17.09.2023 von SWYRL/Jürgen Winzer
Sogar ein Liebesgeständnis von Laura Wontorra im Staffelfinale von "Grill den Henssler" brachte den Gastgeber nicht so recht in die Puschen. Steffen Henssler wirkte ausgelaugt und abgekämpft. Erst Jan Köppen und ein Küchenutensil machten den Müden munter.
"Du bist die beste Sommerromanze, die ich je hatte." Wenn einem Laura Wontorra, und dann auch noch im Minirock, so ein Geständnis macht, sollte das Antrieb genug sein. Aber Steffen Henssler, der dergestalt Geliebhudelte, brauchte ein bisschen, um in Fahrt zu kommen. Im Finale der Sommerstaffel von "Grill den Henssler" (VOX) war deutlich zu spüren: Die bislang sechs Shows hatten Kräfte geraubt, der Maître wirkte müde, ein wenig dünnhäutig. Während des Desserts, dem letzten Gang vor der Pause, seufzte er auch hörbar: "Ich brauch' Urlaub."
Vorher aber musste sich der Koch-Champion noch mal richtig strecken. Denn die Promis waren nicht bereit, einfach so abzuschenken. Die Debütanten Jan Köppen und Sven Martinek überraschten mit außergewöhnlichen Speisen-Herausforderungen, Comedienne Tahnee wollte sich für das bei ihrem ersten Besuch erlittene "Dessert-Desaster" rehabilitieren. Als Koch-Coach nahm mit Ralf Zacherl ein routinierter Gegner Platz, der Henssler im Koch-Coach-Special letzte Woche gemeinsam mit Ali Güngörmüs und Lucki Maurer bezwang. "Der schon wieder", murmelte Henssler.
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Bei Sven Martinek geht einiges schief
Der Gastgeber mochte ein wenig müde wirken, am Grill war es weder er noch die Konkurrenz. Der Impro-Gang brachte mit 25:25 gleich ein Remis auf hohem Niveau. Die Witze erreichten dieses noch nicht. Nachdem die Zutaten von Jenny Manitz, der Salzfee von Staßfurt, kredenzt wurden, fragte Henssler seine Moderatorin, ob diese vielleicht auch mal so einen Titel hatte. Wontorra: "Salzfee? Nee. Ich war vielleicht mal Queen im Dosenstechen." Für Jan Köppen, der sich gerne als Wortspieler zeigt, machte Wontorra eine würdige Wortwitzvorlage: "Steak it easy!" Da war schon noch Luft nach oben.
Auch grilltechnisch, als es zur Vorspeise (Gegrilltes Heilbutt-Steak mit Muscheln und Fenchel) ging. Jedenfalls wirkte das so, weil Sven Martinek am Grill weniger perfekt getunt war wie in der Familienplanung. Der Schauspieler ("Der Clown") hat sieben Kinder von sechs Frauen. Das nötigte sogar Juror Reiner Calmund Respekt ab - der selbst fünf leibliche und ein Adoptivkind hat. Jedenfalls war Martinek am Grill nervös ("Ich hab' Angst!") und fahrig, hier zerkokelte das Brot, dort brannte der Fisch. Kochcoach Zacherl schlug entsetzt die Hände überm Kopf zusammen. Die Niederlage schien programmiert.
Auf letzter Rille: Steffen Henssler ist sogar zum Motzen zu müde
Aber erstens kommt es anders und zweitens als Henssler denkt. Zwar kassierte der Gastgeber von Calmund die Zehn, aber Martineks Gericht hielt, dunkler Fisch hin wie her, mit. Christian Rach strafte dann Hensslers Teller wegen eines "Kardinalfehlers" (Sauerrahm zu Muscheln!) stärker ab, als Martineks "furztrockenes" Brot - und plötzlich hatte Martinek zu aller Verblüffung (inklusive der eigenen) 26:25 gewonnen. Henssler war sogar zum Motzen zu müde.
