28.03.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Angst, Wut und Minderwertigkeitsgefühle - das sind einige der Folgen für die Kinder suchtkranker Eltern bei Alkohol- oder Drogenkonsum. Die "37°"-Reportage des ZDF zeigt persönliche Auswege aus der Notlage.
Angst, Hilflosigkeit und schließlich auch Wut und Aggressivität: alles Auswirkungen auf Kinder, wenn Eltern drogen- oder alkoholabhängig sind. Kinder schweigen, sie schämen sich anstelle der Eltern. Meist haben sie niemanden, mit dem sie sich aussprechen können, und immer wieder keimt in ihnen die Hoffnung auf, dass sich alles irgendwann zum Besseren wenden könnte. Die neue "37°"-Reportage "Vergiftete Kindheit - Wenn Alkohol die Familie belastet" (Regie: Laetitia von Baeyer-Nickol) zeigt - wie immer unkommentiert - an drei Beispielen betroffener Jugendlicher, dass es Auswege geben kann.
Tanja, Mandy und Nicolas sind inzwischen längst erwachsen, doch sie erinnern sich gut daran, wie schwer ihre Kindheit mit den drogenabhängigen Eltern war. Sie sind drei unter drei Millionen Kindern in Deutschland, die mindestens einen suchtkranken Elternteil haben (oder hatten). "Tanja, Mandy und Nicolas brechen ihr Schweigen - für die anderen, die bis heute unter den Erfahrungen ihrer Kindheit leiden", so die "37°"-Redaktion. Es ist schwer, aus der prekären Situation herauszukommen, trotz aller Jugendämter und Sozialstellen.
Die Kinder schämen sich für ihre Eltern. Die eigene Not zu melden, bedeutete für sie Verrat. Nicolas, der jetzt 23 ist, erzählt seine Geschichte nun freimütig vor der Kamera. Er schildert anschaulich, wie schwer es für ihn war, wenn die Eltern Alkohol oder Drogen genommen hatten. Die Mutter, sonst die liebste Mama, brach immer wieder in sich zusammen, wurde zur verwahrlosten Erscheinung. Der drogensüchtige Vater war Dutzende Male in stationärer psychiatrischer Behandlung. Er war nicht da, als die Mutter starb, Nicolas war da gerade zehn. Für ihn, sagt er heute, bedeutete es eine Befreiung. Er wird Sozialpädagoge, will anderen aus ihrer Notlage helfen.
Tanja, Krankenschwester, ist 38. Erst jetzt stellt sie fest, dass sie mit ihrer Helferrolle gegenüber ihrer süchtigen Mutter, die sie liebte, heillos überfordert war. Gegen den Willen ihrer Eltern ging sie irgendwann an die Öffentlichkeit, die Eltern brachen daraufhin den Kontakt zu ihr ab. - Anders Mandy, die heute 47 ist. Ihr Vater kam immer wieder betrunken nach Hause. Die Mutter ging irgendwann, da war Mandy gerade 16 Jahre alt. Sie entschied sich damals, beim Vater zu bleiben. Sie kämpfte mit ihren ambivalenten Gefühlen zu ihm, führte für ihn den Haushalt, putzte und kaufte ein.
Bleiben oder gehen - oder kämpfen, als dritte Lösung? Da hat wohl doch Nicolas nach allen schlimmen Erfahrungen das meiste Glück gehabt. Er hat sich Hilfe gesucht und auch gefunden. "Meine Botschaft ist einfach", so sagt er rückblickend: "Sucht euch Hilfe!" Und: "Du entscheidest, wie dein Leben läuft und nicht deine Eltern. Und du bist auch nicht schuld an ihrer Krankheit."