11.07.2025 von SWYRL
Markus Lanz und Richard David Precht haben sich in ihrem Podcast "Lanz & Precht" darüber ausgetauscht, ob Jens Spahn im Zuge der Masken-Affäre zurücktreten sollte. Dabei begann der Philosoph plötzlich eine Imitation von Franz Beckenbauer - sehr zum Amüsement des ZDF-Moderators.
Die Masken-Affäre rund um den ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist weiter in aller Munde. In der neusten Folge des Podcasts "Lanz & Precht" werfen Markus Lanz und Richard David Precht daher die Frage auf: Sollte Jens Spahn aus der Politik zurücktreten?
Laut des kürzlich veröffentlichten Sudhof-Berichts soll Jens Spahn als Gesundheitsminister während der Corona-Pandemie Milliarden von Euros infolge eines überteuerten Masken-Deals verbrannt haben. Nach Meinung von Richard David Precht spiele die Summe bei der Überlegung, ob der heutige CDU-Fraktionsvorsitzende zurücktreten sollte, aber womöglich gar keine so große Rolle.
"Wenn man sich anguckt, weswegen Politiker zurückgetreten sind - das ist ja eine irrsinnig lange Liste, wie viele dutzende Politiker in Deutschland schon zurückgetreten sind -, dann ist es im Regelfall so, dass man ihnen vorwirft, dass sie eine persönliche Vorteilsnahme aus etwas gehabt haben", so der Philosoph im Podcast. Das ließe sich im Fall von Jens Spahn aktuell nicht belegen. Precht glaubt: "Deswegen wird ihn niemand zwingen können, zurückzutreten."
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Precht über Spahn: "Man kann auch juristisch unschuldig sein und einen riesigen Bockmist gemacht haben"
Richard David Precht und Markus Lanz zählen im Gespräch etliche Beispiele von zurückgetretenen Politikern und den entsprechenden Auslösern auf: Günther Krause und die Putzfrauen-Affäre, Jürgen Möllemann und die Briefbogen-Affäre, Lothar Späth und die Traumschiff-Affäre, Max Streibl und die Amigo-Affäre sowie Christian Wulff und die Bobby-Car-Affäre. Dabei stellt das Podcast-Duo fest: Der entstandene Schaden bezifferte sich in diesen Fällen normalerweise auf wenige Tausend Euro. Bei Jens Spahn hingegen gehe es laut dem ZDF-Moderator um einen potenziellen Schaden von über drei Milliarden Euro.
Gerade der Fall Christian Wulff, der letztendlich freigesprochen wurde und laut Lanz und Precht völlig zu Unrecht eine Hetzjagd durchleiden musste, könnte die "Hürde für Rücktritte" ein ganzes Stück höher gelegt haben, mutmaßt Precht. Er führt aus: "Vielleicht kommt man heute mit sehr viel mehr durch als in früheren Zeiten - solange man sich nicht so platt benimmt wie Krause oder Möllemann."
Für Markus Lanz, der den kompletten Sudhof-Bericht ungeschwärzt gelesen habe, zeige gerade das Beispiel Wulff, dass Jens Spahn als unschuldig gelten müsse, solange nichts Gegenteiliges bewiesen sei. Precht stimmt zwar zu, merkt aber an: "Man kann auch juristisch unschuldig sein und einen riesigen Bockmist gemacht haben." Er vermisse ein Schuldeingeständnis von Jens Spahn: "Das wäre vielleicht das, was man hätte hören wollen."
"Doof ist das schon"
Als es um den hohen Schaden der Masken-Affäre und auch die moralische Dimension geht, wirft Precht plötzlich Franz Beckenbauer ein. Denn auch der hätte seiner Meinung nach zu dem, was er getan hat, stehen sollen. "Beckenbauer hat uns das Sommermärchen 2006 für einen Betrag von unter sieben Millionen gekauft", findet der Philosoph, dass das ja sogar ein richtig gutes Geschäft gewesen sei. Da prustet Markus Lanz los. Während sich der ZDF-Moderator vor Lachen kaum halten kann, ergänzt Precht noch: "Wir wissen, dass alle Fußball-Weltmeisterschaften spätestens seit 1994 oder 1998 gekauft sind. Aber keine so günstig."
Sehr zum Amüsement von Lanz startet Precht dann auch noch eine Imitation der deutschen Fußball-Legende: "Was wollt ihr? Was glaubt ihr denn, wer die FIFA ist? Ein Wohltätigkeitsverein? So läuft Business, ja? Wir haben die günstiger gekriegt als jeder anderer, ja?" Wenn Beckenbauer das gesagt hätte, "dann hätte es natürlich einen Aufschrei gegeben, dann hätte er sich auch strafbar gemacht, wäre er aber niemals in den Knast gegangen dafür und jeder hätte gesagt: 'Der Franz, der hat Eier'", so Precht.
Letztendlich ist Precht überzeugt, dass die Masken-Affäre keine großen Folgen für Jens Spahn haben wird. Er fasst zusammen: "Wenn man sich die Logik anguckt, wann muss jemand zurücktreten, wann muss jemand nicht zurücktreten: Dann, wenn er sich juristisch etwas zuschulden hat kommen lassen, egal, wie groß der dadurch entstandene Schaden für die Allgemeinheit ist. Der spielt gar keine Rolle." Und weiter: "Es ist natürlich komisch, dass jemand zurücktreten muss, der ein paar Tausend Euro Schaden angerichtet hat, und jemand, der Milliarden Schaden angerichtet hat, nicht. Aus den Gründen, die wir gerade analysiert haben, verständlich - aber doof ist das schon."