Achtteilige Serie bei Disney+

"Succession" mit Ententanz: Warum "Rivals" sehenswert ist

15.10.2024 von SWYRL/Eric Leimann

Die Serie "Rivals", die auf einer Bestseller-Buchreihe beruht, ist für Menschen außerhalb Großbritanniens schwer zu beschreiben. Man stelle sich vor: Eine Mischung aus "Bridgerton", angesiedelt im England des Jahres 1986, und dem amerikanischen Wirtschafts- und Familiensittenbild "Succession".

Einige Menschen, die sich noch an die 80-er erinnern können, halten ja die Einführung des Privatfernsehens für den ersten Schritt des Verfalls unserer Gesellschaft. In jener Zeit entstand auch "Rivals", ein Roman der britischen Autorin Jilly Cooper, der in der TV-Welt und unter Adeligen spielt. "Rivals" ist Teil der sogenannten "Rutshire Chronicles", mit denen die heute 87-jährige Autorin berühmt wurde. In Großbritannien sind Coopers Bestseller, die man als eine Mischung aus "Dallas", "Succession" und "Bridgerton" in den 80-ern beschreiben kann, so bekannt wie hierzulande Rosamunde Pilcher, eine andere Engländerin. Allerdings haben die Werke Coopers mit der zart berechnenden Romantik klassischer Liebesromane wenig am Hut. Bei Cooper geht es um die britische Upper Class mit all ihren Lastern: Sex, Betrug, Intrigen - aber natürlich sind in dem Sündenpfuhl auch aufrichtige Liebe und edle Motive zu finden. Populär überzogene Gesellschaftsdramen zwischen Groschenheft und ambitionierter Skandalchronik eben, die wohl mit Blick aufs Publikum in UK nun als achtteilige Serie mit Stars wie David Tennant ("Doctor Who") und Alex Hassell ("The Boys") verfilmt wurde.

Alle acht Folgen stehen ab Freitag, 18. Oktober, bei Disney+ zum Streamen bereit.

Erzählt wird von TV-Womanizer Declan O'Hara (Aidan Turner), der 1986 von der BBC zu einem privaten Fernsehsender wechselt. Dieser verspricht ihm Ruhm und viel Freiheit - wofür Declan mit seiner Frau und zwei Teenagertöchtern allerdings von London aufs Land umziehen muss. Dort geraten Declan und seine Familie bald in den Machtkampf zweier rücksichtsloser Männer: Lord Tony Baddingham (Tennant), der den heißblütigen Polit-Talker zum Sender geholt hat, und dessen Rivale Rupert Campbell-Black (Hassel), einen Snob erster Güter und Tory-Politiker.

Seltsamerweise fühlt sich Declans ältere Tochter Taggie (Bella McLean), eine gutherzige Person, von fiesen Nachbarn auf seltsame Art angezogen. Weitere Charaktere bevölkern das "Rivals" Universum: zum Beispiel Romantik-Autorin Lizzie Vereker (Katherine Parkinson), die auf den ersten Blick bieder wirkt und von ihrem Mann sträflich übersehen wird. Oder die schwarze TV-Managerin Cameron Cook (Nafessa Williams), die dem englischen Hoch- und Geldadel das amerikanische Mediengeschäft beibringen soll.

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Schrill, britisch und - wenn man es mag - sehr unterhaltsam

"Rivals" wird sein Publikum erst mal im britischen Raum verorten, denn hier sind Coopers Romane vielen Menschen ein Begriff. Tatsächlich gibt es für ihre Mischung aus Sex- und Skandalunterhaltung, verbunden mit Adels-, Liebes- und Intrigengeschichten plus bissiger Gesellschaftskritik in Deutschland oder auch den USA kein echtes Pendant. Geschuldet wohl der Tatsache, dass man sich nirgendwo so stark an der Klassengesellschaft abarbeiten kann wie in Großbritannien. Dennoch hat die Serie auch für Nicht-Engländer viel zu bieten: gutes Schauspiel, gehobene Dialogkunst, eine sehr hochwertige Optik und viel Sex und Intrigenstadel, dazu ein Plot, dem man gerne folgt, wenn man mit den klar überzogenen "Larger than Life"- Charakteren klarkommt.

Beachtenswert ist auch der Retro-Sondtrack von "Rivals", der ähnlich wie bei "Bridgerton" sehr viel auf Musik setzt. Hier jedoch sind es keine modernen Popsongs im viktorianischen Gewand, sondern echte 80er-Hits in mitunter ungewöhnlichen Versionen. So spielt eine Partyband in der ersten Folge eine bezaubernde Coverversion eines alten Boy George-Schmachtfetzens, und die degenerierte Adels- und Geld-Crowd des Mediengeschäfts wackelt zum Ententanz auf der Tanzfläche. Schrill, britisch und - wenn man es mag - sehr unterhaltsam.

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