Henssler konzentrierte sich und fuhr zwei Küchencompetitions ein. Machte sechs Punkte durch Kajakpaddeln und ein Getränk am Trinkgalgenrucksack schlürfen. Dabei hatte Zacherl seinem Promiteam noch die Taktik vorgegeben: "Wenn wir die Spiele gewinnen, ist alles möglich. Dann wird's schwer für Steffen." Aber der Wunsch blieb Vater des Gedankens.
Christian Rach kommt ein Ei abhanden
Bei Tahnee mag sich seit ihrer GdH-Premiere im Oktober 2022 vieles verändert haben (zum Beispiel heiratete sie DSDS-Vocal-Coach Juliette Schoppmann), eines aber nicht: Sie kann nicht Multitasking. Immer wenn sich Wontorra zum Smalltalk anpirschte, geriet die Comedienne aus dem Häuschen, wurde hektisch und hörte mit dem Grillen auf.
Sie wollte Henssler mit "Roastbeef mit einer Tartar-Seite und lauwarmem Paprika-Zwiebel-Salat" foppen. Weil sie aber durch die völlig aufgedrehte Plauderei mit Wontorra ("Das Mäuschen ist wie ein Duracel-Häschen!") unglaublich viel Zeit vergeudete, was Zacherl ziemlich zagen ließ, war Tahnee dann zu spät dran, um allen Juroren das vorgesehene Wachtelei auf den Teller zu packen. "Ausgerechnet beim Rach" fehlte es dann. Tahnee bekam nasse Augen, Zacherl rollte mit denselben und Wontorra schluchzte fast vor schlechtem Gewissen.
Diesmal gab es durch die Jury kein Happy End. Rach bemerkte zwar gar nicht, dass ihm ein Ei abhanden gekommen war, er fand Tahnees Teller aber trotzdem schwach. Die Jury war sich einig, dass Henssler ziemlich aufgezaubert hatte und attestierte ihm einen 26:21-Hauptspeisensieg.
Eindeutig Zweideutiges am Mixer
Dass es kein langweiliges Auslaufen wurde, lag an Jan Köppen. Erst holte der Dschungelcamp-Moderator drei Punkte in der letzten Küchencompetition und nervte Henssler: "Schei..., jetzt muss ich mich doch noch mal anstrengen." Dann überraschte er alle mit seinem Dessert "Gegrillter Apfel mit Handkäs, Karamellzwiebeln und Smoothie von grüner Soße". Henssler war plötzlich wach: "Jesus Christ! What. The. Fuck.", stöhnte er, "das ist kein einfaches Dessert." Das bestätigte Wontorra: "Vor allem, wenn du einen Smoothie ohne elektrischen Mixer machen musst." Henssler erinnerte sich an den Vorwochen-Stress mit dem "abgef..ckten Wi...mixer" und grantelte: "Stimmt, der geht mir jetzt schon auf den Sack."
Ausgerechnet dem Mixgerät war es dann zu verdanken, dass Henssler doch noch mal richtig wach wurde. Das Gerät muss per Seilzug in Schwung gebracht werden - man muss also an seiner Schnur rumspielen. Wenn man das tut, indem man das Gerät in Bauchhöhe in Vorhalte bringt, dann sieht das rein bewegungstechnisch ziemlich zweideutig aus. Wenn man, wie Köppen, dann noch lustvoll dazu stöhnt, kann man schon, so wie Wontorra, Kopfkino kriegen: "Ich habe ganz schlimme Gedanken." Henssler grinste: "Keine Angst, kurz vor Schluss werd ich auch schneller."
Henssler siegt zum Staffelfinale klar
Nach den Zweideutigkeiten wurde es wieder eindeutig. Begleitet von einer kleinen Stichelei von Rach Richtung Calli ("Da muss man schon mal schmecken lernen, Herr Calmund") wurde der "spannende Gang" (Rach) zur klaren Angelegenheit. Henssler gewann 22:17, was den 104:92-Gesamtsieg festigte. Damit hat Henssler fünf von sieben Sommershows gewonnen. "Das war deine Staffel", lobte auch "Sommerromanze" Wontorra. Und dann durfte Henssler endlich in Urlaub.