17.10.2024 von SWYRL/Franziska Wenzlick
"Es ist schon ein großes Thema bei den Öffentlich-Rechtlichen, dass wir ausgeglichen sind", verrät Salwa Houmsi im Podcast "Politik mit Anne Will". Mit der Ex-ARD-Talkerin spricht die "Aspekte"-Moderatorin zudem über die Annahme, junge Leute seien grundsätzlich feministischer und aufgeklärter.
"Ich will über Feminismus reden", sagt Anne Will in der aktuellen Ausgabe ihres Podcasts "Politik mit Anne Will". Zu diesem Zweck hat die ehemalige ARD-Talkerin eine Kollegin aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eingeladen: Salwa Houmsi moderiert seit mehr als zwei Jahren das ZDF-Kulturmagazin "Aspekte", ist selbst Podcasterin und gerade einmal 28 Jahre alt. "Ist die Generation meines heutigen Gastes feministischer, als es meine war?", möchte Will deshalb wissen.
Nein, glaubt Houmsi. "Dieses Klischee ist: Oh, das sind die Boomer, die haben das nicht so verstanden", sagt sie und stellt klar: "Es ist eben nicht so einfach, dass die Boomer alle diese hängengebliebenen, sexistischen, rassistischen Leute sind und die jungen Menschen sind alle total antikapitalistisch und über Rassismus und Feminismus aufgeklärt." Sie bezweifle, dass ihre Generation überhaupt "so viel feministischer" sei. "Es ist nicht so, als wären wir die 'besseren Menschen'."
Für Anne Will hingegen ist durchaus ein Unterschied je nach Altersgruppe erkennbar. "Ich glaube auf jeden Fall, dass ihr aufgeklärter seid. Und auch oft präziser in dem, was ihr euch angewöhnt habt, was man sagt und nicht sagt, wie man es sagt, wie feinfühlig, wie aufmerksam du da bist." Sie selbst sei 1966 geboren: "Wir waren da nicht so geübt darin und sind doch oft ein bisschen gröber unterwegs."
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Salwa Houmsi: "In manchen Dingen müssen wir uns lockerer machen"
Houmsi, die 30 Jahre jünger ist als Anne Will, gibt sich verständnisvoll: "Ich finde es komplett okay, wenn Leute das nervig finden. Da kommen so nervige junge Leute und erheben die ganze Zeit den Zeigefinger." Auch ihr selbst sei "manchmal alles zu viel, alles ist irgendwie problematisch".
Die junge Journalistin glaubt: "In manchen Dingen müssen wir uns lockerer machen." Sie wünsche sich einen "Austausch auf Augenhöhe"; auch junge Menschen müssten verstehen und akzeptieren, "dass andere Leute Dinge anders sehen, weil sie anders aufgewachsen sind". Houmsi selbst habe "nicht diesen Anspruch, Leute zu verändern, sondern im besten Fall einen neuen Denkanstoß zu geben".
Grundsätzlich sei - generationenübergreifend - zu beobachten, dass "alle immer rechter" und die Debatten immer schärfer werden, erklärt Houmsi zudem. Eine besorgniserregende Entwicklung, die auch an ihrem Arbeitgeber - dem ZDF - nicht spurlos vorbeigehe. "Wenn wir über die aktuelle politische Lage sprechen, dürfen wir nicht vergessen, dass das natürlich auch bei den Produktionsfirmen und den Sendern ankommt", betont sie. Es sei "schon ein großes Thema bei den Öffentlich-Rechtlichen, dass wir ausgeglichen sind. Dass wir eben nicht diesem Vorwurf in die Karten spielen, links-grün-versifft zu sein." Dies halte Houmsi für "richtig und absolut wichtig".