"Wilsberg - Vaterfreuden" - Sa. 06.07. - ZDF: 20.15 Uhr

An Verhütung hat Ekki Talkötter nie gedacht

04.07.2024 von SWYRL/Wilfried Geldner

Wiederholung der bis dato quotenstärksten Folge der Reihe: Ekkis Exfreundin Silke behauptet, er sei der Vater ihrer sechsjährigen Tochter, und verlangt die fälligen Alimente. Dann wird Ekki auch noch scheinbar grundlos bei der Beförderung übergangen. Wilsberg kommt beides seltsam vor und forscht nach.

"Vaterfreuden", der 68. "Wilsberg"-Film, schlägt an komischen Elementen wohl alles andere, was in den vorausgegangenen 67 Fällen geschah. Was bei einer Kriminalkomödienreihe schon etwas heißen will. Es geht, jedenfalls auf der Dialogspur, wild und witzig zu. Bei der Erstausstrahlung im April 2020 lockte der 90-Minüter 8,79 Millionen Menschen vor die Bildschirme - bis heute ungeschlagener Quotenrekord innerhalb der Reihe, von der bisher 82 Filme ausgestrahlt wurden. Das ZDF wiederholt "Vaterfreuden" am jetzt zur Primetime.

Während also in diesem vor Komik sprühenden Streifen manche Dauerrolle derart verfremdet wird, dass man sie kaum wiedererkennt, ruht immerhin Wilsberg (Leonard Lansink), die Spürnase, einmal mehr in sich. Dass Ekki (Oliver Korittke), der Freund und Finanzbeamte, schon vor sechs Jahren Vater geworden sein soll, mag er partout nicht glauben. Dazu erscheint ihm der Auftritt von Ekkis Ex Silke Sestendrup (Nadja Becker), die nun rückwirkend Alimente kassieren will, dann doch zu kühn. Dass aber ausgerechnet Wilsbergs Patentochter Alex (Ina Paule Klink) diese Silke familienrechtlich vertritt, schlägt dem Fass den Boden aus.

Wo bleibt der Krimi, wird da manch einer fragen. Nun ja, er kommt noch, zumindest ein bisschen. Aber erst einmal wird dem Affen Zucker gegeben, wird mehr Klamotte als Kriminalkomödie gemacht. Wie Ekki sein spätes Vaterschicksal ereilt, wie er erst erschrickt und dann immer mehr hineinwächst in die neue, ungewohnte Rolle, mit geschwollener Brust, das ist für sich genommen allerdings schon eine wunderbare Story, die Oliver Korittke wie auf den Leib gegossen scheint.

Ein Sahnehäubchen setzt der Drehbuchautor Markus Altmeyer aber noch obendrauf: Ekki wurde nämlich von seinem Chef versprochen, so sieht er es jedenfalls, zum stellvertretenden Abteilungsleiter befördert zu werden. Doch dann wird ihm der Job von einer fragwürdigen Neuen weggeschnappt. "Die Frauenquote", erklärt ihm der Chef auf dem Abteilungspissoir, und appelliert an Ekkis männliche Vorbildfunktion.

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Mit dem halben weiblichen Münster verbandelt

Der jedoch muss nun nicht nur das im Hochgefühl erworbene neue Elektroauto wieder verkaufen. Er sucht auch nach Beweisen, dass sich die Konkurrentin mit dem Einskommanull-Zeugnis und dem IQ von 148 "hochgeschlafen" hat. Wer sonst als Wilsberg könnte das stalkend beweisen? Der Antiquar schlägt denn auch ein, nicht ahnend, auf welche abenteuerliche Achterbahn er sich da begibt. Rechtsanwaltsgattinnen und virulente Feministinnen trifft er auf seinem Weg. Teils will er sie schützen, teils reißt er ihnen mit seinem sanften Doggenblick die Maske vom Gesicht. Dabei kann er nur staunen über Ekkis gefährliche Vergangenheit, was mitunter Vorwürfe wie "zu blöd, um zu verhüten!" zeitigt.

Mit dem halben weiblichen Münster scheint Ekki verbandelt gewesen zu sein. Da ist Rache süß, da wird die Untat eines Frauentrios verständlich, das ihn auf dem Dachgarten eines mit dauerhaftem Erfolg Alimente verhindernden Anwalts an einen Pfosten fesselt. Es sind viele Geschichten, Schelmenstücke, die der 68. "Wilsberg" erzählt. Von Overbeck (Roland Jankowsky) wäre noch zu berichten, der sich hier als spekulativer Feminist in den Vordergrund spielt, weil er ja Gleichstellungsbeauftragter werden will. Und vor allem von Merle, der Rollstuhl fahrenden Studentin (Janina Fautz), die Wilsberg mit "Alter Mann" tituliert, aber eben auch spielend die Festplatten Verdächtiger für ihn hackt.

Das alles ist eine fantastische Münchhausiade, mit zunehmender Dauer allerdings immer mehr in neue stoffliche Seitensprünge und mancherlei Dialogwitze verliebt. Wer wollte da über den letztlich dürren Plot noch klagen? Oder sich über die mitunter überzeichnenden Darstellerinnen und Darsteller beschweren, wenn doch das Drehbuch schon alles gibt? Schwamm drüber, gestehen wir lieber, einmal mehr unseren Spaß mit Lansink und Co. gehabt zu haben.

Wann wieder einmal eine brandneue "Wilsberg"-Episode zu sehen sein wird - die letzte gab es im Mai -, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass bereits mehrere Filme abgedreht wurden. Allzu lange dürfte es mit der Ausstrahlung also nicht dauern.

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