04.10.2024 von SWYRL/Franziska Wenzlick
Bei der Serie "Der Schwarm" hat das ZDF geklotzt und nicht gekleckert: Die Hochglanzadaption von Frank Schätzings 2004 erschienenem Bestseller kann sich sehen lassen - nicht zuletzt dank atemberaubender Bildtechnik. Nun wird das TV-Spektakel bei 3sat am Stück wiederholt.
Eine stets als unverfilmbar deklarierte Geschichte zur Serie zu machen, ist gewiss kein leichtes Unterfangen. Jahrelang hieß es, Frank Schätzings "Der Schwarm" (2004) sei filmisch schlichtweg nicht umzusetzen. Lange Zeit waren alle Pläne, den Roman zu verfilmen, im Sand verlaufen; auch eine bereits 2006 angekündigte Hollywood-Adaption kam nie zustande. War der Bestseller mit knapp 1.000 Seiten zu lang, um als Blockbuster herzuhalten? War das Thema des Öko-Thrillers zu komplex, die Handlung zu verworren, um auf der Leinwand zu funktionieren? Oder fehlten bislang schlichtweg die technischen Mittel, um Schätzings literarischen Blick in die Tiefsee auch vor der Kamera greifbar zu machen? Was auch immer vorherige Projekte zum Scheitern brachte: Die international Co-produzierte und prämierte Event-Serie "Der Schwarm", die nun bei 3sat an einem Abend wiederholt wird, schien 2023 das vermeintlich Unmögliche möglich gemacht zu haben.
"Es hat wohl Frank Doelger gebraucht, um diesen Stoff so zu adaptieren, dass wir diese unfassbar aktuelle Story in eine außergewöhnliche Filmsprache übersetzen konnten", glaubt Regisseurin Barbara Eder. Und in der Tat: Dem US-Produzenten und sechsfachen Emmy-Preisträger Doelger ("Game of Thrones") ist es als Showrunner allemal gelungen, dem "Schwarm" Leben einzuhauchen - in acht ebenso mitreißenden wie erschreckenden Episoden. In bildgewaltigen Aufnahmen erzählt die Serie davon, wie weltweit ungewöhnliche Dinge in den Ozeanen vor sich gehen - seien es Meerestierpopulationen, die sich so schnell vermehren, dass es biologisch nicht zu erklären ist, oder Wale, die plötzlich beginnen, Menschen zu attackieren.
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Das wahre Monster ist der Mensch
"In den letzten Tagen und Wochen haben wir alle Dinge gesehen, die unmöglich scheinen und doch existieren", stellt auch der Meeresbiologe Sigur Johanson (Alexander Karim) fest. "Etwas benutzt die Meere als Waffe gegen uns." Johanson und sein Team - und mit ihnen zahlreiche weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die von Stars wie Leonie Benesch und Cécile de France verkörpert werden - sind überzeugt: Hinter den Angriffen steckt offenbar eine unbekannte Schwarmintelligenz, die versucht, die Menschheit auszulöschen.
"Für mich war entscheidend, dass ich mir die Serie als einen 'Monsterfilm' vorstellte, in dem sich die Protagonisten bewusst sind, dass da draußen irgendetwas lauert, aber nicht genau wissen, was", sagt Serienschöpfer Doelger. "Die Existenz des Monsters soll von Beginn an angedeutet, aber erst ganz am Ende offenbart werden. Ein Monsterfilm also, in dem wir feststellen, dass wir die Monster sind."
Zugegeben: Angesichts der Intensität, mit der Forscherinnen und Forscher bereits seit Jahren auf die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels hinweisen, ist Doelgers Wahl des "Monsters" nicht sonderlich überraschend. In einer Geschichte, die nicht zuletzt als Echokammer jener Warnungen dienen soll, bleibt letztlich jedoch ohnehin nur eine einzige logische Folgerung: Der wahre Antagonist ist nicht das, was in der Tiefe lauert - sondern die Menschheit selbst.
Täuschend echte Effekte
Wie gefährlich die Zerstörung der Natur wirklich werden könnte, demonstrieren die Macherinnen und Macher von "Der Schwarm" unter anderem mittels sogenannter "VFX-Shots", die die Geschehnisse des Thrillers täuschend echt wirken lassen - kaum zu fassen, dass die Serie nicht in 14 verschiedenen Ländern, sondern ausschließlich in Italien und Belgien gedreht wurde. Doch nicht nur die aufwendige Produktion des angeblich 40 Millionen Euro teuren Projekts kann sich sehen lassen. Auch das internationale Ensemble der durchaus charakterzentrierten Erzählung überzeugt: Mit von der Partie sind unter anderem Oliver Masucci, Klaas Heufer-Umlauf und die finnische Schauspielerin Krista Kosonen ("Beforeigners").
Beim Publikum und bei der Kritik kam die internationale Thrillerserie gut an: Allein die ersten beiden Episoden erreichten im ZDF linar rund 7,5 Millionen Zuschauer, online verzeichnete die Serie nach zwei Wochen bereits 18 Millionen Abrufe. Zudem wurde "Der Schwarm" beim Deutschen Fernsehpreis 2023 als bester Mehrteiler prämiert. 3sat zeigt nun am Sonntagabend alle acht Folgen am Stück. Überhaupt steht der Sonntag bei dem Sender ganz im Zeichen der Weltmeere. Um 16.30 Uhr erzählt etwa "Das Mädchen auf dem Meeresgrund" die Geschichte der Tauchpioniere Hans und Lotte Hass; im Anschluss zeigt 3sat ab 18.30 Uhr die dreiteilige Doku "Atlantik - Ozean der Extreme".