David Cronenberg
Was oder wer ist "Kult"? Zugegeben: Das vorangestellte Wort wird einigermaßen inflationär benutzt. Doch bei manchen Regisseuren trifft es eben zu: Sie sind Visionäre im besten Sinne, Meister ihres Fachs (oft von Genres wie Horror oder Science-Fiction) und drehen Werke, die nicht nur das Mainstream-Publikum verwirren. David Cronenberg, der am 15. März 80 wird, ist - für uns - nur einer von vielen "Kult"-Filmemachern ...
© Theo Wargo/Getty ImagesWes Anderson
Ganz Hollywood steht Schlange, um in seinen Filmen mitzuspielen: Kaum ein Regisseur versammelt so große und prominent besetzte Casts wie Wes Anderson, zuletzt in "The French Dispatch" (2021). Warum? Vielleicht weil der Filmemacher nicht nur seine ganz eigene Bildsprache entwickelt hat, sondern es stets schafft, emotionale Geschichten mit Herz und skurillem Humor zu inszenieren.
© Pascal Le Segretain/Getty ImagesDie Tiefseetaucher (2004)
"The Royal Tenenbaums" (2001) oder "Grand Budapest Hotel" (2014)? Vielleicht ist "Die Tiefseetaucher" (2004) der beste Film von Wes Anderson. Denn vordergründig erzählt er darin die Geschichte des Meeresforschers und Dokumentarfilmers Steve Zissou (Bill Murray, vierter von rechts), verhandelt aber große Themen wie das Finden und Loslassen, erzählt von (Vater-)Liebe und (geplatzten) großen Träumen.
© Buena Vista InternationalTim Burton
Auch seine Filme besitzen eine unverkennbare Bildsprache: Dank der erfolgreichen Neuverfilmung von "Alice im Wunderland" (2010) zählt Tim Burton zu den erfolgreichsten Regisseuren aller Zeiten. Und dennoch sind er und (viele seiner) Werke wie "Beetlejuice" (1989) und "Ed Wood" (1994) Kult: Der Filmemacher erzählt am liebsten düstere und morbide Geschichten mit skurrilen Figuren.
© Amy Sussman/Getty ImagesEdward mit den Scherenhänden (1990)
Für Burtons besten Film verwandelte sich ein Teenie-Schwarm in eine legendäre Filmfigur: Mit zerzausten Haaren, einem Narbengesicht, blass geschminkter Haut und Steam-Punk-Montur war Johnny Depp in "Edward mit den Scherenhänden" kaum wiederzuerkennen. Die Geschichte des künstlichen Menschen, der sich in die schöne Kim verliebt, die seine Gefühle schließlich erwidert, ist ein wunderbares Fantasy-Märchen.
© teleschau / ArchivJohn Carpenter
Bereits mit seinem Regiedebüt "Dark Star" schuf er einen Kultfilmklassiker, mit "Halloween - Die Nacht des Grauens" (1978) und "The Fog - Nebel des Grauens" (1980) wurde John Carpenter zu einem der bedeutendsten Regisseure im Horror- und Science-Fiction-Bereich.
© Emma McIntyre/Getty Images for TCMDie Klapperschlange (1981)
In "Die Klapperschlange" (1981) führte John Carpenter zahlreiche Genres zusammen: Die Geschichte von Ex-Elitesoldat Snake Plissken (Kurt Russell) spielt zwar in einer dystopischen Zukunft, der Film ist aber auch Großstadtwestern, Thriller, Horror und Endzeitfilm gleichermaßen. Und bis heute absoluter Kult.
© Highlight / ConstantinDavid Cronenberg
David Cronenberg gilt als Meister des experimentellen Horrors: "Scanners" und "Videodrome" sind verstörende Klassiker, seine neueren Filme "History of Violence" und "Crimes Of The Future" düster und schwermütig. Doch Gewalt ist für ihn keine Effekthascherei: Cronenberg schafft stets komplexe Porträts von schwieriger Charaktere, die an die Grenze des Erträglichen getrieben werden.
