25.01.2025 von SWYRL/Jonas Decker
Vier schwer verdauliche Stunden: ARTE zeigt "Die Ermittlung" in ungekürzter Fassung als TV-Premiere. Der Film über die Frankfurter Auschwitzprozesse, der 2024 auch im Kino lief, basiert auf dem bekannten gleichnamigen Theaterstück von Peter Weiss aus dem Jahr 1965.
Mag sein, dass manche bei diesem Film nicht bis zum Ende durchhalten. Und das liegt nicht an der Spielzeit von insgesamt vier Stunden. Von 1963 bis 1965 fanden die ersten Frankfurter Auschwitzprozesse statt, bereits im Jahr 1965 brachte Peter Weiss im Rahmen einer breit angelegten Ring-Aufführung (unter anderem in London) sein berühmtes Theaterstück "Die Ermittlung" auf die Bühne, das auf Protokollen der Prozesse basierte. Sieben Jahrzehnte später hat Regisseur RP Kahl einen Film daraus gemacht.
Ein dunkler Raum, eine Frau berichtet: "Der Offizier, der uns einteilte, war sehr freundlich. Ich fragte ihn, wohin denn die anderen gingen. Und er antwortete: 'Die gehen jetzt nur baden." Alleine diese zehn Sekunden lassen schaudern, und doch ist es nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was RP Kahl da mit seinen Kameras eingefangen hat. Ein Richter, ein Staatsanwalt, ein Verteidiger, 18 Angeklagte, insgesamt 39 Zeugenaussagen, und immer wieder geht es um das eigentlich unbeschreibliche Grauen von Auschwitz.
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Bruch mit modernen Filmkonventionen
"Dokumentarisches Theater", so nennt sich der Stil, mit dem Peter Weiss seinerzeit arbeitete. RP Kahl blieb bei seiner Inszenierung, die 2024 in einigen Kinos lief, dicht dran an diesem Konzept und bricht so auch klar mit den Konventionen des modernen Films. Seine "Ermittlung", umgesetzt mit Promi-Schauspielern wie Tom Wlaschiha, Clemens Schick und Christiane Paul, setzt auf eine minimalistisch-reduzierte Ausstattung und wirkt in vielen Momenten eher wie ein Theaterstück als wie ein Film. Zur besonderen Wirkung trägt auch der bewusst nüchterne und doch immer wieder erschütternde Vortrag der Darstellerinnen und Darsteller bei, wenn sie als Zeugen ihre Erfahrungen und Erlebnisse schildern. "Am Ende der Rampe war der Himmel rot gefärbt. Der Rauch roch süßlich und versengt." Am Set soll es im Rahmen der fünftägigen Dreharbeiten immer wieder kleine Zusammenbrüche gegeben haben.
ARTE zeigt "Die Ermittlung" genau 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz (27. Januar 1945) als Free-TV-Pemiere. Nach mehreren Dokumentationen und Filmen im Januar schließt RP Kahls viel gelobte Inszenierung einen entsprechenden Themenschwerpunkt bei dem öffentlich-rechtlichen Kultursender ab. In der ARD Mediathek steht "Die Ermittlung" als serielles Format in elf Episoden ebenfalls ab Montag, 27. Januar, zum Abruf bereit.