Serienversion des 80-er Kultfilms

120 Filmsets in 100 Tagen: Taika Waititis "Time Bandits"

23.07.2024 von SWYRL/Eric Leimann

43 Jahre nach dem Kinofilm "Time Bandits" von Monty-Python-Mitglied Terry Gilliam kommt die gleichnamige Serie von Taika Waititi zu Apple TV+. Ab 24. Juli darf dort ein elfjähriger Nerd mit einer Diebesbande um Lisa Kudrow Zeitportale öffnen - und obskure Abenteuer erleben.

Terry Gilliam, mittlerweile 83 Jahre alt, war nicht nur der Amerikaner in der sehr britischen Comedytruppe Monty Pythons, sondern auch jenes Mitglied der einflussreichen Künstlergruppe, das am größten dachte. Vor allem in seinen Filmen "Time Bandits" (1981), "Brazil" (1985) und "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" (1989), die als "Imagination"-Trilogie in die Filmgeschichte eingingen. In teuren, ja aberwitzigen Szenenbildern durften darin ein kindlicher ("Time Bandits"), ein erwachsener ("Brazil") sowie ein betagter Träumer (Münchhausen) ihren Fantasien freien Lauf lassen und hanebüchene, humordurchsetzte Abenteuer erleben.

Alles andere als billig war das in der Umsetzung. Die Filmstudios wurden in jener Zeit immer zögerlicher, wenn es um die Finanzierung neuer Projekte von Gilliam ging. Und wirklich konnte er später kaum noch Projekte realisieren. Das Träumer-skeptische Problem scheint sich bis in die Gegenwart zu ziehen, denn auch die zehnteilige "Time Bandits"-Serie (Start: Mittwoch, 24.7. mit einer Doppelfolge bei Apple TV+, danach eine Folge im Wochenrhythmus) ließ sich viel Zeit. Angekündigt wurde das Projekt durch den finanziell gut aufgestellten Streamingdienst nämlich schon vor sechs Jahren.

Nun aber ist es so weit und Gilliam, der am Projekt beteiligt ist, darf sich über ein kreatives Update seines 43 Jahre alten Stoffes durch den neuseeländischen Wunderknaben Taika Waititi (Drehbuch-Oscar für "Jojo Rabbit") freuen. Die Handlung ist in etwa die gleiche geblieben: Der elfjährige Nerd Kevin (Kal-El Tuck) hat keine Freunde und wird selbst von seinen Eltern und der kleinen Schwester nur mit Augenrollen ertragen, weil er sich ausschließlich für Geschichte interessiert. Aufforderungen seiner etwas stumpfen Erzeuger, doch endlich ein bisschen mehr am Handy rumzuhängen, verhallen ungehört in Kevins Kinderzimmer voller Bücher, Geschichtsrelikte und Fantasy-Figuren.

Als es eines Nachts im Kleiderschrank rumpelt steht plötzlich ein altnorwegisch sprechender Ritter vor Kevin. Der Schrank, ja das ganze Zimmer, entpuppen sich als Zeitportal, durch das bald auch eine Diebesbande um Anführerin Penelope ("Friends"-Star Lisa Kudrow) eindringt. Die Time Bandits nehmen Kevin mit auf ihre Reise - und die führt schon in Folge eins unter anderem ins Trojanische Pferd.

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Eine Serie für Kinder, aber nicht nur

Geschichte aus neuen Blickwinkeln zu erzählen, dafür waren Monty Python seit ihren Filmen "Ritter der Kokosnuss" und natürlich "Das Leben des Brian" bekannt. In Gilliams altem "Time Bandits"-Film konnte man unter anderem Sean Connery als Agamemnon, Ian Holm als Napoleon und John Cleese als Robin Hood erleben. Die große Star-Parade fehlt zwar im launigen Zehnteiler, der durchaus für Kinder geeignet ist, doch den verrückten Reisezielen und einem durchaus auch erwachsen doppelbödig lesbaren Humor der Vorlage wird Waititis Update gerecht.

Der "Thor"-Regisseur und Showrunner, der gerade an einem neuen "Star Wars"-Film arbeitet, führte Regie bei den Folgen eins und zwei. Wem das Ganze schon vor 43 Jahren zu albern war, der wird auch mit der Serie wenig anfangen können. Wer hingegen auf altmodische Abenteuerstoffe steht, die auch mal - deutlich - über die Stränge schlagen, wird hier mit zehnmal etwa 45 Minuten umfassend bedient. 120 Filmsets in 100 Drehtagen soll Waititi, der in der Serie zudem "die höhere Macht" spielt, Apple in Rechnung gestellt haben. Eine gewisse künstlerisch kompromisslose Verbindung scheint es also zu geben zwischen den Filmschaffenden Terry Gilliam und Taika Waititi.

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