Frankenstein (2025)
Damit das ein für allemal klar ist: Frankenstein aus Mary Shelleys gleichnamigem Gothic-Roman ist nicht das Monster, er ist der verrückte Wissenschaftler, der das Monster schuf. In Guillermo del Toros neuester Shelley-Verfilmung "Frankenstein" spielt Oscar Isaac diesen Forscher und Jacob Elordi das Geschöpf. Zum Kinostart des Schauermärchens am 23. Oktober zeigt die Galerie Frankensteins Kreatur im Wandel der Zeit.
© Ken Woroner/Netflix Frankenstein (1910)
Die erste Filminterpretation von Mary Shelley's "Frankenstein" entstand, als das Kino gerademal 15 Jahre alt war. In dem 13-minütigen Werk des heute weitgehend vergessenen James Searle Dawley, der immerhin als "erster professioneller Spielfilmregisseur" gilt, spielte Augustus Phillips den Wissenschaftler Viktor Frankenstein, während Charles Ogle (Bild) das in einem Feuerkessel geschaffene Monster gab.
© IMAGO / Globe EntertainmentFrankenstein (1931)
Auch in James Whales "Frankenstein" (1931) will der Wissenschaftler Viktor Frankenstein den idealen Menschen schaffen, das Ergebnis ist aber ein Monster, mit dem man mitunter Mitleid hat. Formal beeinflusst vom deutschen expressionistischen Film schuf Whale ein düsteres Meisterwerk über die Hybris und den Wahn des Menschen. Boris Karloff, schon seit Mitte der 1910er-Jahre im Geschäft, wurde mit der Rolle der geschundenen Kreatur unsterblich.
© Universal PicturesFrankensteins Braut (1935)
In der Fortsetzung (Regie wieder James Whale) erschafft Frankenstein (Colin Clive) für seine Kreatur (Boris Karloff) eine Braut. In "Frankensteins Braut" lockerte Whale den düsteren Stoff nicht nur mit einer Prise Humor auf. Mit dem Motiv der Braut, die in der Vorlage unvollendet bleibt, zeigt er auch, wie flexibel Shelleys Roman für Interpretationsansätze ist. In den folgenden Jahrzehnten werden aus dieser Erkenntnis die seltsamsten Blüten sprießen.
© Universal PicturesFrankenstein kehrt wieder (1942)
In "Frankensteins Sohn" (1939) spielte Boris Karloff ein drittes Mal die Kreatur, danach war Schluss. Drei Jahre später kehrte der Stoff zurück auf die Leinwand. Im B-Movie "Frankenstein kehrt wieder" (1942) schlüpfte Lon Chaney jr. (Bild) in die Rolle der Kreatur. Ihr will Dr. Ludwig Frankenstein, seines Zeichens Arzt einer Irrenanstalt und Sohn des Monsterschöpfers, ein besseres Gehirn einpflanzen, was allerdings scheitert.
© IMAGO / AllstarFrankenstein trifft den Wolfsmenschen (1943)
In "Frankenstein trifft den Wolfsmenschen" (1943) fand ein bemerkenswerter Rollentausch statt. Als Frankensteins Monster war nun Bela Lugosi (links) zu sehen, der in den "Frankenstein"-Filmen zuvor den Frankenstein-Gehilfen Ygor spielte. Und Lon Chaney Jr. (rechts), in "Frankenstein kehrt wieder" noch die Kreatur, gibt nun den Wolfsmenschen. Letzteres mag auch eine Referenz an den Horrorfilm "Wolfsmensch" (1941) sein, wo Chaney das haarige Biest verkörperte.
© IMAGO / AllstarFrankensteins Fluch (1957)
Natürlich nahm sich auch das britische Filmunternehmen Hammer Studios, das sich zuvor mit einer Reihe fantastischer Filme einen Namen gemacht hat, des Frankenstein-Stoffs an. Der erste von sieben Filmen erschien 1957 unter "Frankensteins Fluch". In den Hauptrollen zwei Schauspieler, die das Studio jahrelang und auch für andere Filmreihen ("Dracula") verpflichten sollte: Peter Cushing (zweiter von links) als Frankenstein und Christopher Lee (liegend) als Kreatur.
