"Memorial Hospital - Die Tage nach Hurrikan Katrina"

Mord während Hurrikan Katrina: Apple macht den wahren Fall von Dr. Anna Pou zur Serie

04.08.2022 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Als Ärztin versorgte Anna Pou unmittelbar nach Hurrikan Katrina dutzende Patientinnen und Patienten. Ein Jahr später wurde sie festgenommen - und wegen Mordes angeklagt. Nun hat Apple TV+ den Fall als Serie verfilmt.

45 Menschen sind tot. Schuld daran, so glauben zumindest die ermittelnden Behörden, soll vor allem eine Person sein: Dr. Anna Pou (Vera Farmiga). Sogar von Mord ist die Rede, und das, obwohl die Ärztin zum Zeitpunkt der Todesfälle über fünf Tage hinweg versucht hatte, die Patientinnen und Patienten am Leben zu erhalten - unter Bedingungen, die schlechter nicht hätten sein können: kein Strom, keine Nahrung, kein Trinkwasser.

"Memorial Hospital - Die Tage nach Hurrikan Katrina" (abrufbar ab 12. August) lautet der programmatische Titel des Apple-Originals, das nun in acht Folgen davon erzählt, was sich im Spätsommer 2005 im "Memorial Medical Center" in New Orleans zutrug. Damals, als Hurrikan Katrina eine der wohl schönsten Städte der USA innerhalb weniger Stunden in eine Kloake verwandelte, Familien auseinanderriss und ganze Viertel dem Erdboden gleichmachte. Damals, als im Memorial Krankenhaus tatsächlich 45 Personen ums Leben kamen.

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True Crime der besonderen Art

Es ist eine wahre Geschichte, die die Serienschöpfer John Ridley ("12 Years a Slave") und Carlton Cuse ("Bates Motel") in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Wendey Stanzler ("Sex and the City", "Grey's Anatomy") erzählen. Am 17. Juli 2006 wurde Anna Pou - im Apple-Drama gewohnt grandios von "Bates Motel"-Star Vera Farmiga verkörpert - verhaftet und des vierfachen Mordes zweiten Grades angeklagt. Grob gesagt: Von Mord zweiten Grades (einer Abstufung, die im europäischen Rechtsraum nicht existiert) ist dann die Rede, wenn eine absichtliche, aber keine heimtückische Tötung vorliegt. Im Falle von Anna Pou fiel dabei häufig der Begriff Euthanasie: Sie soll mehreren Patientinnen und Patienten tödliche Dosen der Schmerzmittel Morphin und Midazolam verabreicht haben, weil diese nicht bei der Evakuierung des Krankenhauses berücksichtigt werden konnten.

Ob Anna Pou für schuldig oder nicht schuldig befunden wurde und ob sie tatsächlich für den Tod mehrerer Menschen verantwortlich ist, soll an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden - schließlich widmen sich auch die ersten fünf Folgen der Serie ausschließlich den Geschehnissen unmittelbar nach dem Hurrikan. Genau darin liegt auch die Stärke der Produktion: Geht es in den ersten Stunden der Geschichte ganz im Sinne eines Katastrophendramas ums blanke Überleben, taucht man mit Beginn der sechsten Episode tief in einen Krimi ein, der es in sich hat - und nie vergessen lässt, welche Tragik dem Stoff zugrunde liegt.

Die Details sitzen - bis hin zum Titelsong

Es ist erstaunlich, wie exakt die Macher die Schwere der Situation selbst im Titelsong einfangen. "Wade in the Water", ein Spiritual aus dem 19. Jahrhundert, rauscht in den ersten Minuten jeder Folge wie eine Flut durch die Ohren; tosend, bedrohlich, unaufhaltsam. Spätestens nach Serien wie "Severance", "Ted Lasso" oder "Pachinko" dürfte es allerdings kaum mehr überraschen, wenn Apple-Eigenproduktionen sich als hervorragend entpuppen. Zwar kann "Memorial Hospital - Die Tage nach Hurrikan Katrina" nicht zuletzt aufgrund der Schwerfälligkeit nicht ganz mit den eben genannten Programmhighlights des Streaminganbieters mithalten. Ein außergewöhnliches TV-Erlebnis bietet die Serie jedoch allemal.

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