"Was verdient Deutschland? Das große Gehaltsranking"

25 Berufstätige verraten in RTL-Doku ihr Gehalt - Ballermann-Star toppt sogar den OB

19.07.2024 von SWYRL

Was verdient eine Gesamtschullehrerin, die Kinderintensivschwester und der Paketzusteller bei DHL? Im "großen Gehaltsranking" von RTL packen sie und weitere Berufstätige die Lohnzettel aus. Überraschend: Unterbezahlt fühlen sich nach eigenen Angaben nur die wenigsten.

Ballermann-Sänger müsste man sein. Zumindest dann, wenn man so viel Freude an diesem sehr speziellen Berufsbild hat wie Jürgen Milski. Der Kölner "Big Brother"-Veteran und Schlager-Star ist im ersten Teil der RTL-Einkommensoffenbarung "Was verdient Deutschland? Das große Gehaltsranking" der eine Prominente, der offenbar nicht fehlen darf. Und er ist zur Hälfte der zweiteiligen Reportage der Spitzenreiter. Insgesamt 25 Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen verraten in Teil eins vor der Kamera, was brutto (und teilweise auch netto) im Monat bei ihnen herumkommt.

Jürgen Milski kennt beide Enden der Gehaltsleiter. Früher war er Konstruktionsmechaniker beim Automobilhersteller. "Ich habe damals bei Ford im Monat 3000 D-Mark verdient", eröffnet er RTL-Reporter Stefan Uhl. "Natürlich konnte man damit keine großen Sprünge machen, aber ich war zufrieden und glücklich."

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Milski verrät Ballermann-Gage nicht: "Ich möchte unter Kollegen keine Unruhe reinbringen"

Dann kam "Big Brother" und der große Reality-Hype um ihn und Container-Kumpel Zlatko. "Wir waren in dieser Zeit die berühmtesten Menschen in Deutschland, Österreich, Schweiz", erinnert er sich. "Ich konnte mit meiner Tochter nicht auf einen Spielplatz gehen, weil immer Menschenmassen um uns waren. Das war damals die unglücklichste Zeit meines Lebens." Angebote für Fernsehshows und Plattenverträge gab es zuhauf. "Ich hätte nur unterschreiben müssen und wäre mit einem Schlag D-Mark-Millionär gewesen. Ich habe damals kein Geld gehabt, aber mein glückliches Leben war mir mehr wert als dieses Geld."

Der Öffentlichkeit den Rücken gekehrt, wie er damals dramatisch ankündigte, hat er dann doch nicht. Heute lebt Milski von seiner Musik und von Teilnahmen an TV-Shows wie dem Dschungelcamp. Bei "Promi Big Brother" sei ihm zuletzt ein "sechsstelliger Betrag" in Aussicht gestellt worden. "Wenn mir so eine Summe geboten wird, denke ich: Wie lange hätte ich damals, als ich bei Ford war, dafür arbeiten müssen?"

Reporter Uhl fliegt für das Interview extra nach Mallorca. Seine Gage für einen Ballermann-Auftritt verrät Milski ihm trotzdem nicht: "Ich möchte unter Kollegen keine Unruhe reinbringen." Sein durchschnittliches Monats-Einkommen in den letzten zehn Jahren hat er hingegen ausgerechnet: 23.500 Euro. "Ich freue mich darüber, dass ich das geschafft habe, so viel Geld verdienen zu dürfen."

Bei der Bundespolizei ist brutto fast gleich netto

Eine Summe, die nicht zu neiden und nur schwer zu toppen ist. Schon gar nicht dann, wenn man am Berliner Flughafen beschäftigt ist. Hier treiben Uhl und Reporter-Kollege Steffen Hallaschka eine ganze Menge Mitarbeiter auf, die ihre Gehälter offenlegen. Die Ramp-Agentin, zuständig für die Koordination von Abfertigung, Betankung und Beladung der Maschinen, legt mit 3.110 Euro brutto vor und kann sich auch wegen der geringen Abzüge (netto bleiben rund 2500 Euro) "überhaupt nicht beklagen".

Der Pushbackfahrer, der die Flieger auf die Rollbahn schiebt, hat 3.900 Euro und strahlende Augen ("Ich bin sehr glücklich"). Etwas weniger verdient der Gepäck-Loader, 3.200 Euro, aber auch von ihm hört man keine Klagen. Die Fluggerätemechanikerin bei der Lufthansa spürt eine "riesige Verantwortung" und findet 5.680 Euro inklusive Schichtzulagen "ein relativ gutes Gehalt".

Kritischer äußert sich der junge Bundespolizei-Beamte, der das Airport-Areal sichert: "Wir verdienen brutto rund 3.350 Euro im Monat." Aber: "Unser Netto-Gehalt ist ungefähr gleich dem Brutto aufgrund des Beamtenstatus, netto sind wir bei 3200 im Monat." Damit ist er zufrieden, gerade so. "Aufgrund der Verantwortung, die wir hier tragen tagtäglich, dürfte es meines Erachtens nicht weniger sein. Wir sind hier an einem gefährdeten Ort, im Worst-Case-Szenario sind wir die, die ihren Kopf hinhalten müssen."

Amazon zahlt nicht nach Tarif, verschenkt aber Aktien-Pakete

Wenige Abgaben als Beamtin hat auch die Gesamtschullehrerin. 5.100 Euro brutto sind es bei "mehr als 44 Stunden pro Woche". Überstunden werden nicht bezahlt. Korrekturen kann sie sich aber frei einteilen, "von daher ist es, was die Familienfreundlichkeit angeht, ein super Job".

