02.02.2023 von SWYRL/Hans Czerny
Im Moor wird die Leiche einer jungen Frau gefunden - grausam zugerichtet. Und in der Innenstadt von Norden im nordwestlichsten Winkel Deutschlands werden zwei Babys, Zwillinge, entführt. Im siebten Ostfrieslandkrimi des ZDF gilt es, einen Zusammenhang zu finden.
Es ist mit seiner übernatürlich begabten Kommissarin Ann Kathrin Klaasen einer der umstrittensten Krimis im deutschen Fernsehen. Manch einem schlafen die Füße ein, die Geschichten nach den Romanen des Autors Klaus-Peter Wolf wirken arg gesucht. Aber andere loben die Tiefe. Was soll's, solange die Quote stimmt - siebeneinhalb Millionen und 22 Prozent machen diese Krimis in Deutschland allemal, besonders in und nach Coronazeiten. - Für die Ostfrieslandkrimis wurde im siebten Fall mit Picco von Groote bereits wieder eine neue Hauptdarstellerin als Kommissarin gefunden, die nun nach Christiane Paul und Julia Jentsch an der Küste west. Die Rollen der Vorgängerinnen hat sie gut studiert. "Ich kann immer noch neue Facetten entdecken", so sagt sie im Interview zum neuen Friesland-Film "Ostfriesenmoor" reichlich unverdrossen. Eigentlich geht ja so was nicht: eine Person wie ein Staffelholz einfach übergeben.
Aber Vertrag ist Vertrag, sagt sich da wohl das ZDF eingedenk seiner Pilcher und Co.-Erfolge und lässt an der Küste weiter schier Unmögliches geschehen. Diesmal wird eine Frauenleiche von Tauchern aus dem Moor gezogen. Ein Rabe hat an der bleichen Hand gepickt und ein Naturfotograf hat's gesehen. Die Leiche hat einen tiefen Schnitt am Hals und war erst 16 Jahre alt, so sagt die Pathologin.
Wie es der Zufall will, werden zum selben Zeitpunkt im Städtchen Norden zwei drollige Babys, Zwillinge, entführt. Lucy, das Kindermädchen (Liselotte Krieger), hat nicht aufgepasst und ist mit einem Zufallsfreund zum Eisstand gelaufen. Als es später zu einem Erpresser-Ultimatum kommt, geraten die beiden unter höchsten Verdacht.
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Der Kommissar als Bösewicht
Schlimmer ist da nur der Doktor Ollenhauer dran, der mit seinen Segeltörns behinderte Jugendliche pflegen will und dabei in Verdacht gerät, gleich zwei junge Frauen getötet zu haben. Harald Krassnitzer, sonst der seriöse Kommissar Eisner im "Tatort" des ORF, hat sich da was zugetraut. Wollte er endlich auch mal den Bösen spielen? Zwar wiegelt er in der Rolle alle Verdachtsmomente lässig ab, aber wie er das macht, das ist ein wenig zu viel des Guten.
Leider hat der Ostfrieslandkrimi viel von seiner schrulligen Bodenständigkeit verloren. Dafür verstehen sich Ann-Kathrin, die Kommissarin, und ihr treuer Kollege Frank (Christian Erdmann) derart prächtig, dass sie gleichzeitig jeder um die Hand des anderen bitten. Frank hat sogar die Eheringe bereits geordert, wie er auf dem Display seines Handys beweist. Das ist dreister Tobak - und wird nur noch vom Teamkollegen Rupert (Barnaby Metschurat) übertroffen, der die Assistentin in der Pathologie verbal derart ausdauernd angeht, als wäre er ein bissiger Hund. Der Grund für dieses Gebaren löst sich später auf - zu spät, wie wir meinen.
Am Ende wird alles Friede, Freude, Eierkuchen. Auch die knuffigen Zwillinge sind wieder zur Stelle, und die Quote stimmt ganz gewiss auch wieder. Sogar der Himmel über dem ostfriesischen Strand hüllt sich da in behagliches Blau. Mal sehen, wie die neue Kommissarin die nächsten beiden Folgen übersteht.