Drafi Deutscher: Marmorstein und Pipi-Gate
Er feierte über Jahrzehnte Erfolge im Schlager und ging doch immer seinen ganz eigenen Weg - mit oder ohne Hut: Drafi Deutscher wäre am 9. Mai 75 Jahre alt geworden. Die Galerie erinnert an eine deutsche Musik-Ikone, die viele Hits produzierte und ebensoviele Schlagzeilen.
© United Archives/kpa/Getty ImagesZweifelhafte Abstammung
Drafi Richard Franz Deutscher, am 9. Mai 1946 in Berlin-Charlottenburg geboren, wuchs bei seiner Großmutter auf. Seinen Vater, einen Pianisten, lernte er nie kennen. Deutscher behauptete aber, der bekannten ungarischen Musikerfamilie Kálmán zu entstammen (was allerdings mehrfach angezweifelt wurde).
© Gunter Zint/K & K Ulf Kruger OHG/Redferns/Getty ImagesEin Rock'n'Roller
Drafi Deutscher wurde oft als Rebell wahrgenommen - ein Enfant terrible des Schlagers. Fakt ist, dass in ihm immer das Herz eines Rockers schlug. Als Elfjähriger nahm er mit "Tutti Frutti" (im Original von Rock'n'Roll-Ikone Little Richard) an einem Talentwettbewerb teil und landete auf dem ersten Platz.
© United Archives/Siegfried Pilz/Getty ImagesAuf Tour mit Cliff Richard
Drafi Deutscher hatte schon als Teenager seine erste eigene Band (Charlie & The Timebombs), beendete mit 14 die Schule und konzentrierte sich dann voll auf die Musik. Was gut funktionierte: Bereits in den frühen 60-ern, also vor seinem Durchbruch, begleitete er Cliff Richard als Support-Act auf dessen Deutschland-Tour.
© United Archives/Siegfried Pilz/Getty Images"Marmor, Stein und Eisen bricht ..."
"Marmor, Stein und Eisen bricht": Der eine große Song, an den man immer zuerst denkt bei Drafi Deutscher. Was viele nicht wissen: Ursprünglich sollte der Überhit von 1965, der als "Marmor Breaks And Iron Bends" auch in den US-Charts landete, "Marmorstein und Eisen bricht" heißen (also ohne die eigentlich unsinnige Trennung von "Marmor" und "Stein").
© Gunter Zint/K & K Ulf Kruger OHG/Redferns/Getty Images"Brechen", nicht "bricht"
Und noch eine kuriose Anekdote zu "Marmor, Stein und Eisen bricht": Angeblich weigerte sich der Bayerische Rundfunk zeitweise, das Lied im Radio zu spielen. Hintergrund war eine grammatikalische Spitzfindigkeit mit Blick auf den Songtitel. Korrekt hätte es heißen müssen: "Marmor, Stein und Eisen brechen".
© United ArchivesStrafwürdiges Urinieren
Wenn man muss, dann muss man, aber doch bitte nicht so! Ein betrunkener Drafi Deutscher urinierte 1967 aus einem Hotelfenster - vor den Augen einiger vorbeiziehender Schüler. Für diese "Erregung öffentlichen Ärgernisses" bekam der "Sittenstrolch" viel Ärger: Deutscher wurde zu einer mehrmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
© Siegfried Pilz/United Archives/Getty Images"Willy wählen!"
Hoppla, wie konnte das denn passieren? Drafi Deutscher, eingetragenes SPD-Mitglied, landete 1972 im Schlepptau von Dieter Thomas Heck auf einer CDU-Veranstaltung, wo für deren Kanzlerkandidat Rainer Barzel geworben werden sollte. Brandt-Fan Deutscher tat genau das Gegenteil und posaunte von der Bühne: "Leute, ihr wisst Bescheid - Willy wählen!"
© Arthur Grimm/United Archives via Getty ImagesDauergast in der "ZDF-Hitparade"
Schon vor dem kleinen Willy-Brandt-Eklat trat Drafi Deutscher einige Male bei Dieter Thomas Heck auf - und er wurde, ein Glück, auch hinterher noch regelmäßig eingeladen. Im Oktober 1969 (Bild) sang Deutscher erstmals in der "ZDF-Hitparade". Seinen letzten Auftritt in der Kultsendung absolvierte er im Januar 1997.
