19.11.2024 von SWYRL/Hans Czerny
Den einen galt er als Verbrecher, den anderen als Volksheld, welcher der britischen Kolonialmacht widerstand. Inzwischen wird Ned Kelly in Australien als Nationalheld gefeiert. Im Psychodram "Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang" zeigt der australische Regisseur Justin Kurzel den Werdegang des Aufrührers aus dessen eigener Perspektive.
Der australische Regisseur Justin Kurzel ("Macbeth") zeigt den Werdegang des australischen Aufrührers Ned Kelly, der als Kind katholisch-irischer Gefangener nach Australien kam, in seinem Film "Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang" (2020, deutsche Erstausstrahlung) aus dessen eigener Perspektive. Als der vom Vater verstoßene Ned die geliebte Mutter verliert, die ins Gefängnis kommt, beschließt er nach mehreren Übergriffen und Tötungsdelikten, eine Bande zu gründen - für ihn gar eine "Armee", die den Staat und dessen Polizeigewalt herausfordern will.
Kurzel zeigt die Armut der australischen Unterschicht des 19. Jahrhunderts in rauer Umgebung. Neds Verfehlungen sind weniger eine konventionelle Biografie oder Helden-Denkmal, als ein Psychodram, das im Showdown mit der Polizeigewalt in einem psychedelischen Thriller endet. Aus persönlicher Perspektive wird die Kindheit in Armut und Gewalt veranschaulicht, die Ned Kellys hybride Entscheidungen zeitigt.
Kritiker lobten den Film als "episches Meisterwerk" und feierten den Briten George MacKay in der Hauptrolle ebenso wie Russell Crowe als dessen Vorbild. Die traumatischen Halluzinationen zeigten den Outlaw in seiner Abkehr von der Gesellschaft als einen "Punkrock-Dichter mit ödipalem Komplex".
Um 0.50 Uhr sendet der BR den Spielfilm "Gesetzlos - Die Geschichte des Ned Kelly" mit Heath Ledger (Regie: Gregor Jordan, 2003). Nach einem Roman von Robert Drewe wird hier Kelly sehr frei in düsteren Farben als australischer Robin Hood gefeiert, der nach Raubüberfällen das Geld an die Armen verteilt.