Terra X History - 75 Jahre Deutschland: Wir Grenzgänger - Di. 01.10. - ZDF: 20.15 Uhr

Von Reinhard Mey bis Frank Schöbel: So lebten Promis mit der deutschen Teilung

29.09.2024 von SWYRL/Maximilian Haase

Ob Reinhard Mey, Katja Ebstein oder Frank Schöbel: Sie alle galten vor dem Mauerfall als "Grenzgänger" zwischen Ost und West. 75 Jahre nach Gründung der beiden deutschen Staaten blickt "Terra X History" nun auf Promis und ganz normale Menschen, deren Alltag von der Teilung bestimmt war.

Wenn das ZDF in diesem Jahr unter dem Motto "75 Jahre Deutschland" mit zahlreichen Sonderformaten das Grundgesetz und die Gründung der Bundesrepublik zelebriert, droht der "andere" deutsche Staat aus dem Blick zu geraten. Schließlich erblickte in jenem Jahr 1949 nicht nur die BRD das Licht der Geschichte, sondern auch die DDR. Gegründet am 7. Oktober, war der "Arbeiter- und Bauernstaat" gut vier Jahrzehnte später allerdings wieder passé. Vor 35 Jahren - noch so ein kleines Jubiläum - fiel die Mauer, die neben zwei Nationen vor allem die Menschen trennte. Dass sich nicht alle damit abfinden wollten, zeigt nun eine "Terra X History"-Doku, die sich im Jubiläumsjahr jenen "Grenzgängern" widmet, die ein von der Teilung bestimmtes Leben zwischen Ost und West führten. Porträtiert werden ganz normale Menschen, aber auch Prominente wie Reinhard Mey, Katja Ebstein, Wolfgang Joop und Frank Schöbel.

Anhand zahlreicher deutsch-deutscher Biografien beleuchtet der Film von Frank Diederichs und Steffi Lischke, wie sich die Spaltung des Landes auf das Leben der Menschen auswirkte, wie sich die Geschichte darin von der Teilung über den Mauerbau bis zur Wiedervereinigung gleichsam widerspiegelte. Wie sah der Alltag zwischen den beiden Staaten und insbesondere im geteilten Berlin aus? Wie überrascht und geschockt war man vom Bau der Mauer 1961? Wer versuchte gar zu fliehen? Und wem war es erlaubt, sich regelmäßig zwischen BRD und DDR zu bewegen? Davon zeugt etwa DDR-Schlagersänger Frank Schöbel, der schon seit den 70-ern in der Bundesrepublik auftreten durfte, aber jedes Mal zu seiner Familie und den Fans in der DDR zurückkehrte. "Das war Zuckerbrot und Peitsche", sagt er im Rückblick. Andersherum berichtet Designer Wolfgang Joop, wie er aus dem Westen immer wieder in seine alte Heimat Potsdam reiste, weil er dank Modeberatung ein DDR-Visum erhielt.

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Mauerbau war "sehr beängstigend"

"Man durfte sich nicht erwischen lassen, weil es hieß, das solle man nicht machen, das wäre Schimpf und Schande", erinnert sich der in West-Berlin aufgewachsene Liedermacher Reinhard Mey an die Ausflüge in den Ostteil der Stadt. Vor dem Mauerbau, wohlgemerkt, denn dieser war für alle Interviewten eine große Zäsur.

Es sei "sehr beängstigend" gewesen, berichtet Mey: "Die Freunde und Bekannten, die man im Osten hatte, waren von einem abgeschnitten." In den folgenden Jahrzehnten wurde ihm der Wunsch, einmal in der DDR aufzutreten, lange Zeit verwehrt. Gänzlich anders war es dagegen bei Sängerin Katja Ebstein, die im Osten sehr willkommen war und dort gar eine TV-Serie drehen durfte. Überaus aufschlussreich ist auch die Biografie der DDR-Liedermacherin Bettina Wegner, die lange für einen menschlicheren Sozialismus kämpfte, bevor sie Auftrittsverbot erhielt und in den Westen übersiedeln musste. Dass ihr die BRD immer fremd blieb, zeigt die Ambivalenz vieler deutsch-deutscher Biografien.

Zu Wort kommen neben den prominenten Gesichtern auch die "ganz normalen" Menschen: etwa Liane Weinstein, die nach dem Mauerbau als kleines Kind von ihren Eltern getrennt wurde. Oder Barbara Galonska, die 1978 in einem entführten Flugzeug von Danzig nach Ost-Berlin saß, das schließlich auf dem Westberliner Flughafen Tempelhof landete und sie damit vor die Frage stellte, ob sie im Westen bleiben oder zurückkehren sollte. Gut zehn Jahre später war es Roland Schreyer, der nach einem Familienbesuch in der BRD nicht zurückkam und seine Frau und Kinder schließlich auf abenteuerlichen Wegen nachholte. Umgekehrt zog es den türkischstämmigen Tanju Tügel Ende der 70-er aus dem Westen in die DDR, wo er als Mitglied der Kommunistischen Partei studieren konnte. "75 Jahre Deutschland", so zeigt es die ZDF-Dokumentation, beinhaltet eben auch jene widersprüchlichen, vielschichtigen und vor allem sehr menschlichen Geschichten.

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