15.10.2025 von SWYRL/Eric Leimann
2015 verhandelte in den "Genfer Gesprächen" der Iran mit den USA und anderen Staaten über ein Atomabkommen. Ziel war es, den Bau von Atombomben zu verhindern und die Lage im Nahen Osten zu befrieden. Die ARTE-Serie "The Deal" erzählt einen spannenden Thriller vor historischer Polit-Kulisse.
Als vor kurzem Donald Trumps USA iranische Atomanlagen bombardierten, war er wieder in aller Munde: der Streit ums iranische Atomprogramm, mit dem das Mullah-Regime in Teheran Israel und die Welt bedrohen könnte. 2015 sah es kurzzeitig mal so aus, als könnten der Iran und die Atomstaaten-Gemeinschaft eine Lösung finden: Rücknahme der Sanktionen gegen das damals 82 Millionen-Volk gegen überprüfbare Sicherheiten, dass das Land nicht an einer Bombe baut. In den "Genfer Gesprächen" erreichte die Obama-Administration eine Einigung mit dem Iran, die wenig später in einem Abkommen gipfelte. Die sechsteilige ARTE-Serie "The Deal" erzählt die Geschichte der multilateralen Verhandlungen vor zauberhafter Kulisse des Genfer Sees. Sie beinhaltet allerdings viele fiktive Elemente, von denen das ein oder andere von wahren Begebenheiten inspiriert sein mag. Im Mittelpunkt steht die Schweizer Delegationsleiterin Alexandra Weiss (Veerle Baetens), die Organisatorin des Treffens. ARTE zeigt Teil eins bis drei der Serie am Stück, die Folgen vier bis sechs folgen am Donnerstag, 30. Oktober, 21.45 Uhr. Online verfügbar ist die Serie bereits ab 16. Oktober.
Noch bevor das Treffen der Staaten im Genfer Nobelhotel Grand Rivage beginnt - in Wahrheit ist es das durch den Tod Uwe Barschels bekannt gewordene Hotel Beau Rivage -, ist es fast schon gescheitert: Die amerikanische Staatssekretärin Cohen (Juliette Stevenson) trifft sich heimlich vorab mit dem iranischen Minister und Chefunterhändler Mahdavi (Anthony Azizi). Doch das geheime Meeting in der Nacht fliegt auf. Die Verhandlungen stehen vor dem Abbruch. Weil Alexandra, die drei Jahre im Iran lebte und Farsi spricht, vor dem riskanten Schritt warnte, wird die Schweizerin kurzfristig Cheforganisatorin der Verhandlungen, denn ihr Chef muss gehen. Als iranischer Nuklearexperte reist kurzfristig der politisch in Ungnade gefallene Ingenieur Sanjabi (Arash Marandi) an. Ihn kennt Alexandra noch aus ihrer Zeit im Iran. Sanjabi wird allerdings vom Geheimdienst abgeschottet. Alexandra und er finden kaum Gelegenheit, miteinander zu reden.
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Trumps Ausstieg nach drei Jahren Atomdeal
Derweil beginnen die eigentlichen Verhandlungen, deren Ausgang völlig ungewiss ist. Während Staatssekretärin Cohen auf eine friedliche Lösung des Dialogs hofft, will ihr Kollege Porter (Sam Crane) vom Finanzministerium eine viel härtere Verhandlungstaktik. Im Hintergrund, aber ebenfalls vor Ort in Genf, agiert der israelische Geheimdienst. Dazu gibt es einen amerikanischen Außenminister, der vor allem sich selbst gern in den Fokus rückt und allerlei Taktieren innerhalb der iranischen Delegation, die aus Hardliner der Revolutionsgarden sowie moderateren Vertretern wie Delegationsleiter Mahdavi besteht. Der muss neben einer Verhandlungslösung auch noch Medikamente für die Familie besorgen und sich um seine Tochter kümmern, die in Teheran Demonstrationen besucht.
Je länger die sechsmal 45 Minuten lange Serie dauert, desto mehr wird sie vom Politstück zum echten Thriller. Die Finten und Schachzüge im schmucken Schweizer Grandhotel eskalieren zunehmend, und unter der Oberfläche diplomatischer Beziehungen kommt es zu mehr und mehr heiklen Aktionen.
Der Writers Room um Regisseur Jean-Stéphane Bron hat für ARTE France eine durchaus clevere Serie zwischen diplomatischem Geschichtsstück und fiktivem Thriller erschaffen, deren Drehbuch beim Festival Séries Mania 2025 eine lobende Erwähnung fand. Die Serie lebt auch von ihrer Vielsprachigkeit. Aus Gründen der Authentizität sollte man sich die in Englisch, Französisch und Farsi gehaltene Original-Version mit Untertiteln anschauen statt der doch recht flachen deutschen Synchronisation, in der nun mal alle Protagonisten bestes Deutsch miteinander reden. Da es im Diplomatiestück auch um kulturelle Empfindlichkeiten und Sprachbarrieren geht, ergibt diese Audiovariante in Sachen Schauspiel deutlich mehr Sinn.
Am Ende der Serie zeigt eine Einblendung kurz nach einer bewegenden Umarmungszene, dass die USA unter Trump drei Jahre nach der Ratifizierung des langwierigen und komplexen Verhandlungsprozesses aus dem Deal ausgestiegen sind. So schnell liegt ein kurzzeitiger Sieg der Diplomatie also wieder in Scherben. Die Region des Nahen Ostens ist seitdem alles andere als friedlicher geworden.