16.04.2025 von SWYRL/Franziska Wenzlick
Im Dezember 1967 führte der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard die erste erfolgreiche Herztransplantation weltweit durch. Es war "Das Wunder von Kapstadt", so der Titel eines ARD-Dramas, das die - echten wie fiktionalen - marignalisierten Teammitglieder Barnards in den Fokus rückt.
"Chirurgin? Was kommt als Nächstes: eine Frau als Bundeskanzler?" - Fragen wie diese ist Lisa Scheel (Sonja Gerhardt) als Frau im Jahr 1967 natürlich längst gewohnt. Die Feindseligkeit, die ihr von allen Seiten entgegenschlägt, hindert die junge Medizinerin jedoch nicht daran, für ihren großen Traum zu kämpfen: Als uneheliche Tochter eines international bekannten Herzchirurgen (Fritz Karl) versucht sie, eine Assistenzstelle im Team ihres Vaters zu ergattern. Der allerdings scheint wenig von der angehenden Ärztin sowie Frauen im Allgemeinen zu halten und erteilt der einzigen weiblichen Kandidatin für den Posten eine ungerechtfertigte Abfuhr, nichtsahnend, dass es sich bei Lisa um sein eigenes Kind handelt.
An diesem Punkt setzt in "Das Wunder von Kapstadt" (2022) die Realität ein: Lisa reist im nun abermals ausgestrahlten ARD-Drama von Regisseurin Franziska Buch ("Emil und die Detektive", "Tatort") nach Südafrika, um sich an einer medizinischen Weltpremiere zu beteiligen: Dort, im Groote-Schuur-Krankenhaus in Kapstadt, gelang im Dezember 1967 die erste Herztransplantation. In die Medizingeschichte ging damals vor allem der Südafrikaner Christiaan Barnard (im Film gespielt von Alexander Scheer) ein, der das Team leitete. Wegen der strengen Rassentrennung, die während dieser Zeit - und noch lange danach - in Südafrika herrschte, wurden aber der Öffentlichkeit zentrale Beiträge eines Mannes vorenthalten, der wesentlichen Anteil am Erfolg des Chirurgenteams hatte: Hamilton Naki (im Film: Loyiso MacDonald).
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Wie viel Wahres steckt in "Das Wunder von Kapstadt"?
"Dass Naki und viele andere aufgrund von Diskriminierung im Schatten gewirkt haben, ist ein blinder Fleck der historischen Betrachtung", erklärt der Produzent des Dramas, Christian Popp. "Das betraf auch die Frauen in der Medizin der 60er-Jahre. Erfolg und Fortschritt einer Gesellschaft hängen davon ab, ob Menschen nach ihren Fähigkeiten beurteilt werden und nicht nach ihrer Hautfarbe oder ihrem Geschlecht."
Heute ist bekannt, dass Naki, der aufgrund seiner Hautfarbe nicht einmal den Operationssaal betreten durfte, sein Wissen und seine Fähigkeiten an Generationen von Chirurgen weitergab, ohne selbst je ins Rampenlicht zu treten. Christiaan Barnard hingegen konnte durch die Transplantation schnellen Weltruhm erlangen und in der Folge ein luxuriöses Leben führen.
Der mit einem International Emmy ausgezeichnete Drehbuchautor Christoph Silber ("Das Wunder von Kärnten", "Ich bin dann mal weg") erzählt die Geschichte von Barnard und Naki als bewegendes Drama und ergänzt eine Protagonistin, die dem Sender zufolge "stellvertretend für Frauen steht, deren Beitrag für diese außerordentliche medizinische Leistung in der Geschichtsschreibung ausgeblendet wird".
Eine echte Dr. Lisa Scheel hat es in Barnards Team also nie gegeben. Die Perspektive der von "Ku'damm"-Star Sonja Gerhardt verkörperten Ärztin ermöglicht den Machern des Films jedoch, einen erstaunlich umfassenden Blick auf die strukturellen Hürden der damaligen Zeit zu bieten - und gleichzeitig eine medizinische Ausnahmeleistung als das zu zeigen, was sie im Jahr 1967 war: ein wahres Wunder.