01.10.2024 von SWYRL/Susanne Bald
Das Warten hat ein Ende: Wilsberg, Ekki und Co. melden sich mit einem launigen neuen Fall zurück, der es in sich hat. Hauptkommissarin Anna Springer hat gerade ihr erstes True-Crime-Buch veröffentlicht, als ein Mord geschieht, der mit einem ihrer Protagonisten in Verbindung gebracht wird.
Endlich: Auch der Münsteraner Hobby-Schnüffler Georg Wilsberg (Leonard Lansink) kehrt aus der langen Sommerpause zurück. Zuletzt ermittelte er im Mai im Fall "Datenleck", der mit der gewohnten Erfolgsmischung aus Humor, Spannung und teils skurrilen zwischenmenschlichen Begegnungen 5,77 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer an den Bildschirm lockte. Auch der neue "Wilsberg" mit dem Titel "Blut geleckt", der am Samstag zur Primetime Premiere feiert, punktet mit beliebten Ingredienzien und gut aufgelegten Stars. Regie führte wieder einmal Philipp Osthus, das Drehbuch stammt von Sandra Lüpkes und Jürgen Kehrer.
Hauptkommissarin Anna Springer (Rita Russek) ist während ihrer beruflichen Auszeit unter die True-Crime-Autorinnen gegangen. Gerade hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht, in dem sie ihre spektakulärsten Fälle beschreibt. Dass fremde Menschen sie plötzlich nach einem Autogramm fragen und öffentliche Lesungen zum Jobprofil einer Schriftstellerin gehören, ist Anna allerdings etwas unheimlich. Zum Glück hat sie wie immer ihren alten Freund und Verehrer Wilsberg an ihrer Seite. Der muss Anna allerdings bald schon nicht nur vor aufdringlichen Fans und ihrer übereifrigen Lektorin Lucia (Liza Tzschirner) beschützen, die vehement auf eine schnelle Buch-Fortsetzung drängt. Denn kurz nach ihrer ersten Lesung wird Anna mehrfach anonym bedroht.
Aber von vorn - denn was wäre "Wilsberg" ohne einen Mord, also einen aktuellen?
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Wa(h)re Verbrechen
Die Tat geschieht abseits des Wochenmarkts, das Opfer ist die junge Studentin Aischa Naciri. Schnell sind nicht nur die schrulligen Streithähne von der Polizei - Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky) und sein Interims-Partner und ewiger Konkurrent Drechshage (Stefan Haschke) - am Tatort, sondern auch der True-Crime-Podcaster und selbsternannte FBI-Profiler Dr. Lenz (schön selbstgefällig: Thomas Arnold), der vor der TV-Kamera erklärt, ohne das Opfer gesehen zu haben: "Die Frau wurde auf eine Art niedergestreckt, die wir Fallanalytiker Übertötung nennen. Der Täter wird von einem großen Hass angetrieben. Möglicherweise auf Frauen im Allgemeinen. Eventuell gepaart mit dem Gefühl, unterlegen zu sein, körperlich, sozial oder auch intellektuell."
Diese Beschreibung passt ziemlich gut auf René Rösch (Jörn Hentschel), einen der Täter aus Anna Springers Buch. Er hatte vor 15 Jahren seine Lebensgefährtin mit 28 Messerstichen getötet - "das Monster aus dem Modehaus", wie Lektorin Lucia ihn - marketingtechnisch eins a - nennt. Gerade wurde Rösch aus dem Gefängnis entlassen, dank Anwältin und Wilsberg-Freundin Tessa Tilker (Patricia Meeden). Und er ist wütend! Nämlich darüber, dass Neu-Autorin Anna mit seiner Tat Geld verdient. Das ärgert allerdings auch Sünje Messmann (Ada Philine Stappenbeck), die nun erwachsene Tochter seines Opfers. Naheliegend also, dass eine(r) der beiden hinter den Drohbriefen und dem durch Annas Fenster fliegenden Stein steckt. Aber was ist mit dem Messer-Mord an Aischa? Kannte Rösch sie überhaupt?
Wie nach Hause zu kommen
Der neue "Wilsberg"-Krimi "Blut geleckt" bietet einmal mehr beste Unterhaltung. Die Idee, den andauernden True-Crime-Hype zu thematisieren und auf die Spitze zu treiben, ist für eine Krimireihe natürlich ziemlich klug. Und Rita Russek, als Autorin so spröde und unaufgeregt wie als Kommissarin, und Liza Tzschirner als überkandidelte, aufdringliche Lektorin auf der ständigen Suche nach dem nächsten Knüller, sind herrlich amüsant. Selbst der Finanzbeamte Ekki (Oliver Korittke) muss Lucia abwimmeln: "BuchHALTUNG ist mein Ding, BuchSCHREIBEN eher nicht."
Dazwischen die liebenswerten Eigenheiten des schrulligen Schnüfflers Wilsberg, der heimlich das WLAN der WG über seinem Antiquariat anzapft und auch mal zur Pizzaschachtel greift, um seine Anna gegen einen Eindringling zu verteidigen, sowie die Kabbeleien zwischen den ehrgeizigen Polizisten Overbeck und Drechshage: Der erste neue Fall nach der Sommerpause fühlt sich so heimelig an, wie nach einer langen Reise nach Hause zu kommen.
Fünf weitere "Wilsberg"-Filme sind bereits abgedreht, ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest.