Berlusconis Aufstieg - Di. 11.06. - ARTE: 21.45 Uhr

Was vom Politiker, Milliardär und Medienmogul bleibt

07.06.2024 von SWYRL/Hans Czerny

In Deutschland rieb man sich bei dem Namen Silvio Berlusconi stets verwundert die Augen: Wie konnte es möglich sein, dass ein Populist und Chauvinist wie er immer wieder zum Ministerpräsidenten gewählt wurde? 30 Jahre lang bestimmte der Milliardär und Medienmogul das politische Leben in Italien.

Derbe Sprüche, ausschweifende Partys mit Prostituierten, die Auftritte in hauseigenen Fernsehsendern bestimmten hierzulande das Bild des Mailänder Milliardärs und Politikers Silvio Berlusconi. Doch Skandale wie die berühmten Bunga Bunga-Partys schmälerten sein Ansehen bei einem Großteil der italienischen Bevölkerung nicht. Berlusconi bestimmte jahrzehntelang nicht unwesentlich die italienische Politik. Der ARTE-Film "Berlusconis Aufstieg" beleuchtet ein Jahr nach seinem Tod am 12. Juni 2023 seinen Werdegang.

Der 1936 in Mailand geborene Berlusconi, Sohn eines Bankbeamten, Jurastudent und Alleinunterhalter auf Kreuzfahrtschiffen, kam als Immobilienunternehmer und Gründer der Familienholding Fininvest zu frühem Reichtum. Die Politik unterstützte ihn dabei, eine Verbindung zur Mafia konnte allenfalls bei engsten Vertrauten nachgewiesen werden. Seine eigene politische Karriere begann 1994 mit der erstmaligen Wahl zum Ministerpräsidenten als Chef seiner Partei Forza Italia. Seine populistischen Aufrufe zur Verbesserung der Lebensqualität aller, wie "Andiamo Avanti", ließ der "Macher", den seine Anhänger wegen seiner Auszeichnung mit dem italienischen Ritterorden nur noch "Cavaliere" nannten, vor allem über seine drei Privatsender verbreiten, mit denen er in Italien eine entscheidende Rolle spielte.

Noch 2019 zog er für drei Jahre ins Europaparlament ein, wo er bereits 2003 den deutschen Parlamentsabgeordneten Martin Schulz mit einem KZ-Kapo-Vergleich beleidigt hatte, der ungesühnt blieb. Merkel ließ er bei einem G8-Gipfel telefonierend warten, mit Staatsmännern wie Putin oder Libyens Gaddafi, den er zur Abwehr von Fluchtbewegungen einsetzte, war er befreundet, aber auch seriöse Staatsmänner aus westlichen Ländern hofierten ihn. Bei seiner Trauerfeier im Juni des vergangenen Jahres begleiteten in Mailand tausende den Sarg mit Fangesängen und Fanfaren.

Der ARTE-Film von Simone Manetti (ZDF, 2024) fragt, wie Berlusconis Aufstieg zum Ministerpräsidenten und Regierungschef möglich war, und geht dabei mit ausführlichem Archivmaterial, sowie Interviews mit Freunden und Feinden tief in die Anfänge zurück. Es beginnt mit dem Einstieg Berlusconis als Mailänder Immobilienmogul, setzt sich mit der Gründung verschiedener Privatsender wie dem einflussreichen Canale 5 fort und findet seinen Höhepunkt in der Gründung seiner Partei Forza Italia und der Wahl zum Ministerpräsidenten.

Besonders beliebt machte ihn der Ankauf des Fußballclubs AC Milan 1986, mit dem er als heimlicher Coach auch in Europa Triumphe feierte. Großspurig erklärte er sich zum "Präsident, der am meisten gewonnen hat - in Italien, in Europa, auf der ganzen Welt". Lange Zeit konnten ihm Gerichtsprozesse nichts anhaben, erst 2013 wurde Berlusconi wegen Steuerbetrugs verurteilt, die Strafe aber nachträglich aus Krankheits- und Altersgründen zum Teil wieder aufgehoben. Juristische Anschuldigungen wies er ohnehin stets als politisch motivierte Angriffe seiner Gegner ab.

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