"Disclaimer"

Der schöne Schein und die Sache mit der Wahrheit: Stargespickter Psychothriller mit Cate Blanchett

05.10.2024 von SWYRL/Susanne Bald

Die Journalistin Catherine wurde mit dem Aufdecken der Verfehlungen anderer berühmt. Als sie in einem Buch anonymer Herkunft plötzlich selbst zur Protagonistin mit dunklem Geheimnis wird, sieht sie nicht nur ihre Ehe in Gefahr. Packende Psychothriller-Adaption des fünffachen Oscarpreisträgers Alfonso Cuarón.

Catherine Ravenscroft (Cate Blanchett) hat alles: einen Mann, der sie auf Händen trägt, einen erwachsenen Sohn, ein tolles Haus in bester Londoner Lage sowie Ansehen und Erfolg im Beruf. Gerade erst bekam die Journalistin, die sich der Aufdeckung von menschlichen Verfehlungen verschrieben hat, einen weiteren Preis für ihre Arbeit verliehen. Nur wenige Stunden später droht die Wahrheit über ihre eigene Vergangenheit ihren Ruf, ihre Ehe, ihr ganzes Leben zu zerstören. Die Prämisse der Miniserie "Disclaimer" (ab Freitag, 11. Oktober, bei Apple TV+ abrufbar), eine Adaption des gleichnamigen Bestsellers von Renée Knight, liest sich wie die eines durchschnittlichen Psychothrillers, wie sie zuhauf geschrieben und adaptiert werden. Doch diese Serie ist anders. Das hat gleich mehrere, hochkarätige Gründe: Regie führte kein Geringerer als der fünffache Oscarpreisträger Alfonso Cuarón ("Gravity"), die Hauptrollen übernahmen die Oscarpreisträger Cate Blanchett und Kevin Kline. Unterstützt werden sie von den preisgekrönten Stars Lesley Manville und Sacha Baron Cohen sowie ihren jüngeren Kollegen Leila George, Louis Partridge und Kodi Smit-McPhee, die alle drei ordentlich Eindruck hinterlassen.

Es ist also dieser geballten Starpower zu verdanken, dass aus B-Movie-Material eine Psychothriller-Serie entstehen konnte, die diesen Namen wirklich verdient, die stetig wechselt zwischen betörend und berührend, verwirrend und verstörend. Sie entwickelt einen Sog, so dass man stellenweise gar nicht merkt, wie schnell man Narrativen glaubt, werden sie nur überzeugend präsentiert.

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Vergangenheit und Gegenwart

Die Handlung des Siebenteilers springt hauptsächlich zwischen zwei Zeitebenen. Was Catherines heutiges Leben so aus den Fugen geraten lässt, ist ein Buch, das ihr anonym zugestellt wurde - "The Perfect Stranger", dem der titelgebende "Disclaimer" (auf Deutsch: Haftungsausschluss) vorangestellt ist: "Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist KEIN Zufall." Man sieht Catherine bei der Lektüre immer nervöser werden, sich in der Folge übergeben. Der Grund: Sie ist die Protagonistin des Buches, das einen Vorfall vor zwei Jahrzehnten beschreibt, von dem nie jemand erfahren sollte. Zu spät.

20 Jahre zuvor befindet sich ein junger Engländer auf Italienreise: Der 19-jährige Jonathan (Patridge) genießt das Leben in vollen Zügen und fängt mit seiner Kamera alle Eindrücke um sich herum ein. Besonderen Eindruck macht auf ihn eine betörende Schönheit am Strand - die junge Catherine (George). Ihre Blicke treffen sich, man glaubt, es geradezu knistern zu hören. In der Gegenwart erzählt der verbitterte ehemalige Lehrer Stephen (Kline) von seiner Frau (Manville), die am Tod ihres gemeinsamen Sohnes zerbrach: ebenjener Jonathan. Er sollte damals nicht lebend aus Italien zurückkehren, und die Schuld dafür gibt Stephen Catherine. Was ist damals in Italien passiert? Nicht die einzige Frage, die man sich im Laufe des packenden, soghaften Katz- und Mausspiels zwischen den beiden im Lauf der sieben Folgen stellen wird.

Unterlegt vom perfekt auf die Handlung abgestimmten Score von Billie Eilishs Bruder und musikalischem Partner Finneas O'Connell, finden Oscarpreisträger Emmanuel Lubezki ("Birdman") und Bruno Delbonnel die passenden Bilder für jede Stimmung und Situation. Sei es die beklemmende Tristesse in Stephens Haus, in dem man den Tod von Frau und Sohn förmlich spürt, oder die völlig gegensätzliche sommerlich-leichte Ästhetik der in Italien spielenden Sequenzen. Besonders hervorzuheben sind die ästhetisch gefilmten intimen Szenen, die mit einem Intimitätscoach erarbeitet wurden. Sie wirken bei aller Explizität nie voyeuristisch und dürften den beiden Darstellern Leila George (übrigens die Tochter von Greta Scacchi und Vincent D'Onofrio) und Louis Patridge einiges abverlangt haben.

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