© Warner Bros.Frankensteins Ungeheuer (1964)
In "Frankensteins Ungeheuer", dem dritten "Frankenstein"-Film aus der Hammer-Schmiede, ist einmal mehr Peter Cushing als wahnsinniger Wissenschaftler zu sehen. Allerdings: Die Kreatur spielte nun der neuseeländische Wrestler und Schauspieler Kiwi Kingston. Lee war überhaupt nur einmal als Frankensteins Monster in den Hammer-Filmen zu sehen. Ihm folgten Michael Gwynn, Kingston, Susan Denberg als weibliches Monster, und David Prowse.
© Hammer FilmsFrankensteins Schrecken (1970)
Der britische Schauspieler David Prowse hatte die Ehre, in zwei Hammer-Filmen das Frankenstein-Geschöpf zu spielen: in "Frankensteins Schrecken" und "Frankensteins Höllenmonster" (1974). Auch mit ihm blieb das Studio sich bei der optischen Gestaltung des Charakters treu: weg vom quadratischen Schädel, den leblos dreinblickenden Augen und der Schraube im Hals, so wie Whale, Karloff und Co. das Monster stilbildend interpretiert hatten.
© IMAGO / United ArchivesThe Munsters (1964-1966)
Mit Mary Shelleys "Frankenstein" hatte "The Munsters" wenig zu tun. Aber die Sitcom lief Mitte der 1960er-Jahre und also in einer Zeit, die reif war für Horrorfilm- und Popkultur-Parodien. Und so finden sich in den Hauptcharakteren der Kultserie Anspielungen auf Filme wie "Dracula" und "Frankenstein" bis hin zum Typus der blonden Sexbombe á la Marilyn Monroe. Und natürlich ist Herman Munster (links) an die Frankenstein-Kreatur der Ära Boris Karloff angelehnt.
© CBSAndy Warhols Frankenstein (1973)
Mit "Andy Warhols Frankenstein" erreichen die Exploitationen von Mary Shelleys berühmtem Roman einen weiteren Höhepunkt. Hier spielt unter der Regie von Paul Morrissey der Deutsche Udo Kier den verrückten Wissenschaftler, mit seinen Geschöpfe, einem weiblichen und männlichen, eine neue, vollendete Rasse erschaffen will. Klingt verrückt? Klingt trashig? Klingt überbordend? Klingt nach Popart-Künstler Andy Warhol, der den Film produziert hat.
© IMAGO / AllstarFrankenstein Junior (1974)
Frederick Frankenstein (Gene Wilder, links) ist zwar in die Fußstapfen seines Großvaters Viktor geschlüpft und Wissenschaftler geworden, sonst aber will er mit dem berüchtigten Monster-Schöpfer nichts am Hut haben. Dann aber erschafft Frankenstein, den man tunlichst Fronkensteen aussprechen sollte, selbst ein Monster (Peter Boyle, rechts). Mit "Frankenstein Junior" ist dem Genre-Meister Mel Brooks eine aberwitzige Parodie auf den Frankenstein-Mythos gelungen.
© 20th Century StudiosDie Braut (1985)
Dass eine Braut in einem "Frankenstein"-Stoff nicht fehl am Platze ist, hatte schon James Whale in seinem Klassiker bewiesen. In "Die Braut" wird das Motiv weitergesponnen. In der Horror-Romanze erschafft Baron Charles Frankenstein (Sting) eine Frau (Jennifer Beals) für seine frühere, männliche Schöpfung, der hier ausgerechnet Viktor (Clancy Brown) heißt. Doch dann verliebt sich der besessene Forscher selbst in seine Schöpfung - mit fatalen Folgen.
© Columbia TriStar PicturesMary Shelley's Frankenstein (1994)
Der Wissenschaftler wendet sich gegen sein Geschöpf, das er reumütig wieder aus der Welt schaffen will. Und das Geschöpf gegen seinen Schöpfer, den es für sein grauenvolles Schicksal bestrafen will: Mit "Mary Shelley's Frankenstein" (1994) nähert sich Regisseur Kenneth Branagh nach so manchen filmischen Interpretationsexzessen der Romanvorlage wieder an. Das beinhaltet auch die Darstellung Robert De Niros, der die Qualen und Rachegelüste der Kreatur auf die Spitze treibt.