© TOBIS FilmDie Fliege (1986)
"Die Fliege" (1986) machte David Cronenberg (links) endgültig zum Meister des sogenannten "Body Horror"-Genres: Die erneut verfilmte Geschichte eines Wissenschaftlers (Jeff Goldblum, Mitte), der nach einem fehl gelaufenen Experiment zur Fliege mutiert, ließ nicht nur das Publikum, sondern auch die Kritiker schockiert ("krankhafte Fantasie") oder begeistert ("cineastischer Leckerbissen") zurück.
© FoxRoger Corman
Inzwischen ist er 96: Roger Corman ist einer der produktivsten Regisseure der Filmgeschichte. Er drehte Dutzende B-Movies - Horror-, Science-Fiction- und Mystery-Filme, die mit kleinem Budget große Wirkung erzielten und ihn zu einem Kultregisseur avancieren ließen. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Die Verfluchten" (1960) und "Weißer Terror" (1962).
© Frazer Harrison/Getty ImagesDer Mann mit den Röntgenaugen (1963)
Aus dem umfangreichen Werk von Roger Corman einen einzigen Film auszuwählen, ist nicht leicht. Einer der bekanntesten und besten B-Movies des Regisseurs ist sicher "Der Mann mit den Röntgenaugen" von 1963 - die Geschichte eines Wissenschaftlers, der seine eigene Sehkraft manipuliert und bald sogar durch Dinge hindurchblicken kann.
© FilmPublicityArchive/United Archives via Getty ImagesTerry Gilliam
Ein Amerikaner, der zur (britischen) Comedy-Legende wurde: Mit seinen Trickfilm-Animationen sorgte Terry Gilliam sorgte dafür, dass Monty Python auch visuell ihrer Zeit weit voraus waren. Einen noch größeren Namen machte er sich aber als Schöpfer von bildgewaltigen Märchen-, SciFi- und Fantasyabenteuern wie "Time Bandits" (1981) und "12 Monkeys" (1995).
© Jeff Spicer/Getty Images for Walt Disney Studios Motion Pictures UKBrazil (1985)
Der Arbeitstitel "1984 1/2" verrät es: "Brazil" (1985) lehnt sich thematisch an George Orwells dystopischen Literaturklassiker an. Doch mit welchen absurden Bildern und skurrilen Ideen (Robert De Niro als Klempner!) der Ex-Monty-Python-Star die Geschichte des kleinen Beamten Sam Lowry (Jonathan Pryce, Bild) erzählt, der ins Visier des Überwachungsstaates gerät, ist atemberaubend und mehr als nur eigenwillig.
© FoxAlejandro Jodorowsky
Auch wenn seine Version von "Dune" nie das Licht der Welt erblicken sollte: Mit Filmen wie "Der heilige Berg" (1973) und "Tusk" (1980) prägte der Chilene Alejandro Jodorowsky das Underground-Kino wie kein anderer. Die Werke des selbsterklärten Psychomagiers sind psychedelische Trips ins Unterbewusstsein und dabei so wunderschön wie verstörend.
© Vittorio Zunino Celotto/Getty ImagesEl Topo (1970)
Jodorowskys bester Film ist allerdings ein Acid-Western, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hatte: "El Topo" ist anarchisch, spirituell, surreal, brutal und auch ein wenig trashig. Der Filmemacher selbst spielt die Hauptrolle, einen bärtigen Cowboy mit großem schwarzen Hut, der in Begleitung seines nackten Sohnes durch die Wüste zieht.
© 2007 ABKCO Films, a division of ABKCO Music & Records Inc., www.abkco.com David Lynch
Was will er uns damit sagen? Bei den Werken von David Lynch ist die Handlung immer auch maximale Interpretationssache, der man höchstens mit tiefer Meditation auf den Grund gehen kann. Das macht auch andere Werke wie "Twin Peaks" oder "Lost Highway" so genial - oder, je nach Sichtweise, so abstrus.
© Kevin Winter/Getty ImagesMulholland Drive (2001)
Hier führte das Unterbewusstsein Regie: Die blonde Betty (Naomi Watts) und die mysteriöse Rita (Laura Harring, Bild) suchen nach einem schrecklichen Unfall in Hollywood nach Erinnerungsfetzen. In "Mulholland Drive" stellt David Lynch seine grausame, wirre und genial montierte Geschichte immer wieder auf den Kopf und bezieht auf raffinierte Weise die Zuschauer mit ein.
