18.11.2024 von SWYRL/Maximilian Haase
Die Traumata nach dem Mord an ihrer Tochter halten an: Geplagt von Albträumen begibt sich Karin Lossow alias Katrin Sass im neuen "Usedom-Krimi" in Therapie. Doch wirklich aufarbeiten kann sie das Geschehene nur, indem sie den wahren Täter von damals findet.
Seit zehn Jahren ermittelt Katrin Sass nun schon als taffe wie gebeutelte Ex-Staatsanwältin auf der schönen Insel Usedom. Und genau wie die Ostsee erlebt auch ihre Figur Karin Lossow sonnige und düstere Zeiten. Die schrecklichste Erfahrung wirkt noch immer nach: Der Mord an ihrer Tochter Julia belastet sie auch fünf Jahre später; Albträume plagen sie seither regelmäßig. Einen davon zeigt der "Usedom-Krimi" zum Beginn der aktuellen Episode "Am Scheideweg" in bester Horrorfilmmanier. Lossow wird klar, dass sie endlich handeln muss: Die Ermittlerin begibt sich in Therapie, und der Fall eines rätselhaften Toten gerät darüber beinahe ins Hintertreffen.
Eine Joggerin findet die von Schnee bedeckte Leiche auf einer Bank, Die Identität des oberkörperfreien Mannes, der weder Handy noch Portemonnaie bei sich trägt, ist zunächst völlig unklar. Handelt es sich um einen Touristen? Wie kam er ums Leben? Und was bedeutet es, dass keinerlei Spuren von Gewalt gefunden werden? Kommissar Rainer Witt (Till Firit) begibt sich mit seinen immer etwas zu naseweisen und neugierigen Kollegen Holm Brendel (Rainer Sellien) und Dorit Martens (Jana Julia Roth) auf die Suche nach Antworten. "Vielleicht wollte er sich abhärten", wagt der Chefermittler eine Theorie, "das ist gerade so ein Trend". Die Obduktion zeigt indes auf, dass er eine Menge LSD im Blut hatte. Überaus ungewöhnlich für einen älteren Herrn in dieser Gegend.
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"Ich könnte kotzen"
Eine angespannte und düstere Atmosphäre trägt den Film von Regisseur und Krimi-Fachmann Matthias Tiefenbacher, Das liegt auch an den ins Leere laufenden Ermittlungen im unwirtlichen Usedomer Winter - vor allem aber daran, dass eine trauernde, verzweifelte und vor allem wütende Kommissarin im Mittelpunkt steht. Nicht nur für die Gerechtigkeit, sondern auch für ihr Seelenheil will sie den echten Mörder ihrer Tochter unbedingt fassen. Damals sei laut Lossow schließlich nur ein "Strohmann" im Knast gelandet, den man nach einem Jahr wieder freigelassen hatte. Blick zurück: In der Folge "Winterlicht" (2019) war Julia als Ermittlerin von polnischen Kriminellen gekidnappt und auf der Flucht erschossen worden. Darstellerin Lisa Maria Potthoff hatte sich damals auf diese schockierende Weise aus der Krimireihe verabschiedet.
Verarbeitet hat Lossow das Trauma längst nicht, das zeigen nicht zuletzt die erwähnten Albträume. Darin schießt sie auf der Seebrücke von Ahlbeck mit einer abgesägten Schrotflinte auf denjenigen, der ihrer Ansicht nach ihre Tochter wirklich ermordet hat. Karol Zielinski (Wiktor Loga) stirbt durch den Schuss, taucht aber plötzlich wieder quicklebendig auf. Keine Frage: Die Ermittlerin muss sich ihren tiefsten Ängsten stellen. Helfen soll dabei Psychologe Dr. Maurycy Wójcik (Blazej Wojcik), der die Therapie aber überraschend wegen eines Interessenskonflikts wieder abbricht, als Lossow ihren Verdacht gegen Zielinski erwähnt. "Er macht auf Saubermann, und ich könnte kotzen, wenn ich daran denke, dass er damit durchkommt", lässt eine abermals eindrückliche Sass ihre Figur ausrasten.
"Das wird mir hier alles zu viel"
Als wäre das nicht genug, verschwindet der Therapeut kurze Zeit später ohne jede Spur. Hatte er etwas mit dem mutmaßlichen Mörder zu tun? Für die trauernde Mutter und Ermittlerin beginnt eine rastlose Suche nach der Wahrheit. Lossow begibt sich wie gewohnt auf eigene Faust auf Mörderjagd. Immerhin: Emotionale Unterstützung erhält sie beim schmerzhaften Wühlen in der Vergangenheit von ihren Kollegen, auch von Ellen Norgaard (Rikke Lylloff), der Nachfolgerin ihrer Tochter im Kommissariat. Doch es ist, gerade um den Todestag ihrer Tochter, ein Auf und Ab: "Das wird mir hier alles zu viel", fährt sie Merle Witt (Elsa Krieger) und Katharina Stozek (Milena Dreissig) an, die sie aufzubauen und zu trösten versuchen. Sie mache die Dinge eben lieber mit sich selber aus, belehrt Kommissar Witt. Schnell droht das für die Eigenbrötlerin in einem sehenswerten Krimi gefährlich zu werden.
Wie es mit der trauernden Kommissarin weitergeht, erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer bereits eine Woche später: Unter dem Titel "Emma" zeigt das Erste den nächsten "Usedom-Krimi" am Donnerstag, 28. November. (20.15 Uhr).