Tiefe des Bodensees als ideal für stimmungsvoll Abgründiges.

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Grausiges Strafritual

Das liegt auch am geheimnisumwitterten Tatort, der bald ermittelt ist: Auf der Galgeninsel nahe Lindau sollen einer alten Sage zufolge in früheren Zeiten Verdächtige gefesselt ins Wasser geworfen worden sein - ein grausiges Ritual, das angeblich über die Schuld des Betroffenen entscheiden sollte. Konnten sie sich befreien und an Land schwimmen, waren sie unschuldig. Schafften sie es nicht und ertranken, galt dies als gerechte Strafe für ein begangenes Verbrechen. Wurde Eschenbach Opfer einer solchen "Strafe" - und bedeutet dies, dass auch er sich etwas zuschulden kommen ließ?

Lange lässt der Krimi das Ermittlerteam um Kommissarin Annika Wagner (Nurit Hirschfeld) im vagen Nebel früherer und gegenwärtiger Grausamkeiten herumstochern. Wie schon die auf Gotland angesiedelte Vorgängerreihe versucht sich auch "Der Kommissar und der See" bisweilen als abgespeckter Thriller mit Vorliebe für Mysteriöses. Nordic Noir funktioniert eben auch in Süddeutschland.

Dazu gehört genretypisch selbstverständlich eine gute Portion persönlicher Involviertheit der Kommissare: Anders ist jedenfalls mehr als geschockt vom Tod seines Schulfreundes, der ihn noch kurz zuvor als Gastdozent ins einst gemeinsam besuchte Elite-Internat geladen hatte. Kurzerhand begibt sich der abermals von einem frisch aufspielenden Walter Sittler verkörperte Pensionär vor Ort - und wird dort nicht nur mit des Opfers Söhnchen Moritz (Maximilian Krappatsch) und der schweigenden Freundin Kim Lê (Nhung Hong Hoang) konfrontiert. Sondern auch mit einer korrupten Elite und seiner eigenen Biografie: Eschenbach schien nicht der gewesen zu sein, für den der Schulfreund und andere ihn hielten.

"Ich wollte Marihuana für alle"

Neben der obskuren Schlagseite lässt das Drehbuch von Myriam Utz und Andreas Karlström auch Raum für andere Töne: von der Internats-Nostalgie des Kommissars ("Ich wollte Marihuana für alle"), der sich bei den schnöseligen Oberschichtskids tatsächlich als Lehrer versucht, über die augenzwinkernde Dynamik zwischen dem Ermittlerteam und Anders' Flirterei mit Maria Haug (Aglaia Szyszkowitz) bis hin zu Einblicken in die fragwürdigen Praktiken von Medikamentenforschung und Pharmaindustrie. So hält "Der Kommissar und der See" auch diesmal, was die Reihe verspricht: solide Krimiunterhaltung vor melancholischer Seekulisse, nordische Thrillerelemente mit obligatorischen Ausflügen in die düstere Vergangenheit und einen so junggebliebenen wie charmanten Pensionär mit Hang zu Booten, Humor und Eigensinn. Ein Rezept, das weiterhin funktioniert.

Mit bewegenden Fällen am Bodensee wird es mit Walter Sittler, der kurz vor Ausstrahlung des aktuellen Films sein 73. Lebensjahr vollendet, auch im kommenden Jahr weitergehen: Im Herbst wurde die vierte Folge unter dem Arbeitstitel "Das fremde Kind" gedreht, die sich um einen entführten Ingenieur und kriminelle Zollfahnder drehen soll. Ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest.

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