04.08.2024 von SWYRL
Wolfsspitzwelpe Skadi ist ein echter Wirbelwind. Seine Halter setzen auf Härte und "klare Regeln" bei der Erziehung. Martin Rütter erkennt, dass die Menschen oft schlicht überfordert sind - und auf "altbackene" Trainingsmethoden setzen. Doch dann wendet sich das Blatt.
Dass die Zeit mit einem Welpen und einem Kleinkind "sehr anstrengend" werden kann, haben Nico und Nicole geahnt, aber gleich so sehr? Wolfsspitzwelpe Skadi mischt sei einigen Wochen die Familie auf, zu der auch noch Tochter Emily gehört. Skadi hat die Zweijährige zum Fressen gern - wortwörtlich! Der Welpe schnappt gern mal nach ihren langen Haaren.
Ein No-Go für die Halter, die Skadi streng maßregeln für ihr "gefährliches" Verhalten: Hundeprofi Martin Rütter ordnet das jedoch anders ein: "Was Skadi da macht, ist spielen. Das ist nichts, wo ich sage: 'Oh Mist, wir haben ein Problem!'", sagt er. Dennoch sei es wichtig, dass der Welpe lerne, dass dieses Spielverhalten mit Menschen nicht angesagt ist. "Für uns ist es wichtig, dass sowohl für den Hund als auch für das Kind hier klare Regeln gelten", sagt Herrchen Nico und setzt auf konsequente Regeln.
Doch wie sinnvoll diese Regeln sind, darüber gehen die Meinungen auseinander: Herrchen Nico packt sich den zappelnden Welpen und fixiert ihn, dreht ihn auf den Rücken. Mit der so genannten Alpharolle soll die Rangordnung im Rudel klargemacht werden, so hat es Nico zumindest bei seinem vorherigen Hund gelernt. Doch bei Skadi schlägt die Erziehungsmethode nicht an, der Welpe reagiert nicht darauf: "Insgesamt sind die Umgangsformen sehr grob", stellt Martin Rütter fest.
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Halter suchen Rat bei Hundeschule
Der "Hundeprofi" erkennt, dass die Halter von Skadi mit der Erziehung noch überfordert sind, vor allem auf Härte und Verbote setzen. So verzichten Nico und Nicole anfangs ganz auf Leckerlis und setzen allein auf verbale Belohnung. "Ein Hund neigt meiner Meinung nach dann doch sehr schnell dazu, sich dran zu gewöhnen und wenn der Besitzer dann mal die Leckerlis vergisst, nicht zu hören", sagt das Herrchen von Skadi. Martin Rütter sieht in der Futterbelohnung hingegen viele Vorteile: "Ich stelle mal infrage, dass ein Hund mit elf, zwölf Wochen ein 'Prima!' schon als solches Lob empfindet." Alternativ könne man auch mit Zeit zum Spielen belohnen.
Auch bei Spaziergängen weiß Skadi vor lauter Energie oft nicht, wohin mit sich. "Es geht nicht nach ihrer Nase, sie überdreht gerade wieder", ist Nicole gestresst. Martin Rütter sagt, diese Reaktion sei weit verbreitet: "Ja, wenn der Hund am Rad dreht, dann packe ich mir den einfach und irgendwann kommt der schon zur Ruhe. Das ist nur Symptombekämpfung" warnt der "Hundeprofi". Er rät stattdessen zu fragen: 'Was kann ich machen, damit es nicht zu diesem Zustand kommt? Warum ist der Hund so überdreht?' Ein Thema ist eben: nicht ausgelastet sein."
Skadis Menschen sehen es schließlich ein: Sie brauchen Unterstützung. Mit Skadi geht es nun in die Hundeschule. Sechs Wochen später können sich Nico und Nicole bereits über erste Erfolge freuen: Das spielerische Beißen haben sie schnell in den Griff bekommen: "Wir haben eine Korrektur gelernt, die bei Skadi auch gefruchtet hat", berichtet Nico. Skadi bekommt nun ein deutliches "Nein!" mit Körpersprache angezeigt und wird danach ignoriert.
Nicole übt zudem regelmäßig die Grundkommandos mit dem Wolfsspitzwelpen. Dabei gibt es neuerdings auch Leckerlis - die Hundetrainerin hat es empfohlen: "Skadi ist recht verfressen, und es vereinfacht das ganze Training auf jeden Fall", lacht Frauchen Nicole. Martin Rütter freut sich über die Entwicklung: "Ich finde es super, dass jetzt so eine Wende eingekehrt ist. Ich ziehe erst mal den Hund dafür, dass Menschen eine Meinung verändern", lobt der Hundetrainer.
"Altbackene Gedanken" in der Hundeerziehung
Auch beim Deckentraining zeigt sich der Welpe schon fast als Profi. "Skadi interessiert sich viel mehr fürs Fressen als für das Kind", honoriert Martin Rütter den Fortschritt. Als Skadi Nicole anspringt, rügt sie den Welpen: "Das treibe ich dir auch noch aus!" Martin Rütter glaubt, dass die Halter des Welpen im Kopf noch hin- und herspringen: "Auf eine Art trainieren sie und das auch ziemlich diszipliniert und auf eine andere Art kommt immer wieder aus denen hinaus: 'Ich treibe dir was aus!, Ich setze mich da durch!' 'Man muss sich da behaupten!' - immer noch so sehr altbackene Gedanken."
Nico hat aber eine positive Veränderung an sich entdeckt: "Ich war früher ein sehr leicht reizbarer Mensch, mittlerweile habe ich einen Geduldsfaden wie ein Stahlseil", sagt er und grinst. Das liegt nicht nur an der zweijährigen Tochter sondern auch an Welpe Skadi. Herrchen sieht nun auch ein, dass auch bei der Hundeerziehung mehr der Spaß als die Strenge im Vordergrund stehen sollte: "Mittlerweile denke ich mir, dass wir das mit der Skadi nicht so streng hätten aufziehen sollen", gibt er zu, "vielleicht wäre das manchmal nützlicher gewesen."
Martin Rütter ist optimistisch: "Wenn sie beiden jetzt verstehen würde, was die Bedürfnisse des Hundes sind, haben die noch alle Chancen."