16.12.2025 von SWYRL
Wolfgang Amadeus Mozart - diesen Namen kennt wohl jeder. Seine ältere Schwester ist hingegen kaum bekannt. Dabei war sie ihrem Bruder musikalisch ebenbürtig - so zumindest in der neuen ARD-Serie "Mozart/Mozart". Aber wie war es wirklich?
In der neuen ARD-Serie "Mozart/Mozart" steht nicht nur der bekannte Ausnahmemusiker Wolfgang Amadeus Mozart im Mittelpunkt, sondern vor allem seine oft vergessene große Schwester. Maria Anna Mozart (Havana Joy), oder Nannerl, wie sie von allen genannt wurde, springt in der öffentlich-rechtlichen Produktion auch mal für ihren Bruder (Eren M. Güvercin) ans Klavier - immerhin ist sie mindestens genauso talentiert wie der. Aber stimmt das eigentlich?
"Dies ist die Geschichte der Geschwister Mozart", heißt es in einem Disclaimer. "Nicht wie die historische Überlieferung sie schreibt, sondern die Vorstellungskraft." Zwar weicht die Geschichte selbst teilweise von den tatsächlichen historischen Begebenheiten ab, doch eins stimmt: Das Nannerl war eine talentierte Musikerin, die ihrem Bruder am Klavier in nichts nachstand und ihn in einigen Bereichen vielleicht sogar übertraf. "Ich habe allzeit gesagt, daß du mit mehr Præcision spiellst als ich", schrieb Wolfgang Amadeus selbst 1778 in einem Brief an seine Schwester.
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Die Mozartgeschwister: Zwei "Wunderkinder"
Die beiden Geschwister wurden von ihrem Vater Leopold Mozart gemeinsam in Musik und Allgemeinbildung unterrichtet. Ab 1762 spielten die "Wunderkinder", damals elf und sieben Jahre alt, an verschiedenen europäischen Höfen vor. In "Mozart/Mozart" beschwert sich Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich (Marija Berzina), zwar, als sie statt des jungen Wolfgang Amadeus seine Schwester am Klavier sitzen sieht. Doch tatsächlich begeisterte das Nannerl die Adeligen, wenngleich ihr Spiel auch für Verwunderung sorgte:
"Stellen Sie sich einmal ein Mägden von 11 Jahren vor, das die schweresten Sonaten und Concert der grösten Meister auf dem Clavessin oder Flügel auf das Deutlichste, mit einer kaum glaublichen Leichtigkeit fertiget und nach dem besten Geschmack wegspielt. Das muß schon viele in eine Verwunderung sezen", heißt es etwa in einer Anzeige im Mai 1763.
Anders als ihr Bruder bekam Maria Anna wohl nie Kompositionsunterricht. Dennoch schrieb sie einige wenige eigene Stücke. Wolfgang Amadeus ermutigte sie in einem Brief: "mit einen wort, das lied ist schön, und probiere öfter etwas." Die Kompositionen vom Nannerl sind jedoch verschollen.
Das Nannerl musste Hausfrau werden
Doch bei allem Talent und Können: Als Frau stand für Maria Anna eine Karriere als Konzertpianistin oder Komponistin nicht in den Karten. Während ihr Bruder mit dem Vater weiter auf Konzertreisen ging, blieb sie nach 1768 zu Hause und lernte von ihrer Mutter alles rund um das Hausfrauendasein. Der Musik blieb sie jedoch treu und spielte etwa für Bekannte der Familie und gab jahrelang Klavierunterricht.
Ob Maria Anna nun wirklich talentierter als ihr berühmter Bruder war, lässt sich heute nicht mehr sicher herausfinden. Doch eins steht fest: Das Nannerl hatte nicht dieselben Chancen wie Wolfgang Amadeus, der Welt ihre Virtuosität, die sie zweifelsohne besaß, zu zeigen. Wie so viele Frauen wurde sie von den gesellschaftlichen Erwartungen zurückgehalten.