Schlechte Presse hat wegen seiner Mitarbeiter-Politik nicht selten der Online-Riese Amazon. Tariflöhne werde man auch künftig nicht zahlen, sagt vor der RTL-Kamera der Pressesprecher, "weil wir da eine eigene Philosophie haben". Die sieht überraschend gute Gehälter vor - zumindest für jene drei, die sie am Standort Kaiserslautern offenlegen.

6.420 Euro streicht die Abteilungsleiterin Logistik im Monat ein. 5.580 Euro bekommt der Schichtleiter Technik ("Jede kleine Fehlentscheidung kann eine katastrophale Folge haben"). Bei guter "Performance" kommen am Jahresende Aktienpakete als Belohnung hinzu. Schlusslicht ist der Versand-Vorarbeiter mit 3.600 Euro. Als er das Gehalt der Kollegen erfährt, fühlt er sich "motiviert". Das wird Jeff Bezos gerne hören.

Im Einzelhandel ist wenig zu holen - außer Erschöpfung

Der DHL-Bote, der die ganzen Amazon-Pakete ausfährt, kann von solchen Gehaltsklassen nur träumen. 2.995 Euro bekommt er als Paketzusteller, als Tierarzthelfer verdiente der junge Mann zuvor nur 1.600 Euro. Das erklärt seine Zufriedenheit. Es ist eben alles eine Frage der Relationen.

Gut wird beim Discounter Penny verdient. Eine Kassenkraft wurde leider nicht gefragt. Aber die frisch zur Marktleiterin beförderte junge Frau aus einer Filiale in Bergheim nennt stolz 4.900 Euro mit allen Zulagen. Der duale Student und angehende Bezirksleiter, der kommt, um ihre Regale zu checken, verdient derzeit knapp 2.000 Euro brutto, was kein schlechter Studi-Verdienst ist. Er klärt nüchtern auf: "Nach dem Studium ist das Einstiegsgehalt für einen Bezirksleiter roundabout 6.500 Euro im Monat, und das geht dann über die Jahre hoch, bis wir in einem sechsstelligen Jahresbereich landen." Das sind sonnige Aussichten.

Ob er auch abends, "manchmal auch schon am Mittag", so "kaputt" ist wie die Einzelhandelskauffrau bei H&M in Hamburg? 2.711 Euro bekommt sie brutto für 37,5 Stunden, Weihnachts- und Urlaubsgeld schon eingerechnet. Noch weniger verdient im (vorläufigen) RTL-Ranking nur der Vorarbeiter einer Gebäudereinigung: 2.240 Euro. Fürs Nötigste reicht's mit Partnerin Bianca, die 800 Euro als Reinigungskraft in Teilzeit beisteuert. Aber Spielsachen-Wünsche oder Zoo-Ausflüge muss das Paar seinen Kindern oft verwehren.

3.900 Euro für die Kinderintensivschwester: "Hier geht's um Leben und Tod"

Beide liegen jedenfalls deutlich unter dem deutschen Durchschnittsgehalt, das derzeit 4.323 Euro beträgt. Auch klar unter dem aussagekräftigeren Median, also dem rechnerischen Einkommen, bei dem 50 Prozent der Deutschen darüberliegen und 50 Prozent darunter. Der Wert beträgt derzeit 3.863 Euro und trifft sich damit fast exakt mit dem Gehalt einer Kinderintensivschwester an der Berliner Charité. "Es ist knapp", sagt die junge Frau. "Das ist zu wenig", sagt eine Mutter, deren Kind auf der Intensivstation behandelt wird: "Hier geht's um Leben und Tod."

Stichwort Leben und Tod: Als Brandmeister bei der Berufsfeuerwehr Leverkusen verdient man 3.366,94 Euro brutto im Monat. Der Brandoberinspektor bekommt bereits 4.459,72 Euro - bei nur rund 900 Euro an Abgaben. Trotzdem findet er: "Wenn man bedenkt, was passieren kann im Einsatz, könnte gern noch ein bisschen was draufkommen."

Essener OB ist "Spitzenverdiener", aber fühlt sich "nicht reich"

Der Notfallsanitäter seiner Wache hat ein Monatseinkommen von 4.222,51 Euro und damit weniger als ein Operationstechnischer Assistent (4.873 Euro), geschweige denn ein Assistenzarzt (6.900 Euro) an der Charité. Ein Heilerziehungspfleger der Caritas findet seine 3.795 Euro "angemessen". Der Sportsoldat und zweifache Gold-Olympionike Tom Liebscher-Lucz gibt zu: "Kanufahren klingt nicht wie ein Beruf." Ist aber einer: Zu seinen 4.178 Euro monatlich tragen auch private Sponsoren bei. Aber: "Wenn ich keine Leistung liefere, bin ich raus."

Zuletzt befragt das RTL-Team Thomas Kufen (CDU), Oberbürgermeister der Stadt Essen. Der nennt sein Amt eine "große Belastung und Zumutung für die eigene Familie, für meinen Mann". Seine 17.550 Euro bewertet er eigenwillig: "Ich weiß, dass ich zu den Spitzenverdienern in Deutschland gehöre, ich bin aber nicht reich." Und außerdem auch "nur" zweiter im RTL-Ranking. An Jürgen Milski ist in Teil eins von "Was verdient Deutschland? Das große Gehaltsranking" kein Vorbeikommen. In einer Woche folgt der zweite Teil.

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