"Der Bozen-Krimi: Die Todsünde" - Do. 27.06. - ARD: 20.15 Uhr

Ein Priester und ein Baby

24.06.2024 von SWYRL/Hans Czerny

Im nun wiederholten 18. Fall der Reihe "Der Bozen-Krimi" überschlagen sich die Ereignisse: Erst wird ein neugeborenes Baby gefunden, kurz darauf stürzt eine junge Frau in den Tod. Mord oder Unfall? Eine erste Spur führt Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) zu einer Sekte.

Vor der Haustüre der Bozener Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) hat jemand ein neugeborenes Baby abgelegt. "Jetzt bist du in Sicherheit", steht auf einem Zettel, und "Bald wirst du es verstehen". Kurz darauf wird nach einem Brückensturz eine junge Frau (Linda Berthold) tot geborgen und als Theresa Egger sowie Mutter des Babys identifiziert. Sonja kommt der Verdacht, dass die Wurzel des Übels nur in einer hartgesottenen Gemeinde von sektenhaften Katholiken liegen kann. Ist hier auch der Vater des Kindes zu finden? Als sie sich zusammen mit ihrem Kollegen Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) auf den Weg zu den Eltern der Toten begibt, ertönen im Autoradio die gregorianischen Gesänge eines Sektenfunks, und ein Prediger namens de Billio (Oliver Stokowski) salbadert von der "furchtbarsten aller Sünden", dem Sex vor der Ehe.

Dennoch läuft der 18. Bozen-Krimi "Die Todsünde", den die ARD nun am Donnerstagabend wiederholt, nicht auf einen satten Sekten-Thriller hinaus. Über weite Strecken soll der Zuschauer das wohl glauben, trägt es doch lange zur düsteren Grundstimmung des religionskritischen Drehbuchs von Sven Halfar ("Silly - Frei von Angst") bei. Als Sonja und ihr Kollege Jonas in Theresas Elternhaus eintreffen, finden sie dort ein über alle Maßen verstocktes Elternpaar vor (Bernd Tischendorf, Meike Droste). Beide bejammern weniger den Tod der Tochter als die Sünde, der sie sich als Unverheiratete vor der Ehe hingegeben hat. Die Schande darob sei unerträglich. Vor allem: Was würde Franz de Billio, der Prediger und Anführer der Gemeinde, dazu sagen, die aus einem längst vergangenen Jahrhundert stammt? Die junge Theresa hatte sich dem ultraorthodoxen Zugriff entziehen wollen - eine Fahrkarte nach München, wo sie eine Stelle als Krankenschwester antreten wollte, hatte sie zur Zeit ihres Todessturzes bereits bei sich.

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Saftiges Melodram am Ende

Schade, dass sich dieser Donnerstagskrimi (Regie: Sabine Derflinger) allzu lange im Milieu eines Schauerromans ergeht, statt einen konfliktträchtigen Alltag zu zeigen. Die dargestellte Gemeinde ist selbstredend fiktiv und dürfte in ihrer märchenhaften Art auch die Bozener gut unterhalten. Oliver Stokowski liefert als Würgepriester Franz im schulischen Religionsunterricht immerhin ein Frömmler-Porträt, das zu den immer wieder grassierenden Kirchenskandalen wie die Faust aufs Auge passt.

Über den Kindsvater sei aber nun nicht zu viel verraten. Im letzten Drittel gewinnt dieser "Bozen-Krimi" nämlich noch an Fahrt. Plötzlich werden aus den Pappmaché-Figuren richtige Menschen und der Film entwickelt sich, auch dank der dauerhaft schrummenden Bässe und eines minimalistisch klimpernden Pianos, zu einem recht saftigen Melodram.

Bei seiner Erstausstrahlung im Februar 2023 fesselte der 18. Film der Reihe beeindruckende 7,04 Millionen Zuschauer an den Bildschirm. Die zum jetzigen Zeitpunkt letzten beiden neuen Fälle von Kommissarin Schwarz liefen im März dieses Jahres im Ersten.

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