25.02.2025 von SWYRL/Elisa Eberle
Der Tod einer jungen Frau führt die Münchner Kommissare Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Batic (Miroslav Nemec) in ihrem 96. "Tatort: Charlie" auf einen Truppenübungsplatz der NATO. Die Dreharbeiten zu dem besonderen Fernsehfilm fanden im Vorfeld einer realen Militärübung statt.
Zwei Standup-Paddler entdecken zu Beginn vom München-"Tatort: Charlie" bei einem Ausflug ein derangiertes US-Militärfahrzeug am Ufer der Isar. Am Steuer sitzt eine tote Frau. Sie wurde offensichtlich erstochen. "Warum hat er sie nicht einfach in den Fluss geschmissen?"; wundert sich Kommissar Leitmayr (Udo Wachtveitl). Kollege Batic erwidert: "Vielleicht weil er sich hier auskennt. Wenn er Pech hat, treibt die Leiche in einer Stunde durch München."
Da die Tote keine Papiere bei sich hat, führt die erste Spur auf das nahegelegene Army-Gelände. Dort wird tatsächlich ein Wagen vermisst. Die Identität der Toten bleibt jedoch ein Rätsel: "Uns fehlen keine Soldaten", gibt Major Jennifer Miller (Yodit Tarikwa) zu Protokoll.
Im verlassenen Lager "Charlie" finden die Kommissare Blutspuren und Kleider: "Ein eskaliertes Date?", mutmaßt Leitmayr. Wie zur Bestätigung finden sie wenig später eine zweite Leiche: männlich, ebenfalls erstochen. Alles sieht in diesem spannenden Krimi (Regie führte Lancelot von Naso. Das Drehbuch stammt von der "Tatort"-erfahrenen Dagmar Gabler, die unter anderem das Buch zum 92. München-"Tatort: Hackl" verfasste) nach einer Eifersuchtstat aus.
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Undercover bei einer NATO-Übung
Schließlich gelingt es der Army, die beiden Toten zu identifizieren: Es handelt sich um zwei sogenannte "COBs" (Civilians on the Battlefield): "Zivilistendarsteller für das Manöver", erklärt Miller. Für das aktuell geplante Manöver befänden sich etwa 300 von ihnen, verteilt auf vier Dörfer auf dem Gelände. Ihre Aufgabe, so Miller, sei es, Kriegsalltag zu "spielen als Händler, Lehrer, Presse, Polizei. Damit die Soldaten auf eine möglichst realistische Situation treffen, inszenieren wir nicht nur Kämpfe, sondern auch Evakuierungen und Aufstände mit den COBs."
Um schneller zu einem Ergebnis zu gelangen, schlägt Batic vor, getrennt zu ermitteln: Leitmayr und Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) sollen weitere Befragungen durchführen, während er selbst undercover als COB ermittelt ...
Genehmigung vom US-Verteidigungsministerium
Es ist nicht das erste Mal, dass der Münchner "Tatort" das Publikum an einen für die Öffentlichkeit in der Regel unzugänglichen Ort führt: Vergangenes Jahr erst fanden sie im "Tatort: Schau mich an" einen weiblichen Torso in einem Koffer in der Kanalisation unterm Münchner Hauptbahnhof. Die Dreharbeiten auf dem Truppenübungsplatz in Hohenfels waren lange nicht sicher, wie sich das Filmteam erinnert: "Unserer Kenntnis nach wurde - außer für Dokumentationen und aktuelle Berichterstattung - kein Filmteam für Dreharbeiten auf dem seit 1938 bestehenden Truppenübungsplatz in Hohenfels zugelassen", teilen die Produzenten Oliver Schündler und Boris Ausserer in einem Statement mit: "Die 'Marke' Tatort und Dagmars überzeugende Idee öffneten uns die Türen in den Hochsicherheitsbereich der US Army. Das von den Amerikanern straff organisierte Genehmigungsverfahren für die Dreharbeiten reichte bis zum US-Verteidigungsministerium."
Eigentlich sei es unmöglich, einen derartigen "Tatort" zu drehen, erklärt Regisseur Lancelot von Naso im Interview: "Der Aufwand ist mit TV-Mitteln unmöglich zu leisten. Aber irgendwie haben es die Produzenten Oliver Schündler und Boris Ausserer geschafft, dass wir quasi 'live' während eines echten NATO-Manövers mit 6.000 Soldaten drehen konnten. Mit kleinem, flexiblem Team und unseren Darstellern in der echten Kulisse."
"Es war eher wie eine Liveübertragung als ein Spielfilmdreh"
Wie flexibel dieses Team tatsächlich sein musste, skizziert von Naso an einem Beispiel: "Einmal saßen wir alle gemeinsam auf Bierbänken beim Mittagessen, als plötzlich mehrere Hubschrauber über unser Dorf flogen. Alle sprangen auf, weil wir für eine Szene mit Udo Wachtveitl unbedingt einen fliegenden Hubschrauber brauchten." Extra einen Militärhubschrauber zu mieten, sei aus finanziellen Gründen nicht in Frage gekommen: "Udo hat sich schnell seine Kostümjacke übergeworfen, Teller flogen runter. Peter von Haller, unser Kameramann rannte zur Kamera am LKW. Und dann wurde gedreht." Der 48-Jährige ergänzt: "Es war eher wie eine Liveübertragung als ein Spielfilmdreh. Eine große Herausforderung für das ganze Team, weil man oft blitzschnell reagieren musste, aber auch ein großer Spaß."
Viermal werden der 66-jährige Udo Wachtveitl und sein vier Jahre älterer Kollege Miroslav Nemec noch als Kommissare für den "Tatort" vor der Kamera stehen. Der 97. Film unter dem Arbeitstitel "Das Verlangen" und der 98. Film unter dem Arbeitstitel "Zuzwang" sind bereits abgedreht. Die Dreharbeiten zu den abschließenden Fällen 99 und 100 sollen im Sommer folgen. Ab 2025 ermittelt dann Ferdinand Hofer als Kriminaloberkommissar Kalli Hammermann mit neuem Partner: Carlo Ljubek übernimmt die Rolle von Kriminalhauptkommissar Nikola Buvak.
Der 96. Fall des beliebten Ermittler-Duos ist wegen der Berichterstattung zur Bürgerschaftswahl Hamburg erst um 20.20 Uhr im Ersten zu sehen.