© ConcordeRuss Meyer
War er ein Feminist mit Liebe zu starken Frauen oder doch nur Sexist? Aus seiner Vorliebe für extrem große Oberweiten machte Regisseur Russ Meyer nie einen Hehl, dementsprechend entsprachen die Darstellerinnen in seinen "Sexploitation"-Filme auch seinem "Ideal". Über den künstlerischen Wert von Filmen wie "Blumen ohne Duft" und "Im tiefen Tal der Superhexen" wird bis heute gestritten, "Kult" sind er und seine Filme allemal.
© Pad-Ram Enterprises, Inc./Courtesy of Getty ImagesDie Satansweiber von Tittfield (1965)
Und gäbe es einen Preis für den kreativsten deutschen Verleihtitel aller Zeiten, "Die Satansweiber von Tittfield" (1965) hätte ihn verdient. In den USA kam der Film unter dem Originaltitel "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" in die Kinos. Meyer schwebte eine filmische Abhandlung zum Thema Frauen und Gewalt vor - viele Kritiker glaubten, dass es ihm mehr darum gegangen sei, große Brüste möglichst prominent in Szene zu setzen.
© Silver Screen Collection/Getty ImagesJim Jarmusch
Egal, ob in "Permanent Vacation" (1980), "Stranger than Paradise" (1984) oder "Down by Law" (1986): Jim Jarmuschs Herz schlug stets für eher unscheinbare (Anti-)Helden. Unverwechselbar ist sein minimalistischer Stil: Der Filmemacher erzählt seine Geschichten mit großer Lakonie, in spröden Schwarzweiß-Bildern, die von Undergorund-Sounds untermalt werden.
© Theo Wargo/Getty ImagesDead Man (1995)
Sein vielleicht schönster Filme ist "Dead Man" (1995): Ein braver Buchhalter (Johnny Depp) sucht den Westen und findet den Tod - nie wurde im Kino langsamer und poetischer gestorben. Jarmusch gelang es, das vermeintlich "auserzählte" Filmgenre mit ganz neuen Augen zu erblicken. Einzig Neil Youngs E-Gitarre durchschneidet die meditative Poesie dieses einzigartigen "Anti-Westerns".
© Kinowelt TVGeorge A. Romero
Er gilt als Vater des Zombie-Films: Mit seinen Werken begründete George A. Romero ein eigenes Genre, das trotz anfänglicher Kritikerschelte schnell viele Anhänger fand. Wohl auch, weil sich seine blutigen Werke oft kritisch mit jeweils aktuellen Problemen und Einflüssen auseinandersetzten, etwa dem Vietnamkrieg oder dem übermäßigen Konsum.
© Gareth Cattermole/Getty ImagesDie Nacht der lebenden Toten (1968)
Lange vor "The Walking Dead" war "Die Nacht der lebenden Toten": Der Film von 1968 etablierte das Zombie-Genre im Kino und wurde von Romero mit minimalem Budget als Hobbyprojekt gedreht. Heute gilt das Werk als Meilenstein, der Regisseur drehte zehn Jahre später die konsumkritische Fortsetzung "Zombie" (Originaltitel: "Dawn of the Dead").
© Pictorial Parade/Getty ImagesJohn Waters
"Wenn jemand sich beim Ansehen meiner Filme übergibt, ist das für mich so viel wie ein Applaus auf offener Szene", erklärte John Waters einst. Und sagen wir es so: Gerade für seine frühen Filme wie "Female Trouble" (1974) und "Polyester" (1981) erhielt er den Titel "Meister des schlechten Geschmacks" zurecht.
© Elisabetta Villa/Getty Images for RFFPink Flamingos (1972)
Was die Grenzen des guten (?) Geschmacks angeht, überschreitet vor allem "Pink Flamingos" (1972) zahlreiche Grenzen: So gibt es eine Szene, in der Hauptdarstellerin Divine Geschlechtsverkehr mit einem Huhn hat, später, zum großen Finale, verspeist sie warmen Hundekot. Das war vielen zu viel, nicht nur im Kanton Zürich, wo der Film seit 1974 verboten ist.
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