"Superman"

Die Nummer eins im DC-Kosmos: So gut ist James Gunns neues Superhelden-Spektakel

09.07.2025 von SWYRL/Wilhelm Flemmer

Mit den "Guardians of the Galaxy"-Filmen wurde der Regisseur James Gunn berühmt. Nun bringt er mit "Superman" Farbe in ein düsteres Superhelden-Franchise.

Die Superhelden-Filme des Studios Warner Bros., das sich für dieses Genre aus dem Fundus der DC-Comics bedient, hatten immer ein Problem: Verglichen mit den farbenfroheren, humorvolleren und insgesamt "leichteren" Marvel-Produktionen triefen sie oft vor Pathos. Das sind Nebensächlichkeiten und doch prägen sie den Gesamteindruck, den die Filme bislang hinterließen: Die dunklen, farbarmen Bilder, die entschleunigte, gedehnte Erzählweise, die mitunter langsamen Bewegungen der Kamera und der Figuren, wenn sie sich gerade nicht in einer Actionszene verausgaben - das alles machte viele DC-Filme der letzten Jahre bleiern und schwer.

Gerade die Superman-Filme wurden dafür ein Paradebeispiel. Denn vor allem an ihnen wurde das Zwangsläufige und die Getriebenheit der filmischen Umsetzung deutlich. Superman, das war in den DC-Filmen schließlich mehr als nur der "Mann aus Stahl", mehr auch als nur der Weltenretter. Er wurde zu einem Heiligen, einem Messias stilisiert, und von solchen Figuren erzählt man mit dem nötigen Ernst. Mit reichlich Pathos eben und dunklen, farblosen Bildern. Und vor allem frei von Humor. Das Lachen verträgt sich nicht mit dem Metaphysischen.

Offenbar wähnte man sich bei Warner Bros. und DC Studios (vormals DC Films) mit diesem Programm in der Sackgasse, denn dass die Verantwortlichen und Kreativen das DC Extended Universe neu ausgerichtet haben, ist seit "Batman v Superman: Dawn of Justice" (2016) von Zack Snyder unverkennbar. Schon mit "Wonder Woman" (2017) wurde das deutlich, mit dem Patty Jenkins Neues wagte. Sie ließ in ihrem Superhelden-Spektakel die opernhafte Feierlichkeit eines Zack Snyder weg, hellte die Bilder auf und vor allem: Sie unterhielt die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht nur mit reichlich Action, sondern auch mit einer Prise Humor und Selbstironie.

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James Gunn bringt Farbe ins DC-Universum

Genau dort setzt nun auch "Superman" an. Dafür spricht nicht allein der Titel, der in seiner entschlackten Schlichtheit an den gleichnamigen Christopher-Reeve-Klassiker von Richard Donner anknüpft. Sondern auch die Besetzung der Titelrolle mit dem Newcomer David Corenswet, der bis auf wenigen Ausnahmen ("Twisters" sowie die Serien "Hollywood", "The Politician" und "Lady in the Lake") in Hollywood ein kaum beschriebenes Blatt ist. Vor allem aber spricht dafür der kreative Kopf dieses Franchise-Neustarts, James Gunn, der "Superman" nach seinem eigenen Drehbuch inszeniert hat und der seit Herbst 2022 (gemeinsam mit Peter Safran) als Kreativchef das gesamte DC Universe verantwortet.

"Vor allem" deshalb, weil Gunn genau dafür steht, nämlich für temporeiches, unbeschwertes und ironisch-augenzwinkerndes Erzählen, das er in seinen "Guardians of the Galaxy"-Filmen so gekonnt auf den Punkt gebracht hatte. In einer Reihe übrigens, die er für das Superhelden-Universum der Konkurrenz beisteuerte. Und in der Superhelden trotz aller Gefahren ihren Humor und ihre Lässigkeit nie verlieren und einer von ihnen schon mal per Walkman die Jackson 5 hört und dabei die Hüften schwingt wie einst Kevin Bacon in "Footlose". Diese Wächter des Alls, they always look on the bright side of life.

