Schuld nach Ferdinand von Schirach (1) - Mi. 19.06. - 3sat: 22.25 Uhr

Brillante Blicke in menschliche Abgründe

17.06.2024 von SWYRL/Jasmin Herzog

Rätselhafte Taten, menschliche Abgründe - und die Frage nach der "Schuld": Die exzellenten Kurzfilme nach Geschichten Ferdinand von Schirachs zeigen, dass auch deutsche Fernsehformate brillant sein können. Wer die Erstausstrahlung verpasst hat, bekommt nun eine zweite Chance.

Es gibt wenige Vorlagengeber und Hosts, deren Name gleich im Titel eines TV-Formats genannt werden. "Germanys Next Topmodel by Heidi Klum" wäre ein solcher Fall - und Ferdinand von Schirach. Nachdem das ZDF 2013 aus dessen Bestseller "Verbrechen" eine starke TV-Serie machte, folgte mit "Schuld nach Ferdinand von Schirach" 2015 gleich das nächste Format, das auf den Kurzgeschichten des ehemaligen Strafverteidigers beruhte. Die "Schuld"-Geschichten, die in Teilen an eigene Erfahrungen von Schirachs als Strafverteidiger angelehnt sind, werfen einen konzentrierten Blick in die Abgründe menschlicher Seelen. 3sat zeigt die erste Staffel der erfolgreichen Reihe, die insgesamt drei Durchgänge bekam, nun als Wiederholung.

Moritz Bleibtreu spielt in seiner ersten TV-Rolle seit den 90-ern den Anwalt Friedrich Kronberg. Der soll etwa in der ersten Folge "Der Andere" einen Mann (Devid Stresow) verteidigen, der scheinbar aus dem Nichts vom Softie zum Beinahe-Totschläger wird. Der Advokat vertritt den Täter vor Gericht - wie im weiteren Verlauf des (angenehm) verstörenden Formats auch andere Klienten. Doch nicht der Star-Schauspieler Bleibtreu ist hier der große Kracher: Es sind vor allem die Verbrecher und Opfer, manchmal befinden sie sich in Personalunion, die "Schuld" zu einer ausgezeichneten Krimiserie werden lassen.

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Angenehm verstörend

Das Faszinierende an den Geschichten von Schirachs ist nicht nur, dass sie aus wahren Versatzstücken aus der Praxis eines oder mehrerer Strafverteidiger zusammengesetzt sind. Dies allein dürfte den unglaublichen Erfolg der Bücher nicht erklären. Hinzukommen die lakonische Schilderung und ein ungewöhnlich konzentrierter Blick des Autors. Jeder der Filme erzählt eine autarke Geschichte mit eigenen Protagonisten, deren skurril finstere Lebenswege im Spiegel juristischer Straftaten betrachtet werden. In sämtlichen Folgen entsteht ein existenzialistischer erzählerischer Sog. Sie wirken gerade in der Welt des deutschen "Übersichtlichkeits"-Fernsehens angenehm verstörend, zumindest aber subtil beunruhigend.

Den zweiten Teil der sechsteiligen Reihe zeigt 3sat am Mittwoch, 26. Juni, 22.25 Uhr. Die Episoden drei bis fünf sind am Mittwoch, 3. Juli, ab 22.25 Uhr zu sehen. Der sechste und finale Teil läuft am Mittwoch, 10. Juli, 22.25 Uhr.

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