"Maischberger"

Ex-Chef der Münchner Sicherheitskonferenz bei "Maischberger": "Marathonlauf" bis zum Frieden in der Ukraine

21.05.2025 von SWYRL/Marko Schlichting

Kurz hatte es einen kleinen Hoffnungsschimmer für einen Frieden in der Ukraine gegeben. Dennoch ist Diplomat Wolfgang Ischinger verhalten optimistisch: Die USA und Europa könnten doch zusammenarbeiten, wünscht er sich am Dienstagabend bei Sandra Maischberger im Ersten.

Als Tiger ist er gestartet, als Bettvorleger gelandet, der amerikanische Präsident Donald Trump. Kraftmeiernd regiert er in Washington, doch an dem starken Mann im Kreml beißt er sich die Zähne aus. Wladimir Putin hätte eigentlich am Donnerstag die Chance gehabt, mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in Istanbul einen Waffenstillstand auszuhandeln. Aber Putin blieb in Moskau. Montag telefonierte er mit seinem amerikanischen Kollegen. Der ging anschließend vor die Presse, erklärte, irgendwas werde passieren, beschimpfte Putin und Selenskyj als große Egos. Noch ein Ego neben sich passt nicht in Trumps Weltbild.

Wie könnte es nun weitergehen in der Ukraine? Der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger gab sich am Dienstagabend bei Sandra Maischberger vorhalten optimistisch: Trump habe immerhin verhandelt. "Vor allem jetzt ist in wenigen Tagen diplomatisch mehr passiert als in den ganzen drei Jahren vorher." Das sei Trumps Verdienst. Falsch sei gewesen, dass Trump zu sehr auf Putin zugegangen und Selenskyj zu sehr unter Druck gesetzt habe.

Mal wieder droht Trump seinen Rückzug aus den Friedensgesprächen an. Doch dass Trump seine Drohung wirklich wahrmachen könnte, glaubt Ischinger nicht. Ganz im Gegenteil. Er sei in den letzten Tagen in Washington gewesen, erzählt er, und da habe er ein Umdenken im Weißen Haus bemerkt. Tatsächlich hatte Vizepräsident Vance, der noch vor wenigen Wochen vor allem den Westen Europas als "Hort der Meinungsunfreiheit" diffamierte, bei einer öffentlichen Veranstaltung gesagt, niemand werde einen Keil zwischen die USA und Europa treiben. "Man braucht sich gegenseitig", sagt Ischinger. Und: "Wenn es das Ziel ist, diesen Krieg in der Ukraine zu beenden, geht das nicht ohne aktive Beteiligung der Europäer."

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Was will Trump?

Um herauszufinden, was Trump will, ist Andrew Langer aus Washington zugeschaltet. Der konservative Aktivist ist einer der Berater von Donald Trump. Langer kann zwar nicht in den Kopf des US-Präsidenten schauen, doch hat er eine gewisse Ahnung, wie es jetzt weitergehen könnte. Jedenfalls nicht mit Sanktionen gegen Russland. Trump werde auf beide Seiten Druck ausüben, glaubt Langer. Er werde die Ölförderung in den USA deutlich hochfahren und damit die Exporte aus den USA anheizen, um Russland aus dem weltweiten Ölgeschäft herauszudrängen. Gleichzeitig werde er den ukrainischen Präsidenten weiterhin dazu drängen, sich von russisch besetzten Regionen in der Ostukraine zu trennen.

Eins kann sich Trump jedoch auf jeden Fall abschminken: Den Krieg in der Ukraine in Windeseile zu beenden. Da ist sich Wolfgang Ischinger sicher: "Ich fürchte, das wird noch ein Marathonlauf", sagt er. "Das wird noch viele Wochen dauern, vielleicht Monate. Wir brauchen viel Durchhaltekraft."

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