© Arthur Grimm/United Archives via Getty ImagesJenseits von "Marmor, Stein und Eisen bricht"
Deutscher war nicht nur ein erfolgreicher Sänger, sondern auch ein sehr gefragter Produzent und Songschreiber. Unter anderem komponierte er Hits für Boney M. ("Belfast") und Peggy March ("Fly Away Pretty Flamingo"). Auch Nino De Angelos Hit "Jenseits von Eden" wurde von Drafi Deutscher geschrieben.
© United Archives/kpa/Getty ImagesHallo, ich bin der Kaiser von China
Ein Mann, der sich immer wieder neu erfand: Drafi Deutscher trat under anderem auf als Big Wigwam, Hektor von Usedom, Randy Rodgers, Baby Champ, Ironic Remark, Erus Tsebehtmi (rüchwärts für "Sure I'm the best"), Mr. Walkie Talkie und Kaiser von China. Insgesamt sind etwa 40 Drafi-Deutscher-Pseudonyme bekannt!
© kpa/United Archives/Getty ImagesMusik für "Zwei Nasen Tanken Super"
Ein großer Musiker für einen großen Film - oder so ähnlich. Drafi Deutscher produzierte 1984 den Soundrack zur Komödie "Zwei Nasen tanken Super" mit Mike Krüger (links) und Thomas Gottschalk in den Hauptrollen. Gelegentlich versuchte Deutscher sich aber auch selbst als Schauspieler.
© kpa/United Archives/Getty ImagesVor der Kamera
Drafi Deutscher kam ab den 70-ern immer wieder zu kleinen TV- und Filmrollen, außerdem wurde er 1982 mit dem teilweise biografischen Film "Marmor, Stein und Eisen bricht" gewürdigt, in dem er selbst mitwirkte. Großen Spaß hatte er augenscheinlich auch an seiner Gastrolle in "Der Pfundskerl" (Bild, 2000, mit Ottfried Fischer).
© kpa/United Archives/Getty ImagesDeutscher und die Frauen
"Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht" - oder doch? Drafi Deutscher war dreimal verheiratet, unter anderem auch von 1989 bis 1991 mit Schauspielerin und Sängerin Isabel Varell (Bild). Außerdem war Deutscher Vater von Zwillingen, die bereits 1965 zur Welt kamen.
© Getty Images/Peter BischoffMann mit Hut
Eitelkeit und Eigensinn: Drafi Deutscher griff gerne zu Kopfbedeckungen, als es obenherum erst dünner und dann ganz dünn wurde, aber seine Hüte, Kappen und Mützen durften gerne auch etwas ausgefallener sein.
© Frank Hempel/United Archives/Getty ImagesEin Mann, viele Comebacks
Ein Mann, den man nie abschreiben durfte: Drafi Deutscher fand trotz einiger Karriereknicks immer wieder in die Erfolgsspur zurück. Zum Beispiel 1996, als er mit dem Lied "Amen" (aus dem Album "So viele Fragen") den Sieg bei der "ZDF-Hitparade" holte.
© kpa/United Archives/Getty ImagesGesundheitliche Probleme
Gezeichnet von gesundheitlichen Rückschlägen, aber trotzdem mit einem Lächeln im Gesicht: Drafi Deutscher erlitt im November 1998 mehrere Schlaganfälle. Bald darauf wurde bei ihm Diabetes diagnostiziert.
© Getty Images/Peter BischoffAlte Freunde, neue Lieder
Angeschlagen, aber immer noch voller Tatendrang: 1999 rief Drafi Deutscher gemeinsam mit Oliver Simon (Bild, links) wieder das Projekt Mixed Emotions ins Leben, das bereits in den 80-ern einige Erfolge hatte vorweisen können. Eine Comeback-Platte ("We Belong Together") landete immerhin auf Platz 27 in den Charts.
© United Archives/Getty ImagesSingen für die gute Sache
Singen für die gute Sache: Drafi Deutscher trat im Herbst seiner Karriere regelmäßig bei Benefiz-Veranstaltungen für diabeteskranke Kinder auf.
© Getty Images/Peter Bischoff"... doch wir sind uns treu"
Er war über einige Jahrzehnte eine Institution in der Musikwelt und musste dennoch viel zu früh gehen: Nach einer Lungenentzündung und einem anschließenden Herzinfarkt starb Drafi Deutscher am 9. Juni 2006 in einer Frankfurter Klinik. Der unvergessene Schlager-Rebell wurde nur 60 Jahre alt.
© Franziska Krug/Getty Images