Die Couch ist nicht genug: Matt Damon braucht als Gangster wider Willen eine High-Speed-Therapie

Amerika sitzt auf der Couch. Zumindest tut es Rory (Matt Damon), ein Prototyp des ehrlichen Durchschnittsbürgers, dem der Sinn im Leben abhanden gekommen ist. Rory zweifelt an sich selbst, und man hat das Gefühl, dass er es stellvertretend für Amerika macht. Mit der ersten Szene setzt die ziemlich chaotische Actionkomödie "The Instigators" (ab 9. August bei Apple TV+) den Ton für die nächsten 100 Minuten: Irgendwie geht alles den Bach runter. Und das ist äußerst unterhaltsam.

Es ist ziemlich schnell, ziemlich klar, was schief läuft. Desillusionierte Mittelschicht, gierige Gangster, korrupte Politiker, nicht anerkannte Wahlen, windige Anwälte, schießwütige Cops ... - Das Drehbuch von Casey Affleck und Chuck MacLean macht sich nicht die Mühe, irgendetwas zwischen den Zeilen zu verstecken. Das ist gar nicht verkehrt, denn der Film soll vor allem eins machen Spaß. Regisseur Doug Liman ("Die Bourne-Identität", "Mr. & Mrs. Smith", "Edge of Tomorrow") hält sich an diese Vorgabe.

Doch zurück zur Couch im nüchternen Bostoner Büro von Dr. Donna River (Hong Chau): Rory ist ein ehemaliger Marine, dem nichts geblieben ist außer Problemen mit sich selbst. Seine Frau hat ihn verlassen, seinem Sohn kann er nicht in die Augen schauen. Er braucht 32.480 Dollar, unbedingt. Seine Situation ist ausweglos.

Doch Amerika wäre nicht Amerika, würde sich nicht doch noch eine Möglichkeit auftun. Außerdem sind 32.480 Dollar kein Betrag, den man sich nicht irgendwie ergaunern könnte. Also lässt sich Rory zusammen mit dem dauerbetrunkenen Ex-Knacki Cobby (Casey Affleck) auf einen Coup ein: Sie wollen den Schmiergeldtresor des Bürgermeisters (Ron Perlman) knacken, der zwar gerade die angestrebte Wiederwahl verloren hat, das Büro aber partout nicht räumen will.

Das Unterfangen geht natürlich schief. Die Folge ist ein chaotisches Katz-und-Maus-Spiel mit Polizei, Gangstern und Politikern; eine Autoverfolgungsjagd im Stile von "Blues Brothers" inklusive. Weil sich irgendwann auch noch seine Therapeutin als Geisel anheuern lässt, kann Rory auf der Flucht immerhin an seiner Problembewältigung arbeiten.

Dabei kann man sich gut zurücklehnen und einfach nur Spaß haben: Matt Damon und Casey Affleck spielen sich gegenseitig die Bälle zu, Hong Chau leistet mit aufreizender Ruhe Hochgeschwindigkteitstherapie für ein desillusioniertes Amerika, in dem sich in hochkarätig besetzten Nebenrollen (Ving Rhames, Alfred Molina, Michael Stuhlbarg) ziemlich viele merkwürdige Typen tummeln, die man aus den Nachrichten zu kennen glaubt.