© Columbia TriStar PicturesDie Kreatur - Gehasst und gejagt (2004)
Die zentralen Motive von Shelleys Roman und vieler Verfilmungen trägt die Miniserie "Die Kreatur - Gehasst und gejagt" (2004) bereits im Titel. Und auch sonst hält sich die Adaption nahe an die Vorlage. In der Rahmenhandlung erzählt Viktor Frankenstein (Alec Newman) von seinem großen Sündenfall: Wie er einen leblosen Körper zum Leben erweckte und wie die Kreatur ihn, Frankenstein, bedrängte, ihm eine Gefährtin zu erschaffen. In der Rolle des Monsters: Luke Goss (Bild).
© HallmarkFrankenweenie (2012)
Auch so lässt sich Mary Shelley "Frankenstein" in eine Filmerzählung verwandeln. In Tim Burtons zauberhaftem Stop-Motion-Film ist der wahnsinnige Wissenschaftler ein liebendes Kind und das "Monster" der verstorbene Hund, den der Junge wiederbelebt. Mit "Frankenweenie" (2012) hat Burton seinen eigenen Kurzfilm aus dem Jahr 1984 neu interpretiert und zugleich eine fantasievoll-mäandernde Liebeserklärung an das klassische Gruselkino geschaffen.
© 2012 Disney EnterprisesI, Frankenstein (2014)
Von Shelleys gehaltvollem Roman ist in "I, Frankenstein" (2014) kaum mehr übriggeblieben als das künstliche Geschöpf. Dieses hort nun auf den Namen Adam (Aaron Eckhart), das vom nicht Enden wollenden Krieg zwischen Dämonen und Gargoyles mitgerissen wird. Auch von der Gothic-Atmosphäre der Vorlage ist in dem Fantasy-Horror-Spektakel nichts zu spüren, wo jeder Anflug von Stimmung und Atmosphäre zwischen Actionbombast und Spezial-Effekten zerrieben wird.
© 2013 LAKESHORE ENTERTAINMENT GROUP LLC / LIONS GATE FILMS INC.Victor Frankenstein - Genie und Wahnsinn (2015)
Zu einem seelenlosen, primär um Effekte und Äußerlichkeiten bemühtes Filmgeschöpf ist auch "Victor Frankenstein - Genie und Wahnsinn" geraten. Immerhin wagt der actionlastige Horror-Thriller von Paul McGuigan mit seiner Erzählperspektive Ungewöhnliches: Geschildert werden die Ereignisse aus Sicht von Igor (Daniel Radcliffe, links), des buckligen, zunächst in einem Zirkus arbeitenden Gehilfen von Victor Frankenstein(James McAvoy).
© ProSieben / 2015 Twentieth Century Fox / Alex BaileyFrankenstein (2025)
In "Frankenstein" behält der gefeierte mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro die zentralen Motive von Mary Shelleys gleichnamigem Roman bei. Auch sein Wisssenschaftler, Victor Frankenstein, ist ein besessener, der Totes zum Leben erweckt. Allerdings wird er dabei nicht nur von Ehrgeiz und Ruhmsucht getrieben. Victor ist ein traumatisierter Mann, der nach dem Verust seiner Mutter bei der Geburt des Bruders, dem Tod den Kampf angesagt hat.
© Ken Woroner/Netflix Frankenstein (2025)
Dass Wissenschaft Grenzen wahren muss, diese Botschaft findet sich auch in del Toros Film. Frankenstein erkennt, welchen Geist er geweckt hat und möchte seinen Fehler wiedergutmachen. Doch das Wesen (Jacob Elordi) trachtet längst selbst nach dem Leben seines Schöpfers. Del Toro bleibt der Vorlage treu, ergänzt sie dennoch um einige Motive: So schließt Frankenstein, um Geld für seine Arbeit zu verdienen, einen Pakt mit einem deutschen Waffenfabrikanten (Christoph Waltz).
© Ken Woroner/Netflix The Bride! (2026)
Die Faszination Frankenstein hält weiter an. In ihrer zweiten Regiearbeit hat sich Maggie Gyllenhaal des Braut-Motivs aus Shelleys Romanvorlage angenommen. In "The Bride!", einer merkwürdigen Mischung aus Gothic-Horror, Gangster-Thriller und Melodram, kämpfen sich Frankensteins Monster (Christian Bale) und seine künstliche Gefährtin (Jessie Buckley) in den 1930er-Jahren durch die Unterwelt Chicagos. Der Film startet im März 2026 in den deutschen Kinos.
© Warner Bros. Entertainment Inc.