Nun lässt Gunn seinen Titelhelden in "Superman" kein Tänzchen aufs Parkett legen. Doch ihm sind einige andere Dinge eingefallen, um das Fantasy-Spektakel aufzulockern. Das geschilderte Problem war dem Filmemacher auch aufgefallen. "In den letzten 25 Jahren hatten wir düstere und trostlose Science-Fiction-Filme, in denen alles realistisch sein sollte, weshalb sie dunkel waren", sagt er. "Und ich hatte das Gefühl, dass es einen Platz für Farbe gab." Gunn gibt sich hier diplomatisch, herauszuhören ist es dennoch: Die "düsteren und trostlosen Science-Fiction-Filme", damit werden nicht zuletzt auch Werke wie "Man of Steel" und "Justice Leagues" von Warner gemeint sein.

Zurück zu den Wurzeln

Farbenfroher als das Gros der Trübe-Tassen-Filme von DC wird "Superman" allein schon durch die Anlehnung von Plot und Erzählung an Donners 1978er-Original, das Gunn als große Inspirationsquelle bezeichnet. Sein Superheldenfilm will nicht mehr sein, als die Vorlagen anbieten. Und so finden sich in "Superman" die klassischen Motive des Stoffs kaum verfälscht wieder. Die "Kostümierung" des Superhelden als trotteliger Reporter Clark Kent etwa. Oder das Medienhaus Daily Planet, für das er arbeitet. Und seine Kollegin Lois Lane (Rachel Brosnahan). Dass die beiden eine Romanze verknüpft, wissen wir aus den Comics und ihren Verfilmungen. Wie Gunn in ihrer Liebesgeschichte jedoch einige Etappen überspringt, gehört zu den angenehmeren Überraschungen des Films - auch weil er daraus die emotionalsten Szenen des Films gewinnt.

Der klassische Bösewicht fehlt ebenfalls nicht: Es ist einmal mehr der diabolische Lex Luthor (Nicholas Hoult), der seinem Erzfeind mal wieder das Leben schwer macht. Der gerissene Unternehmer strebt mit seinem Konzern LuthorCorp. und durch Zusammenarbeit mit einem autokratischen Regime nach noch mehr Macht. Einmal heißt es, er möchte sich zum König krönen lassen. Dazu kommt, dass er Herr über ein Hightech-Imperium ist, mit dem er nicht nur Superman immer wieder in den Würgegriff bekommt, sondern auch geschickt die Massen zu manipulieren versteht. "Superman" fehlt es also auch nicht an zeitgeschichtlichen Verweisen. Die Donald Trumps und Elon Musks dieser Welt sind in so mancher Szene angelegt.

Superman: Superheld und doch ganz Mensch

So super Held und Schurke auf der einen Seite sind, so sehr erdet sie Gunn auf der anderen Seite. Nicht der Wille zur Weltmacht treibt Luthor an, auch nicht der Wunsch, sich die Menschheit untertan zu machen, sondern stinknormaler, allzu menschlicher Neid auf seinen Erzrivalen, wie auch Gunn betont. Und Superman? Der war selten so angreifbar wie hier. Ein ums andere Mal wird er von den Schurken-Schergen Luthors verdroschen. Der Film dauert keine drei Minuten, da liegt er schon schwerverletzt in der Eiswüste der Antarktis. Dazu muss er innere schwere Konflikte ausfechten. Als er eine unbequeme Wahrheit über seine biologischen Eltern erfährt, ist er zutiefst getroffen. "Ich bin auch nur ein Mensch", sagt er in einer Szene zu Luthor. Auch nur ein Mensch, "der jeden Tag aufs Neue Fehler macht".

Den Menschen unter dem Superhelden-Kostüm sichtbar machen, das will Gunn auch erreichen, indem er Superman einen treuen Begleiter zur Seite stellt: den Superhund Krypto. Das hätte er sich auch sparen können. Vor allem durch Krypto mag "Superman" aus dem Superhelden-Genre herausragen. Der Hund ist auch wunderbar animiert, und als Running Gag sorgt er für die lustigsten Momente des Films. Doch als dramaturgisches Motiv ist er schlicht ein alter Hut. Dennoch: Ein anderer sprichwörtlicher Hut darf vor Gunn durchaus gezogen werden, ist sein "Superman" doch ein gelungener, unterhaltsamer Versuch, in ein kriselndes Franchise zu bringen.

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